Der höfliche Harald

  • Berlin
  • Erschienen: Januar 1999
  • 0
  • Berlin: Berlin, 1999, Titel: 'Der Höfliche Harald', Seiten: 180, Originalsprache
Der höfliche Harald
Der höfliche Harald
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Kora Kutschbach
701001

Belletristik-Couch Rezension vonSep 2011

Die Welt mit Kinderaugen sehen

Der junge Harald wird von seiner resoluten Mutter in die Welt geschickt, um dort zum Helden zu werden. Erst wenn er diese Mission erfüllt hat, solle er sich mit einer Braut an seiner Seite wieder in ihr Haus wagen. Daraufhin stolpert Harald unbeholfen los und begegnet wenig später dem Seebären Käpt'n Drago, der ihn zu einer Reise an Bord seines Schiffes einlädt. Für Harald beginnt damit ein Abenteuer, das er sich nie hätte träumen lassen. Schließlich erwarten den Jungen drei kaum in Zaum zu haltende Mäuse, der mächtige König Ratzeputz und die unglaubliche Vermählung mit einer Braut, die Harald sich schon anders vorgestellt hatte.

Sibylle Lewitscharoff ist eine renommierte deutsche Autorin mit bulgarischen Wurzeln. Sie studierte Religionswissenschaft und war anschließend als Buchhalterin tätig. Die Grundsteine für ihre schriftstellerische Karriere legte sie mit dem Schreiben von Hörspielen. Mittlerweile kann Sibylle Lewitscharoff auf eine Bandbreite an publizierten Essays und Romanen und gleichermaßen auf eine Vielzahl von erhaltenen Auszeichnungen zurückblicken.

Die Vorliebe für eine generationsübergreifende Unterhaltung sowie die Anlehnung an die Nonsens-Literatur wird in ihrem Werk Der höfliche Harald deutlich. Diese Geschichte für Jung und Alt spiegelt eine bunt illustrierte Weltgewandtheit und kuriose Fantasie wider.

Bei Der höfliche Harald handelt es sich um eine spritzige Geschichte, die sowohl durch ihre ausgefeilte Rhetorik als auch durch eine lebendig ausgestaltete Handlung voller Sinn und noch mehr Unsinn geprägt ist. Die Nähe zu den Werken des US-amerikanischen Kinderbuchautoren Dr. Seuss, der ebenfalls durch Wortakrobatik und aberwitzige Anekdoten begeisterte, ist spürbar. 

Dieses Buch der Sibylle Lewitscharoff lässt Welten aufeinander prallen: Der schüchterne, wohlerzogene Harald gerät in ein Abenteuer, das für Irrungen und Wirrungen sorgt. Wie es seine titelgebende Eigenschaft verrät, ist Harald höflich. Oftmals zu höflich, um sich zu erheben. Daher ergibt er sich seinem Schicksal und wird von einer Reihe beharrlicher Weggefährten wie Schoumou, der Echse, und dem Mäuse-Trio durch die Handlung getragen.

Das Ensemble der kunterbunten und skurrilen Charaktere erweckt eine Geschichte zum Leben, deren Fortgang unvorhersehbar ist. Trifft Harald zu Beginn seiner Reise in den Norden auf den rauen Käpt'n Drago, begegnet er dann einem vorlauten Mäuse-Trio und endet schließlich ungewollt als Bräutigam in einer Froschgesellschaft.

Die ausgeprägte Ideenvielfalt und Wortgewandtheit der Autorin tragen ihren Teil zur illustren Unterhaltung und der Untermalung der Figuren bei.

Angefangen bei den Namen wie Sidonie-Isabell, Sidonie-Karamell und Sidonie-Grisaline über charakteristische und den tierischen Protagonisten in den Mund gelegte Redensarten à la "Wenn der Herr warrrten möchtäää", sagte das Krokodil bis hin zu markant kuriosen Aussprüchen wie "Charakterkopf, Gulaschkopf" zieht sich die Originalität durch das Buch.

Konzentration beim (Vor-) Lesen ist demnach ebenso gefordert, wie das Schmunzeln und der Knoten in der Zunge inklusive sind.

Die Abenteuer des Harald werden mithilfe von Illustrationen, die an eine Mischung aus Cartoons und Aquarellen erinnern, unterlegt. Wie ein roter Faden ziehen sich die von der Autorin selbst gestalteten Bilder durch das Buch und komplettieren auf diese Weise die Geschichte, die einer Wundertüte gleichkommt.

Mit Der höfliche Harald beweist Sibylle Lewitscharoff großes und vor allem unterhaltsames Geschick im Umgang mit unserer Sprache. Drollige Wortgewandtheit geht darüber hinaus einher mit einer dynamischen Handlung und einem liebenswerten kleinen Protagonisten. Eine Kombination, die durch ihre erfrischende und unkonventionelle Art Leser allen Alters zu begeistern vermag.

Der höfliche Harald

Sibylle Lewitscharoff, Berlin

Der höfliche Harald

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