Sprechende Hände - Die Geschichte von Helen Keller

  • Egmont
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
  • Köln: Egmont, 2015, Seiten: 96, Übersetzt: Johanna Wais
  • New York: Disney-Hyperion, 2012, Titel: 'Annie Sullivan and the trials of Helen Keller', Originalsprache
Sprechende Hände - Die Geschichte von Helen Keller
Sprechende Hände - Die Geschichte von Helen Keller
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Kathrin Plett
851001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2015

Ein Leben in völliger Dunkelheit und Stille

Nichts zu sehen ist für jeden sehenden Menschen kaum vorstellbar. Die Schönheit der Natur mit ihren Farben und ihren wundervollen Erscheinungen nicht zu kennen, das Aussehen der eigenen Familie, der Eltern, Kinder oder auch das der Freunde, keine schöne Vorstellung. Genauso ist es mit der Stille. Auch wenn viele sich ab und an Ruhe und Stille wünschen, in völliger Tonlosigkeit zu leben, die Stimmen von geliebten Menschen nicht zu kennen, keine Musik hören zu können oder das Gezwitscher der Vögel am morgen nicht wahrzunehmen ist ein schrecklicher Gedanke. Vor allem bedeutet der Verlust von Sehkraft oder Gehör ein Stück Isolation, denn viele Bereiche des alltäglichen Lebens, vor allem Bereiche der Kommunikation sind ohne diese beiden Sinne nur schwer möglich. Wie muss es dann erst sein, weder hören noch sehen zu können? Ist eine Kommunikation mit der Außenwelt dann überhaupt möglich, denn wie will man überhaupt zu einem taub-blinden Menschen durchdringen, dem man weder etwas mündlich erklären noch visuell zeigen kann?

Helen Keller, geboren 1880 in Alabama, ist seit ihrem zweiten Lebensjahr taub-blind. Durch eine unbekannte Krankheit, wahrscheinlich eine Hirnhautentzündung oder Scharlach, verlor sie mit neunzehn Monaten Sehkraft und Gehör. Ihre Familie fand keinen Zugang mehr zu ihr und war mit der Situation hoffnungslos überfordert. Sie engagierten schließlich Annie Sullivan, die ihren Abschluss am Perkins-Blindeninstitut gemacht hatte und die Erziehung einer taub-blinden Miterlebt hatte, als Privatlehrerin für Helen, um ihrer Tochter durch sie endlich Zugang zur Außenwelt zu verschaffen. Ob und wie dies gelang zeichnet und erzählt Joseph Lambert in seinem Werk Sprechende Hände.

Joseph Lambert wurde 1984 in Kansas geboren und lebt heute in Vermont. Er studierte dort am Center for Cartoon Studies in White River Junction und zählt zu den interessantesten jungen Comic-Zeichnern der USA. Er war beteiligt an zahlreichen Anthologien. Außerdem arbeitet er als Presseillustrator. Sprechende Hände ist sein erstes großes Einzelwerk.

Wie fühlt es sich an, nichts zu sehen und zu hören? Einfühlsam und berührend versucht Joseph Lambert seinem Leser Helen Kellers Welt mithilfe von Bild und Wort näher zu bringen. Gerade da ihre Welt zunächst vollkommen wortlos ist, für sie außerhalb ihres eigenen „Ichs" kaum etwas existiert, gelingt es ihm wunderbar ihre Welt darzustellen, indem er in seinen Bildern ihre Sicht nur durch ihre eigene Person und um sie herum ein einziges Schwarz darstellt, dass erst durch ihre Lehrerin Annie Sullivan mit Leben gefüllt wird. Denn Annie gelingt es durch eine besondere Zeichensprache Helen die Welt zu erklären und ihr Worte für die Dinge zu geben, sodass sie sich mitteilen kann. Doch dabei bleibt es nicht. Helen lernt nicht nur die normale Blindenschrift, sondern es gelingt ihr sogar eine normale Handschrift zu erlernen und durch die Kontrolle der Vibration ihrer Stimmbänder zu sprechen. Diese einzigartige Geschichte gibt Lambert in seinem Werk wieder und bleibt dabei sogar ganz nah an der ursprünglichen Geschichte, indem er Passagen aus Annie Sullivans Briefen und Tagebucheinträgen nur leicht bearbeitet in seine Erzählung einfließen ließ.

Alles in allem ist Sprechende Hände ein rundum gelungenes Werk geworden, dass sowohl durch seine ansprechenden und detailreichen Zeichnungen, als auch durch seine Story überzeugt. Er wird der Geschichte seiner eindrucksvollen Protagonistin Helen Keller mit seinem Werk auf jeden Fall völlig gerecht!

Sprechende Hände - Die Geschichte von Helen Keller

Joseph Lambert, Egmont

Sprechende Hände - Die Geschichte von Helen Keller

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