Die Frau von dreißig Jahren

  • Rowohlt
  • Erschienen: Dezember 1844
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  • Paris: Furne, 1842, Titel: 'La Femme de trente ans', Originalsprache
  • Berlin: Verlag der Nationen, 1958, Seiten: 205, Übersetzt: ?
  • Berlin: Volk und Welt, 1967, Seiten: 124, Übersetzt: Werner Blochwitz
  • Saarbrücken: Saar-Verlag, 1947, Seiten: 100, Übersetzt: Erich Noether
  • Hildesheim: Jugend und Volk, 1950, Seiten: 280, Übersetzt: Walter Heichen
  • Hamburg: Rowohlt, 1951, Seiten: 161, Übersetzt: Erich Noether
  • Wiesbaden: Agrippina, 1960, Seiten: 190, Übersetzt: Siever Joh. Meyer-Berghaus
  • Berlin: Rowohlt, 1924, Seiten: 287, Übersetzt: Erich Noether
  • Zürich: Classen, 1946, Seiten: 324, Übersetzt: Walter Widmer
  • Weimar: Kiepenheuer, 1918, Seiten: 250, Übersetzt: Hedwig Lachmann
  • Leipzig: Reclam, 1919, Seiten: 236, Übersetzt: H. Meerholz
  • Leipzig: Wigand, 1920, Seiten: 189, Übersetzt: Otto Flake
  • Berlin: Verlag der Schillerbuchhandlung, 1926, Seiten: 320, Übersetzt: Edmund Th. Kauer
  • Leipzig: H. Fikentscher, 1929, Seiten: 252, Übersetzt: Erich Noether & Otto Görner
  • Berlin: Weichert, 1913, Seiten: 280, Übersetzt: Walter Heichen
  • Zürich: Diogenes, 1977, Seiten: 286, Übersetzt: Erich Noether
  • Frankfurt am Main: Insel, 1980, Seiten: 281, Übersetzt: Werner Blochwitz
  • Hamburg: Melchert, 1981, Seiten: 160, Übersetzt: Gisela & Alfred Prugel
  • Leipzig; Weimar: Kiepenheuer, 1983, Seiten: 245, Übersetzt: Hedwig Lachmann, überarbeitet von Erika Wesemann
  • München: Goldmann, 1986, Seiten: 213, Übersetzt: Ernst Sander
  • Stuttgart: Reclam, 1992, Seiten: 262, Übersetzt: Konrad Harrer
  • Frankfurt am Main: Insel, 1996, Seiten: 232, Übersetzt: Hedwig Lachmann, überarbeitet von Erika Wesemann
  • Frankfurt am Main: Insel, 1997, Seiten: 232, Übersetzt: Hedwig Lachmann, überarbeitet von Erika Wesemann
  • Beltershausen: Verlag und Studio für Hörbuchproduktionen, 1999, Seiten: 4, Übersetzt: Gudrun Landgrebe, Bemerkung: in der Übersetzung von Marie Spiro
  • Frankfurt am Main: Insel, 2004, Seiten: 232, Übersetzt: Hedwig Lachmann
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2008, Seiten: 219, Übersetzt: Hedwig Lachmann, überarbeitet von Lea Katharina Ostmann
  • Rudolstadt; Berlin: Greifenverlag, 2009, Seiten: 233, Übersetzt: Hedwig Lachmann
  • Bremen: Europäischer Literaturverlag, 2011, Seiten: 176, Übersetzt: ?
  • Hamburg: Rowohlt, 1845, Übersetzt: Erich Noether
Die Frau von dreißig Jahren
Die Frau von dreißig Jahren
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Daniela Loisl
901001

Belletristik-Couch Rezension vonNov 2011

Ein Sittengemälde des frühen 18. Jahrhunderts mit feinpsychologischer Analyse

Julie ist eine junge lebensfrohe Frau und verliebt in den attraktiven Offizier Marquis d´Aiglemont. Ihr Vater versucht ihr die Augen zu öffnen, da er meint, dass der Offizier lediglich ein Blender sei und Julie mit ihm nicht glücklich werden kann. Julie schlägt jedoch alle Warnungen in den Wind und heiratet Victor d`Aiglemont. Die Ehe währt nicht lange, als sich Julie eingestehen muss, dass ihr geliebter und inzwischen  leider verstorbener Vater recht hatte. Sie ist todunglücklich an der Seite ihres Mannes. Höfflich und ohne Fehl und Tadel, aber ebenso langweilig empfindet sie nun den so umschwärmten Offizier. Sie versucht emotional aus der Ehe auszubrechen und es scheint ihr auch zu gelingen, als sie Lord Arthur Grenville, einen Arzt, von dem sich d`Aiglemont erhofft, dass er seine Frau von der Melancholie heilen kann.

