Ich und die Menschen
- Der Hörverlag
- Erschienen: Januar 2014
- 1
- Edinburgh: Canongate Books, 2013, Titel: 'The Humans', Originalsprache
- München: Der Hörverlag, 2014, Seiten: 1, Übersetzt: Christoph Maria Herbst, Bemerkung: 1 mp3-CD, Laufzeit: ca. 8h 29
Die Menschheit aus der Außenperspektive: Ein Außerirdischer berichtet
Gibt es außerirdisches Leben auf der Erde? Diese Frage würden die meisten spontan wohl mit "nein" beantworten. Doch können wir uns da sicher sein? Falls es welche gibt, ist es jedenfalls sehr unwahrscheinlich, dass es sich dabei um die klassischen kleinen grünen Männchen mit Antennen auf dem Kopf handelt. Vielleicht sehen sie auch aus wie wir und befinden sich bereits mitten unter uns, genauso wie Andrew Martin. Andrew Martin ist ein solches Wesen. Ein Außerirdischer vom Stern Vonnadoria hat sich seines Körpers bemächtigt und unbemerkt seinen Platz eingenommen, denn er hat eine Mission zu erfüllen: Den Fortschritt auf der Erde aufhalten, an dem der alte Andrew Martin gearbeitet hat. Doch dann kommt alles ganz anders...
Ich und die Menschen ist der dritte in Deutschland veröffentlichte Roman von Matt Haig. Der 1975 in Sheffield geborene Autor hat darüber hinaus bereits mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet und in über zwanzig Sprachen übersetzt. Er lebt in York und London.
Mit Ich und die Menschen ist Matt Haig ein ungewöhnlicher Roman gelungen, der sich nicht so recht einem Genre zuordnen lässt. Ein Krimi? Immerhin gibt es einen Mord und viele weitere sind geplant... Ein Science-Fiction-Roman? Schließlich geht es um Fortschritt und Technologie... Oder doch eher ein Fantasy-Roman? Ein Außerirdischer spielt die Hauptrolle, er hat darüber hinaus spezielle Fähigkeiten wie eine Hand in der Technologien stecken, Superkräfte und Wissen, das auf der Erde noch nicht vorhanden ist. Gleichzeitig nimmt die Geschichte durch die Liebe eine entscheidende Wendung, also vielleicht in erster Linie ein Liebesroman? Nein, Ich und die Menschen lässt sich in keine Schublade stecken. Witzig und unterhaltsam schreibt Haig aus der Sicht des namenlosen Vonnadorianers im Körper Andrew Martins, der versucht, sich in die Gesellschaft der Menschen auf der Erde einzufügen. Ohne Kenntnisse von Konventionen und Verhaltensvorschriften tappt er von einem Fettnäpfchen in das nächste. Viele Regeln auf der Erde entziehen sich seiner Logik, beispielsweise wozu Kleidung:
"Kleidung funktioniert so:Es gab eine untere Schicht und eine äußere Schicht. Die untere Schicht bestand aus "Unterhosen" und "Socken", die die geruchsintensiveren Regionen im Genitalbereich, am Gesäß und an den Füßen bedeckten. Außerdem bestand die Option eines "Unterhemds", das den etwas weniger mit Scham besetzten Brustbereich bedeckte. [...] Die äußere Kleidungsschicht schien noch wichtiger zu sein. Sie bedecke fünfundneunzig Prozent des Körpers und ließ nur das Gesicht, das Kopfhaar und Hände frei. Anscheinend war die äußere Kleidung der Schlüssel zu den Machtstrukturen auf diesem Planeten."
Auch über den Stand der Wissenschaft, die Einstellung der Menschen zu Tieren als Nahrungsmittel oder die Beziehung der Menschen untereinander macht sich Andrew Martin Gedanken. Nebenbei verpackt Haig auf diese Weise eine große Portion Gesellschaftskritik. Durch die Außenperspektive des Außerirdischen auf die Menschen macht er auf Sitten und Verhaltensweisen aufmerksam, die als selbstverständlich hingenommen und nicht mehr hinterfragt werden, wobei ihre Bedeutung häufig auf Oberflächlichkeit und Gewohnheit beruht. Hier liegt jedoch auch ein Kritikpunkt am Roman. Häufig bleibt die Handlung zu oberflächlich, gute Ideen folgen Schlag auf Schlag und können sich im Einzelnen nicht richtig entfalten. Dennoch, die Handlung besticht durch ihre Andersartigkeit. Der Roman bleibt bis zum Schluss spannend, auch wenn man das Ende erahnen kann.
Alles in allem ein lesenswerter Roman, der durch sein unverbrauchtes Thema und viele gute Ideen überzeugt. Mit Ich und die Menschen ist Matt Haig ein unterhaltsames Buch gelungen, das gleichzeitig durch seinen anderen Blick auf die Menschen Fragen stellt und zum Nachdenken anregt.
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