Ob informationssüchtiger Bernhard-Verehrer oder interpretationssuchender Bernhard-Forscher - für alle sind die unter dem Titel »Sätze« zusammengestellten Äußerungen von Thomas Bernhard die einzig legitime Quelle für sogenannte »authentische Aussagen« über sich und sein Werk. Zur Erinnerung: 1970 setzt er sich auf eine weiße Parkbank in Hamburg und spricht Sätze, die für alle Bernhard-Liebhaber und -Gegner zu einer Art Bibel geworden sind; etwa, er sei ein Geschichtenzerstörer, Friedhöfe und Schlachthäuser seien seine bevorzugten Aufenthaltsorte, er schreibe aus reiner Opposition gegen sich selbst. Aufgetaucht sind nun im Thomas-Bernhard-Archiv in Gmunden die Transkriptionen der kompletten Auslassungen Bernhards: sie machen gerade mal ein Drittel des ursprünglich Gesagten aus. Da ist also nachzulesen, in ungekürzten Selbstaussagen und im unredigierten Rededuktus - und erweisen sich als vergnügliche und lehrreiche Plaudereien in Bernhardscher Manier: an der Oberfläche lustig-humorvoll, verbergend die unbedingte Anstrengung, im Schreiben an die Grenzen des Sagbaren zu gehen.
Deine Meinung zu »Sätze«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!