Der Titel ist die halbe Miete

  • München : C. Bertelsmann, 2008, Seiten: 174, Originalsprache
  • München: btb, 2010, Seiten: 174, Originalsprache
  • Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2009, Seiten: 1, Übersetzt: Harald Martenstein, Bemerkung: Gekürzte Autorenlesung
Der Titel ist die halbe Miete
Der Titel ist die halbe Miete
Wertung wird geladen
Lutz Vogelsang
801001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2011

Kolumnen für den Nachttisch

Wie wohl viele andere Leser auch, bin ich sehr froh, dass das ZEIT-Magazin vor einigen Jahren neu aufgelegt wurde. Und ich weiß von vielen Bekannten, dass so ziemlich jeder ein festes Ritual hat, eine besondere Reihenfolge, in der das Magazin durchgearbeitet wird. Bei mir fängt es (zugegeben, nach dem Schachrätsel!) mit der wöchentlichen Kolumne von Harald Martenstein an. Und das nicht nur, weil sie so ziemlich an erster Stelle im Heft kommt. Knapp 60 seiner Kolumnen aus der ZEIT sind mit Der Titel ist die Halbe Miete in Buchform erhältlich.

Martenstein, der neben seinem Engagement bei der ZEIT auch noch für andere Blätter, den Tagesspiegel etwa, oder Geo, hat als Kolumnist und Humorist schon einige Preise verliehen bekommen; unter anderem und vielleicht als prestigeträchtigsten den Henri-Nannen-Preis. Was ist es also, das Martenstein, der in der Rubrik Humor 2004 als Journalist des Jahres geehrt worden ist, auszeichnet?

Ist es sein profundes Wissen? Seine Kolumnen mit aktuellem Zeitbezug zeigen deutlich, dass er sich tiefgründig mit seinen Themen auseinander setzt, auch wenn das Ergebnis mitunter so salopp daherkommt, als hätte jemand bei einer beiläufigen Unterhaltung ein Tonband mitlaufen lassen. Oder sein Humor? Harald Martenstein hat ohne Zweifel einen besonderen Humor. Die Art, mit er er verschiedene Themen verknüpft, wie er scheinbar mühelos vom Höckchen auf's Stöckchen kommt und dennoch das Thema seiner Kolumne nicht aus den Augen verliert, ist einzigartig. Er scheint sich selbst nie wirklich ernst zu nehmen und stilisiert sich gerne zum Naiven, der an den der Komplexität und an den Skurillitäten der Welt verzweifelt.

Dementsprechend sind es auch meist nicht die ganz großen Tagesthemen, die Martenstein beschreibt, sondern die verwunderlichen Kurznachrichten, die einem selbst nie wirklich wichtig vorkommen. Dass CDU- oder SPD-Anhänger statistisch anders auf spezielle Schlüsselwörter wie "Gott" oder "Nacktheit" reagieren, ist ihm eine Kolumne wert. Auch der "Vergraulung" von Maulwürfen widmet er sich.

 

Der Maulwurf ist wegen seines süßen Aussehens bei Kindern beliebt, bei Gärtnern fast immer unbeliebt. Von ihrem Lebenswandel her sind Gärtner und Maulwurf ähnliche Geschöpfe. Beide graben gern, von der idealen Optik einer Rasenfläche aber haben beide Seiten unterschiedliche Ansichten.

 

Zum Thema "Vergraulung" hat sich nebenbei auch ein anderer Humorist zu Wort gemeldet. Dittsche hat sich seinerzeit Gedanken über den Problembären Bruno gemacht und sich auch allerlei Vergraulungsmaßnahmen ausgedacht. Das aber nur am Rande.

Es ist herrlich zu lesen, wie Harald Martenstein von der Wiederentdeckung der Geranie als Balkonpflanze über die deutsche Fußballnationalmannschaft schließlich das große Thema "Gerechtigkeit" ansteuert. Seine Betrachtungen scheinen oft alltäglich, sind jedoch niemals plump. Der Titel ist die halbe Miete ist eine geistreiche, amüsante Lektüre, die sich wegen der kurzen Kapitel perfekt für den Nachttisch oder das stille Örtchen eignet.

Der Titel ist die halbe Miete

Harald Martenstein, C. Bertelsmann

Der Titel ist die halbe Miete

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Der Titel ist die halbe Miete«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
The Crown - Staffel 3

Die Queen in ihrer vordergründig repräsentativen Rolle ist eine zeitgeschichtliche Ikone, sodass der Erfolg der seit 2016 bei Netflix laufenden Serie „The Crown“ nicht verwundert. Die dritte Staffel markiert allerdings einen Umbruch: Die Royal Family ist in den 60er-Jahren angekommen und viele Rollen werden neu besetzt, da auch die Blaublüter nicht vor dem Altern gefeit sind. Titel-Motiv: © Des Willie / Netflix

zur Film-Kritik