Schritt für Schritt führt Balzac den Leser heran an die Geschichte. Stellt ihm die Figuren nacheinander vor und erlaubt ihm, die Entwicklung derselben hautnah mit zu verfolgen. Julie, eine noch sehr junge, unerfahrene aber sehr lebenslustige Frau setzt ihren Kopf durch und heiratet den von ihr so umschwärmten Reiteroffizier. Für die damalige Zeit ungewöhnlich, dass eine Frau ihren Bräutigam selbst wählt, aber dennoch nicht unmöglich. Ganz leise kommt einem der Verdacht, dass Balzac auch zeigen will, welche Fehlentscheidung so junge Frauen mitunter treffen können, wenn sie nicht von ihren Eltern, besser gesagt ihrem Vater, geführt werden. Es dauert nicht lange, bis man in Julie eine deprimierte und unglückliche Frau erkennt, die ihn Selbstzweifel und Melancholie verfällt. Erst Julies Affären – die nie direkt, sondern stets nur fein umrissen werden -  lassen sie wieder erwachen, wenngleich oft nur kurzfristig

Sehr viel Wert legt der Autor auf eine genaue psychische Analyse und man ist oft bass erstaunt, woher er das Wissen um die weibliche Psyche denn nimmt. Zweifelsfrei sind Balzacs Beschreibungen sehr treffend, schon beinah unheimlich nahe dem intimsten Inneren einer Frau, sodass man sich unweigerlich fragt, was er denn selbst erlebt hat, um solche Gefühle so pointiert benennen zu können. Er beschreibt, analysiert und philosophiert so exorbitant, dass man schier das Gefühl bekommt selbst in Julies Körper zu stecken.

Sind Balzacs Bücher auch nach wie vor wunderbar zu lesen, so lässt sich bei seinen Texten jedoch nicht verhehlen, dass er ein "Kind der Zeit" ist. So stellt er Julie auch als unglücklich dar, weil sie sich praktisch nicht als Frau fühlen kann, da sie ihren Mann ständig beraten "muss" und mehr oder weniger das Zepter in der Hand hält (oder halten muss, der er eben nicht der Intelligenteste ist). In manchen Sätzen wird Balzacs Ansicht, oder besser gesagt die Meinung der damaligen Gesellschaft besonders deutlich.

"Der wichtigste und entscheidendste  Schritt im Leben der Frauen ist gerade der, den eine Frau immer als den unbedeutendsten ansieht. Wenn sie verheiratet ist, gehört sie sich nicht mehr, sie ist Königin und Sklavin des häuslichen Herdes. […] Die Frauen emanzipieren heißt sie verderben."

 Alleine diese wenigen Sätze verdeutlichen die damalige gesellschaftliche Meinung sehr deutlich. War eine Frau wie Julie erst mal verheiratet, hatte sie keine Chance mehr sich aus diesem (in manchen Fällen auch goldenen) Käfig zu befreien.

Julies Kampf in ihrem selbst gewählten Gefängnis ist aussichtlos und so flüchtet sie sich in Affären, die natürlich, der damaligen Zeit entsprechend, Balzac mehr andeutet  als beschreibt. Dennoch kann der aufmerksame Leser alles zwischen den Zeilen herausfiltern und letztendlich liegen Julies Ehe und Affären klar wie ein offenes Buch vor einem.

Das ganze tragische Leben der Protagonistin lässt Balzac schließlich in einem Fiasko mit Julies Tochter Héléne enden. Er baut eine Bühne, auf dem die Darsteller die Rolle ihres Lebens spielen und legt sein ganzes Pathos, typisch für Balzac und seine Zeit, in die Szenerie.

"Eine Frau von dreißig Jahren" ist ein Buch das, wenn es auch leicht zu lesen ist, nicht für Zwischendurch geeignet ist. In diesem Roman wird die extrem feste Schnürung des damals sehr engen gesellschaftlichen Korsetts deutlich und dieses braucht die voll Aufmerksamkeit, um die Ängste und Nöte die es mit sich zog, in vollem Umfang zu begreifen.

Die Frau von dreißig Jahren

Honoré de Balzac, Rowohlt

Die Frau von dreißig Jahren

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