Dem Leben zuhören, der Rest kommt von allein...
Wenn man in Tranquility geboren wird, ist das weitere Leben eigentlich schon genau voraussehbar. Man wird geboren, wird mit sechs Jahren eingeschult, schließt die Schule ab und wird später den Beruf des eigenen Vaters ergreifen. Selbst heiraten, Kinder bekommen in die Kirche gehen, das restliche Leben geht vorbei und der Kreislauf beginnt mit der nächsten Generation wieder von vorne...
Anders jedoch Green Talbot. Auch er entspricht zunächst den Erwartungen seiner Eltern, Lehrer, des Pastors. Eine Besonderheit hat er jedoch: Er ist in der Lage zuzuhören, den Menschen, Tieren, vor allem aber sich selbst.
Er beginnt, die verfahrenen Gewohnheiten und Ansichten seiner Mitmenschen zu hinterfragen, bekommt Zweifel an ihrer Richtigkeit und widersetzt sich den gesetzten Grenzen. Begibt er sich zunächst nur bis in den verbotenen Wald, der voller Gefahren sein soll, denen jedoch nie jemand persönlich begegnet ist. Als er gegen den Willen seiner Mitmenschen das Dorf verlassen will, hat er die Wahl: Entweder geh oder bleib, ein Zurück wird es nicht geben! Für Talbot ist die Entscheidung klar: Lieber nie wieder zurückkehren können, als ausschließlich auf das Ende des Lebens hinsteuern ohne je gelebt und erlebt zu haben.
An dieser Stelle beginnt seine abenteuerliche Reise, die ihn von England nach Amerika, zurück nach Europa, Frankreich und schließlich bis nach Italien führen wird. Er muss in den Krieg, wird von Piraten über Bord ins Meer geworfen und lernt dadurch, wie Fische zu atmen. Seine Fähigkeit zuzuhören ermöglicht ihm die Freundschaft zu Vögeln, die ihm viele Weisheiten des Lebens vermitteln und das Vertrauen der Menschen. Er führt nicht nur ein ruinöses Geschäft wieder auf den Erfolgsweg, sondern steigt bis in die Führungsebene eines Weltkonzerns auf.
Immer mehr merkt er jedoch, worauf es ihm vor allem ankommt: Die Begegnungen mit Menschen, Freunden und Wegbegleitern, die ihn auf seiner Reise begleiten.
Unbefangen und voller Vertrauen an das Gute glaubend, lässt er sich auch durch Rückschläge, wie etwa die gefährliche Situation mit den Piraten nicht entmutigen und erfährt in den meisten Fällen Liebe und Zuneigung. Aber mehr noch: Es gelingt ihm, die Menschen zu verändern, seine positive Naivität zieht sie mit und lässt auch sie an seiner Lebensfreude teilhaben.
Genau diese Fähigkeit hat auch der Roman. "Die Symphonie des Augenblicks überzeugt durch seine naive Leichtigkeit, die viele Menschen in der heutigen Gesellschaft wohl oft vermissen. Das Leben leben und sich von der eigenen Intuition leiten lassen, wie das geht zeigt Green Talbot. Nicht wissend. was kommt und ohne Sicherheiten lässt er sich auf Menschen und Orte ein und wird belohnt.
Die Geschichte wirkt appellativ und spricht den Leser an, sein eigenes "Tranquility" zu verlassen und sein Leben zu leben.
Mattia Signorini gelingt ein Roman, der auf einfache Weise Geborgenheit und Zuversicht vermittelt und in eine andere Welt mitnimmt. Der Autor erzählt liebenswert und einfühlsam, gleichzeitig bekommt der Roman auf diese Weise seinen ganz besonderen Charme, indem er in einer Mischung aus unmöglichen und möglichen Wendepunkten zeigt, wie sehr es sich lohnen kann dem Bauchgefühl zu folgen, denn wer kann schon planen, unter Wasser atmen zu lernen um zu überleben?
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