Kleine Mäusedame mit großer Klappe
Wer sagt denn, dass Erwachsene sich nicht auch einmal ein schön illustriertes Buch gönnen dürfen? Was man als Kind geliebt hat, darf man gern auch weiterhin ins Bücherregal stellen. Das dachte sich wohl auch Hanns Zischler, der nun eine amüsante Mäusegeschichte vorlegt und diese durch Pinselzeichnungen von Hanno Rink farbenfroh illustrieren ließ. So darf man sich wunderbar unterhalten fühlen bei diesem Märchen für Erwachsene.
Hanns Zischlers kurzweilige Erzählung, in deren Mittelpunkt eine Maus namens Lady Earl Grey und der Erzähler Russla stehen, beginnt an einem Wintermorgen. Russla trifft schlaftrunken die Königin der Mäuse auf der Treppe, wo sich ein witziges Geplänkel über Literaten, Redensarten, Katzenklappen, Computermäuse und die Großfamilie von Mylady Maus entwickelt, was natürlich die vorlaute Mäusedame dominiert.
Um dem Hin und Her zwischen Mann und Maus besser folgen zu können, sind sogar die Dialoge angepasst und wurden in verschiedenen Schriftgrößen gedruckt, so dass man genau weiß, wann die kleine Maus ihre großartigen Sprüche macht. So wirkt Lady Earl Grey doch ziemlich aristokratisch und altklug, was den einen oder anderen Schmunzler verursacht.
Als der etwas dümmliche rote Kater Rotpetar dazwischen platzt, wird es noch vergnüglicher. Man erfährt, dass es auch bei Katzen Sonderschüler gibt und was "Natürliche Mauslese" bedeutet. Schließlich geht es auch ums Geschäftliche. Ein Miet- und Pachtvertrag soll zwischen Russla und Lady Earl Grey ausgehandelt werden. Wer dabei den Kürzeren zieht, sollte man einfach selbst nachlesen.
Jedes Mal beim Weiterblättern freut man sich auf die wunderbaren Pinselzeichnungen von Hanno Rink, die eine fast kindliche Freude wecken. Da fragt man sich, ab welchem Alter uns die Literatur diese Freuden der Bebilderung eigentlich vorenthalten hat.
Hanns Zischler, der als Publizist, Fotograf und Schauspieler tätig ist, veröffentlichte schon einige Bücher, darunter den Comic "Aus der Nachwelt". Hanno Rink, Maler, Grafiker und Illustrator machte sich vor allem mit der erfolgreichen die 3 ???-Serie einen Namen. Beiden möchte man gern sofort die Fortsetzung von "Lady Earl Grey" in Auftrag geben. Denn der einzige kleine Wermutstropfen an dem Büchlein ist, dass man bei den gerade einmal 64 Seiten viel zu schnell am Ende ist.
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