Schwarze Erdbeeren

  • : Nagel & Kimche, 2012, Titel: 'Schwarze Erdbeeren', Seiten: 176, Originalsprache
Schwarze Erdbeeren
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Birgit Stöckel
791001

Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2012

Ein Buch über die Liebe und ihre verschiedenen Facetten

"Schwarze Erdbeeren" ist ein Band von Erzählungen der Autorin S. Corinna Bille, die am 29. August 2012 100 Jahre alt geworden wäre, und der sie bei seinem Ersterscheinen 1968 über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus bekannt machte.

Geboren und aufgewachsen im französischsprachigen Kanton Wallis blieb sie diesem ihr Leben lang verbunden und kehrte nach einigen Jahren wieder in ihre Heimat zurück. Das Wallis ist es auch, in dem sie ihre Erzählungen in diesem Band ansiedelt und in die sie Beschreibungen seiner Landschaft einfließen lässt.

Allen den neun Geschichten in "Schwarze Erdbeeren" ist ein zentrales Thema gemein: Die Liebe. Dabei geht es allerdings nicht um in die romantische, große und immerwährende Liebe, die zwangsläufig ein Happy-End haben muss. Ganz im Gegenteil: Erfüllung und Glück finden sich in keiner der Geschichten, es handelt sich meistens um unerfüllte Liebe oder um ein Liebesglück, das am Ende zerschlagen wird.

Dabei werden alle Facetten der Liebe behandelt: Die geheime Liebe zu einer Verheirateten, die Liebe zu einem Kind, die eingebildete Liebe und auch die (unwissentliche) Liebe zwischen Geschwistern.

Eingebettet sind alle Erzählungen in das Leben der einfachen Leute im Wallis. Traditionen, Bräuche, Dorfgemeinschaften und die ihnen eigenen Dynamiken spielen häuig mit hinein und zeigen über die Liebe hinaus noch eine Bandbreite weiterer menschlicher Gefühle, wie die erwachende Sexualität eines jungen Mädchens, Eifersucht und Häme. 

Gekonnt spielt S. Corinna Bille mit der Sprache, drückt manches nicht nur durch das Erzählte an sich und den Beschreibungen aus, sondern auch durch den Umgang mit der Sprache, wobei sicherlich einiges durch die Übersetzung (gezwungenermaßen) verloren geht, wie man bei weiterführender Beschäftigung mit der Autorin und ihren Texten feststellt. Ein schönes Beispiel dafür ist im Nachwort aufgeführt.

Manchmal ist die Sprache allerdings auch sehr geschraubt, manchmal schon fast konstruiert, was es zwischendrin schwierig macht, der Geschichte zu folgen oder zu verstehen, was genau einem als Leser gesagt werden soll.

"Schwarze Erdbeeren" ist kein Band von Erzählungen, die man einfach so runter lesen kann, in denen man sich müde und erschöpft verlieren kann und bei denen man sich romantischen Träumereien hin geben kann. Man muss sich darauf einlassen können, man muss sich konzentrieren, nachdenken, manches auch zweimal oder öfter lesen.

Das Buch fordert seine Leser. Und ja, manchmal überfordert es sie auch.

Ergänzt wird dieser Band an Erzählungen durch Anmerkungen zur Jugend der Autorin und einem ausführlichen Nachwort von Monique Schwitter, einer Deutsch-Schweizerischen Schriftstellerinn und früheren Schauspielerin, sowie einer Liste der im Nachwort zitierten Literatur.

Schwarze Erdbeeren

S. Corinna Bille, Nagel & Kimche

Schwarze Erdbeeren

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