Jugendträume und Geldsegen in Florida
Bereits beim Lesen des Klappentextes läuft es mir kalt den Rücken herunter: Klaus Barski, Selfmade-Millionär, keine Schulbildung, durch harte Arbeit zum Erfolg.... Der typische Underdog, der mir erklären will, wie man auch ohne Schulabschluss vom Tellerwäscher zum Millionär wird. Doch so unsympathisch diese Idee auch ist, so herzlich und spannend ist dann auch die Story, die Klaus Barski in Sweet Florida Keys erzählt.
In der ersten Person geschrieben erzählt Barski von Peter Reynolds, einem Nobody aus sehr schlichten Verhältnissen im Norddeutschland der 60er Jahre. Eine Zeit, in der man sich noch heimlich mit seinem Kumpel Krawitz ins Kino schleicht. Die Zeit der ersten Liebe, Meta, ein Mädchen von der Aue-Alle; aus besseren Kreisen. Eine Zeit von großen Träumen, Reichtum, Unabhängigkeit. Reynolds Vater war amerikanischer Soldat in Deutschland und hat die Familie vor Peters Geburt verlassen. Geblieben sind nur ein paar Fotos des Vaters aus besseren Zeiten. Fotos von Gemälden, alten Meistern, einem verschollenen Altar von Cranach... (dieser soll später noch eine wichtige Rolle spielen)
Rührend wird beschrieben, wie er sich um Meta bemüht, ihr den Hof macht, und sie schließlich erobert. Der große gemeinsame Plan der Weltumseglung auf dem eigenen Boot steht den Widrigkeiten eines jungen Erwachsenenlebens gegenüber. Nach der Hochzeit mit Meta und der aufwändigen Restaurierung seines alten Bootes kommt sein alter Freund Krawitz und verdreht Meta den Kopf. Meta geht mit Krawitz und Reynolds bleibt mit seinem Boot und seinen Träumen zurück... Eine unerwartete Erbschaft bringt Peter dann nach Florida, wo er ein heruntergekommenes Motel in guter Lage von seinem Vater übernimmt. Das Ehepaar King als Hausangestellte zeigen ihm nach der Renovierung des Anwesens, wie der reibungslose Ablauf des Tagesgeschäftes funktioniert, so dass Reynolds schon bald Zeit für die schönen Seiten Floridas hat...
Barski beschreibt hier in einfachen, aber tiefgehenden Worten die Höhen und Tiefen eines modernen Werther. Besonders bei der Beschreibung der Natur der Florida Keys, die den Protagonisten immer wieder magisch anzieht, schafft es der Autor mit einer malerischen Wortwahl, den Leser auf eine Reise in das schwülheisse Klima rund um Sarrasota mitzunehmen. Die Bekanntschaft mit seinem neureichen, ebenfalls aus Deutschland stammenden Nachbarn Berger, einem Mäzen und Lebemann, der ebenfalls durch Erbschaft zu Reichtum gekommen ist, lebt von Saufgelagen und den Phantasien von leichten Mädchen, welche sich über das Motel rekrutieren lassen könnten. Abwechselnde Liebschaften mit enttäuschendem Ausgang, immer wieder zufälligen Geldspritzen wenn es gerade mal wieder knapp ist, der Dazugehörigkeit zu den "oberen Zehntausend", die Peter Reynolds aber anwidern, bilden ein gemächlich dahinplätscherndes Geschichtchen. Die wirklichen Highlights fehlen; zu durchsichtig ist der Plot den der Roman verfolgt. Der Leser wird unterhalten, aber nicht überrascht. Auch als der verloren geglaubte Altar von Cranach in einem Geheimzimmer des Motels auftaucht, bin ich nur erleichtert, dass das nun auch endlich erledigt ist. Zu vorhersehbar war der Verlauf der Story, welche immer wieder mit chauvinistisch altbackenen Anspielungen auf das andere Geschlecht gespickt ist. Reynolds kommt mit seinen Gedanken und Einstellungen häufig recht angestaubt daher; seine Ausdrücke sind trotz der 90er Jahre immer noch sehr "60´s- like". Abgesehen von diesen wenigen nervigen Attitüden Barskis ist hier ein ganz netter, unterhaltsamer Abenteuerroman geschrieben worden, welcher für ein paar Stunden zu unterhalten weiß. Wären da nicht immer wieder die wirklich ansprechenden Beschreibungen der Umgebung Floridas, so hätte der Roman so wenig Farbe wie Norddeutschland an einem verregneten Novembertag in den sechziger Jahren. Auch die Schilderung, dass Reynolds (wieder mal durch plötzlichen Geldsegen aus dem Off) doch noch zu seinem Traumschiff kommt und somit die ganz große Reise planen kann, als auch die Tatsache, dass Meta nach fast 30 Jahren ganz zufällig mit Krawitz am Anleger des Motels aufläuft und sich als Prostituierte in gerade jenem Motelzimmer verdingt, zu dem Reynolds durch einen Sehschlitz Zugang hat, machen aus der Geschichte keine große Sache....
Ich habe das Buch mit Interesse, aber ohne Verlangen gelesen. Es eignet sich als leichte Unterhaltung auf einer längeren Zugfahrt, oder als Bettlektüre zum abschalten. Die Story ist dünn und nicht an allen Stellen glaubhaft erzählt. Wer Reisetagebücher mag, in denen eine Handvoll Personen ihre Rollen mehr schlecht als recht spielen, der dürfte hier auf seine Kosten kommen.
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