Weltreise einmal anders
Einmal rund um die Welt, fremde Kulturen kennenlernen, andere Sprachen hören und neue Menschen treffen. Eine Reise bietet so viele Erfahrungen und Entdeckungen, die einem zu Hause ansonsten verwehrt blieben. Und wer momentan vielleicht nicht die Möglichkeit hat, alle Länder zu besuchen, hat immerhin die Chance, sich in volkskundlichen Büchern mit den Eigenarten, Bräuchen und Sitten auf unserer Erde zu informieren. Klingt trocken und langweilig? Nicht bei Horst Evers. Mit Vom Mentalen her quasi Weltmeister bietet er einen Volkskundeatlas der etwas anderen Art und nimmt seine Leser in über 50 fremde Nationen mit, die er dabei einmal ganz aus fußballerischer Sicht in Szene setzt.
Horst Evers begibt sich in seinem Roman auf eine Reise rings um die Welt. Beginnend mit dem Mutterland des Fußballs, England, über das Gastgeberland der WM 2014, Brasilien, geht es von Amerika erst nach Europa, dann nach Afrika bevor er seine Tour in Asien und Ozeanien abschließt, nicht ohne vorher noch einen Blick auf einige Länder zu werfen, die zuvor leider nicht auf seiner Route lagen. Bei den vorgestellten Ländern geht Evers zunächst auf Allgemeines ein, bevor er anschließend die unterschiedlichen Tagesabläufe, die Landesgeschichte, Traditionen, Bevölkerung oder die Wirtschaft betrachtet um mit der Rolle des Fußballs im jeweiligen Land zu enden.
Horst Evers, geboren 1967, lebt seit seinem Lehramtsstudium in der heutigen Bundeshauptstadt. In Büchern wie Mein Leben als Suchmaschine oder Gefühltes Wissen beschreibt er die kleinen und großen Sorgen seiner Mitmenschen, ihre Freuden ebenso wie ihre Misserfolge. Vom Mentalen her quasi Weltmeister ist sein achter Roman.
Vom Mentalen her quasi Weltmeister oder wie hängt der Erfolg eines Landes im Fußball mit der Mentalität seiner Bevölkerung zusammen. Witzig und unterhaltsam stellt Horst Evers Zusammenhänge her und stellt Hypothesen zu Siegchancen auf, die zwar sportlich nicht ganz korrekt sein mögen, die aber an Originalität kaum zu übertreffen sind, wie sich an seiner Einschätzung Frankreichs erkennen lässt:
„Sie mögen Fußballer wie Thierry Henry, der bei der Relegation vor vier Jahren gegen Irland zeigte, dass das, was er macht, Hand und Fuß hat. Oder eben intelligente Spieler wie Platini oder den großen Zinédine Zidane die auch ihren Kopf einzusetzen verstehen. Na ja, immerhin haben sie Ribéry. Der hat Humor. Wahrscheinlich wird er ihn brauchen."
Auch für Italien hat er eine passende Spitze bereit, wenn er nach der Ursache für den Erfolg der italienischen Mannschaft sucht:
„Kurz und gut: Italien ist immer Favorit oder zumindest Mitfavorit. Aber weniger, weil die Italiener so überragend spielen, sondern eher, weil ihre Gegner einfach nie gewinnen. Und wenn keiner gewinnt wird eben häufig Italien Weltmeister."
Ganz so fußballlastig, wie es bisher den Anschein haben mag, ist der Roman dann aber doch nicht. Er kann sogar recht lehrreich sein, ohne dabei belehrend zu werden. Wenn Evers auf Allgemeines, Geographie und Geschichte oder Sitten und Bräuche eingeht, geschieht dies zwar immer mit einem Augenzwinkern wobei er gerne auf Vorurteile und Klischees zurückgreift, um diese dann aufs Korn zu nehmen, gleichzeitig sind aber auch interessante Informationen enthalten. Beispielsweise für die Elfenbeinküste zu lesen, dass der Elfenbeinküstler es gar nicht mag, so genannt zu werden: „Er möchte Ivorer genannt werden, auch im Deutschen." oder das „Japans japanischer Name, Nippon, so viel wie „Land der aufgehenden Sonne" bedeutet. Für ganz Fußballinteressierte oder Personen, die gegen ihre noch herrschende Unwissenheit in diesem Bereich angehen wollen, befinden sich im Anhang, der Verlängerung, noch einige Anmerkungen zum „Kampf der Systeme", dem „Fußball im Wandel der Zeiten" und „Ein Spiel für Experten" mit Ausschnitten aus Interviews bestehend aus interessanten Kommentaren.
Alles in allem ist Vom Mentalen her quasi Weltmeister unterhaltsame Lektüre für Zwischendurch, die zwar nicht immer ganz Ernst genommen werden sollte, dennoch aber interessante und lustige Informationen enthält. Im Jahr einer Fußballweltmeisterschaft nicht nur für Fans zu empfehlen sondern auch für alle, die die Länder der Welt einmal aus einem anderen Blickwinkel kennenlernen wollen.
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