Hummeln im Herzen
- Bastei Lübbe
- Erschienen: Januar 2014
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- Köln: Bastei Lübbe, 2014, Seiten: 400, Originalsprache
- Köln: Lübbe Audio, 2015, Übersetzt: Nana Spier
Schmissig geschriebene Unterhaltung ohne Tiefgang
Nein, viel Tiefgang bietet Autorin Petra Hülsmann mit Hummeln im Herzen wirklich nicht. Sie schildert das Leben von Lena, das gerade vollkommen aus den Fugen gerät. Nicht nur, dass ihr Verlobter die unmittelbar bevorstehende Hochzeit platzen lässt, die völlig verstörte Lena manövriert sich auch jobmäßig geradewegs ins Aus, als ihr ein peinlicher Fehler passiert. Und da nervt auch noch Ben, der Mitbewohner in der WG ihres Bruders, zu dem sich Lena flüchtet. Sie waren schon immer wie Hund und Katze, doch jetzt ist es besonders schlimm. Denn Ben ist in seinem Beruf als Arzt an einem Krankenhaus nicht nur erfolgreich, er bringt auch regelmäßig seine Eroberungen mit nach Hause. Auf der Suche nach einem neuen Sinn in ihrem Leben stolpert Lena in ein Antiquariat, in dem eine Mitarbeiterin gesucht wird. Der knorrige Ladenbesitzer Otto stellt Lena tatsächlich ein – zu einem geradezu lächerlichen Gehalt. Doch für sie ist es ein Rettungsanker. Und die Arbeit macht Lena Spaß. Sie hat gerade das Gefühl, dass ihr Leben so langsam wieder in die richtigen Bahnen kommt, da taucht Franziska auf. Die Frau, der Ben seit Jahren nachtrauert. Sie macht Lena klar, dass sie in der WG nicht mehr willkommen ist. Und auch mit Lenas neuer Eroberung Jan will es irgendwie nichts werden.
Der Plot ist zwar witzig aufgebaut, hält aber keine großen Überraschungen bereit. Warum also lohnt es sich dennoch, sich mit dem Buch zu beschäftigen? Petra Hülsmann pflegt einen schmissigen Erzählstil und schafft es, die Story so unterhaltsam zu erzählen, dass man sich nicht daran stört, wenn der Ablauf recht vorhersehbar ist. Sie schildert die kleinen und großen Katastrophen in Lenas Leben mit viel Witz und einem Hauch von Ironie, lässt die junge Frau von einem Fettnäpfchen ins nächste springen und löst damit bei den Leserinnen – sie dürften es vornehmlich sein, die zu diesem Roman greifen – auch eine Spur von gutmütiger Schadenfreue aus. Genau das macht es möglich, Lena ins Herz zu schließen, auch wenn sie zunächst etwas überdreht wirkt. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto ruhiger wird Lena – und desto strukturierter geht sie vor. Hatte man ihr zunächst aus lauter Mitleid Sympathie geschenkt, ist es nach und nach Lenas erwachsen werden, das sie zu einer liebenswürdigen Person macht.
Petra Hülsmann greift ganz offen zu den typischen Klischees, die man in oberflächlichen Frauenbüchern oft finden kann. Und genau dieser überspitzte Einsatz der Klischees macht die Lektüre in gewissem Masse amüsant. Denn dadurch zeigt sie dem Ernst die kalte Schulter. Spätestens jetzt lohnt es sich, genauer hinzusehen. Dabei wird man feststellen, dass sich hinter der Heiterkeit auch ein Wissen um viele kleine Alltagsszenen verbirgt. Ob es nun der Alltag in der WG ist, das Festhalten des schrulligen Ottos an seinen alten Gewohnheiten oder die verzweifelten Versuche Lenas, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen: Manches kommt eigenen Erfahrungen nahe und lässt einem unvermittelt das eigene Verhalten unter die Lupe nehmen.
Hummeln im Herzen besticht zunächst durch seine fröhliche Aufmachung, bei der der haptische Eindruck durchaus eine Rolle spielt – Immerhin ist die Hummel auf dem Cover nicht nur flauschig anzusehen, sondern auch flauschig anzufühlen. Wer sich auf den Roman einlässt, wird den Inhalt zwar bald wieder vergessen haben, doch darf er sich sicher sein, ein paar Stunden geschmunzelt zu haben. Dass man zum Schluss den Eindruck bekommt, dass die Welt doch irgendwie gerecht ist und alles seinen Gang nimmt, macht diesen Roman zur idealen Urlaubslektüre oder zum passenden Mitbringsel bei einem Krankenbesuch.
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