Das Rosie-Projekt

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2013
  • 2
  • Berlin: Argon, 2013, Seiten: 5
Das Rosie-Projekt
Das Rosie-Projekt
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Kathrin Plett
851001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2014

Per Liste zur perfekten Frau!

Die große Liebe zu finden ist wirklich keine leichte Aufgabe. Trotz Speed-Dating, Single-Kochevents oder Kontaktanzeigen gibt es immer noch keine Garantie, dass der mögliche Kandidat  anschließend auch zu einem passt. Wäre es nicht super, beim ersten Treffen eine Liste parat zu haben um mit ihr die potentiellen Partner bereits beim ersten Kennenlernen auf Herz und Nieren prüfen zu können um auf diese Weise zukünftige Enttäuschungen und investierte Zeit zu vermeiden? Anders als die meisten anderen Menschen, die diese Idee wohl eher als befremdliches und mit wahrer Liebe kaum in Einklang bringendes Verfahren ansehen werden, ist Don Tillmann von seiner Idee begeistert. Seit Jahren ist er verzweifelt auf der Suche nach einer passenden Frau, doch keine konnte bisher seinen Ansprüchen genügen. Doch das soll jetzt anders werden, denn mit einer solchen Liste kann doch einfach nichts mehr schiefgehen, oder?

Graeme Simson ist ein international erfolgreicher IT-Berater.  Sein erster Roman Das Rosie-Projekt wurde zum internationalen Bestseller und in über 40 Länder verkauft. Simson ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Melbourne.

Don Tillmann ist nicht gerade jemand, den man sich unter einem flexiblen Menschen vorstellt. Nein, ganz im Gegenteil: Alles ist bei ihm bis aufs kleinste Detail durchgeplant und minutiös abgestimmt. Sport verbindet er mit einkaufen, um ja keine kostbaren Minuten zu verlieren, die Schlafdauer basiert auf wissenschaftliche Erkenntnisse und seine Mahlzeiten entsprechen dem von ihm so genannten "Standardmenüplan". Ein Plan, der für jeden Wochentag dauerhaft eine bestimmte Speiseauswahl vorsieht, die nährstoffgerecht passend ist. Eine Frau in den Plan zu integrieren ist echt kein leichtes Unterfangen, hinzukommt, dass sie seiner Gesundheit durch Rauchen oder andere schlechte Angewohnheiten nicht schaden soll.  Doch als Don durch Zufall auf Rosie trifft, gerät sein sorgsam konzipiertes Leben langsam aber sicher aus dem Gleichgewicht... Graeme Simson erzählt in seinem Debütroman die witzige und liebenswerte Geschichte des Asperger-Autisten Don Tillmann, der sich zwar für anders hält, aber sich der Diagnose nicht bewusst ist. Ein Fettnäpfchen jagt das nächste, beispielsweise als Rosie bei ihrem ersten Treffen fragt:

 

"Wo haben Sie den Korkenzieher versteckt?"
"Wein ist für Dienstag nicht vorgesehen."
"Scheiß drauf", sagte Rosie. Ihre Antwort entbehrte nicht einer gewissen Logik, denn ich würde heute wieder nur eine Portion des Abendessens zu mir nehmen. Dies war der letzte Schritt, um den Zeitplan des Abends ganz und gar über den Haufen zu werfen. Ich verkündete die Änderung. "Die Zeit wurde neu definiert. Vorherige Regeln sind außer Kraft gesetzt. Für die Rosie-Zeitzone erkläre ich Alkohol hiermit als verpflichtend."

 

Doch nicht nur inhaltlich überzeugt Graeme. Auch sprachlich greift er die Steifheit seines Protagonisten auf, etwa in Gesprächen oder wenn er ihn über sich selbst reflektieren lässt und sich wie von außen analysiert, anstatt seinen Gefühlen zu folgen. Beispielsweise, als er über sein Projekt, Rosie bei der Suche ihres richtigen Vaters zu helfen, nachdenkt :

 

"Der Grund meiner Verwirrung lag darin, dass ich es mit einer Gleichung mit großem Negativwerten zu tun hatte – insbesondere die Störungen meines Terminplans – und großen Positivwerten – den daraus folgenden vergnüglichen Erfahrungen. Meine Unfähigkeit, diese Faktoren exakt zu quantifizieren, führte dazu, dass ich kein Endergebnis berechnen konnte – und ob es positiv oder negativ war. Auch die Fehlertoleranz war beträchtlich. Ich klassifizierte das Vaterprojekt als im Ergebnis unbestimmbar und wertete es als die schwerwiegendste Störung." 

 

Anders als sich jetzt auf den ersten Blick eventuell vermuten ließe, liest sich das Buch flüssig, da Sprache und Inhalt gut miteinander harmonieren und sich gegenseitig unterstützen.

Alles in allem ist Das Rosie-Projekt von Graeme Simsion ein gelungener Debüt-Roman, der durch seinen liebenswerten und etwas trotteligen Protagonisten besticht. Viele komische und wirklich witzige Stellen machen das Buch zu einer lesenswerten Lektüre!

Das Rosie-Projekt

Graeme Simsion, Argon

Das Rosie-Projekt

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