Letzte Wünsche vor dem Tod oder wo Weihnachten im Sommer ganz normaler Alltag ist
Weihnachten im Sommer, der Besuch des Konzerts einer längst verstorbenen Sängerin oder ein Südsee-Urlaub an der Ostsee: Seltsam? Vielleicht, Alltag jedoch für die Mitarbeiterinnen des Instituts der letzten Wünsche. Ihre Klienten: Menschen, die eine unheilbare Krankheit haben und innerhalb der nächsten sechs Monate sterben werden und vorher einen Herzenswunsch haben, der sich nicht so einfach erfüllen lässt. Egal wie schwierig oder kompliziert, Mathilda und Ingeborg vom Institut der letzten Wünsche gelingt es, auf unkonventionelle Art und Weise das Unmögliche möglich zu machen. Für sie selbst gilt dabei jedoch eine Regel: Verliebe dich nie in einen deiner Klienten!
Nachdem Mathilda ihr Medizinstudium kurz vor dem Abschluss abgebrochen hat, arbeitet sie für das Institut der letzten Wünsche. Zu ihrem Job gehört es Spieleabende in Studenten-WGs zu organisieren, es im Sommer schneien zu lassen oder einem Todkranken einen letzten Blick auf die Südsee zu ermöglichen. Mit ein bisschen Trickserei kein Problem... Die Schneeflocken sind aus Watte, die Ostsee wird kurzerhand zur Südsee und eine Schulklasse bestochen, sich im knappen Bikini in die eiskalte See zu wagen. Als jedoch Birger Raavenstein vor ihr steht und als letzten Wunsch das Auffinden seiner Ex-Freundin mitsamt des gemeinsamen Kindes angibt, ist es um sie geschehen. Sie hat sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Ausgerechnet in einen Todgeweihten, der zudem noch seine Ex-Freundin sucht, die ihm seit 15 Jahren nicht aus dem Kopf geht...
Antonia Michaelis, 1979 geboren, begann bereits als Kind zu schreiben. Sie ist eine renommierte Autorin von zahlreichen Büchern und Theaterstücken für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ihr Roman Der Märchenerzähler wurde für den Deutschen Jugendbuchpreis und den Buxtehuder Bullen 2012 nominiert. Antonia Michaelis lebt mit ihrer Familie in einem Dorf nahe der Insel Usedom.
Antonia Michaelis erzählt in ihrem neuesten Roman vom Institut der letzten Wünsche, in dem Menschen, die bald sterben werden, ein letzter und unter normalen Umständen nicht erfüllbarer Herzenswunsch erfüllt wird. Eigentlich eine gute Idee, an der sich nichts Verwerfliches feststellen lässt. Doch was, wenn dieser letzte Wunsch höchstwahrscheinlich dazu beiträgt, dass der Tod früher eintritt? Der Wunsch mit Anstrengung, schlechterer medizinischer Versorgung oder ähnlichem verbunden ist und zusätzlich die Erfüllung des letzten Wunsches als Geschäftsmodell genutzt wird? Dann ist die Frage vielleicht nicht mehr ganz so eindeutig zu beantworten.
Zumindest sind Mathilda und Ingeborg mit ihrem Institut im Krankenhaus alles andere als gern gesehen. Und auch für die beiden jungen Frauen ist es nicht immer ganz einfach, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden, schon gar nicht, wenn es um Klienten geht, die noch viel zu jung zum Sterben sind, wie zum Beispiel Birger Raavenstein. Mathilda ist klar, dass ihre Liebe keine Zukunft haben kann.
Durch Zufall erfährt sie jedoch, dass seine Diagnose vielleicht gar nicht ganz so ausweglos ist, wie er es bei seinem ersten Besuch im Institut angegeben hat... Lustig und unterhaltsam schreibt Michaelis ihre eigentlich doch so hoffnungslos erscheinende Liebesgeschichte, deren Ende bis zum Schluss offen bleibt. Vor allem ihre etwas schrägen Protagonisten, wie etwa die nach außen so tough scheinende Mathilda, die den Alltag jedoch nur mit einem übermäßigen Gebrauch von Kopfschmerztabletten übersteht und in zu großen Pullovern mit selbst aufgenähten Kindermotiven herumläuft, tragen zum Witz des Buches bei. Leider bleibt die Geschichte an einigen Stellen unnötig flach, werden Ideen, wie etwa zu Mathildas Kindheit, dem Privatleben ihrer Chefin Ingeborg oder die Beziehung zu ihrem Ex-Freund Daniel angeschnitten und verlaufen dann quasi im Nichts, trotz der fast 500 Seiten.
Ein interessanter Roman, der jedoch seine Möglichkeiten nicht ganz ausschöpft und somit stellenweise etwas zäh erscheint. Dennoch eine unterhaltsame Geschichte mit einem überraschenden Ausgang, sodass bis zum Ende eine gewisse Spannung erhalten bleibt.
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