Für Deutsche kann Wien vor allem dann gefährlich werden, wenn sie sich von der vermeintlich selben Sprache einen Startvorteil erhoffen. Solch freudiger Erwartung wird hier mit allen Mitteln der Garaus gemacht. Seit Jahren zirkuliert die Anekdote von der naiven deutschen Studentin, die sich von ihren Wiener Bekannten mit einem frohgemuten "Sakalaa" zu verabschieden begann. Sie soll die mürrische Abschlussfrage der Supermarkt-Kassierinnen, "Sackerlaaa?" ("'ne Tüte auch?") für eine Grußformel gehalten haben; in einer Stadt, in der man sich mit "Babaaa" verabschiedet, gar nicht so abwegig. Und was taten die Wiener, als sie dahintergekommen waren? Sie grüßten die Ahnungslose fortan feixend mit "Sakalaa"; eine Eigenschaft, die der Philosoph Rudolf Burger in anderem Zusammenhang "zähnefletschende Herzlichkeit" nannte. Für das körperlose Quälen seiner Mitmenschen hat der Wiener übrigens annähernd so viele Worte wie der Eskimo für den Schnee: "sekkieren", "häkeln", "papierln", "pflanzen", "buserieren", "tratzen", "abschasseln" und so weiter. Und der Deutsche ist sein liebstes Versuchstier."
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