Das Ende des Amerikanischen Traums
Das die Erde unter den Menschen leidet, ist unumstritten. Der Klimawandel ist in vollem Gange und die Wetterextreme häufen sich. Hitzerekorde im Sommer, Schneestürme im Winter, Tornados, alles unter Wasser setzende Regenfälle und Sturmfluten sind die beobachtbaren Folgen. Gerade für Regionen, die nur knapp über dem Meeresspiegel liegen sehen die langfristigen Prognosen eher düster aus. Wie wird es in 50, 100 oder 200 Jahren aussehen? Werden Länder und Städte so wie wir sie heute kennen dann überhaupt noch existieren? Welche Möglichkeiten bleiben, wenn Staaten zusammenbrechen und die Gesellschaften auseinanderbrechen? Wird die Wildnis dann unsere einzige Rettung sein?
Die Vereinigten Staaten stehen nach einer Reihe von verheerenden Naturkatastrophen kurz vor dem Zusammenbruch. Städte wurden verwüstet, das gesellschaftliche Leben ist zusammengebrochen. Wer kann, flieht aus den verwüsteten und geplünderten Städten, in denen Terror und Armut herrschen. Auch das junge Paar Cal und Frieda hat sich entschlossen, in die Wildnis zu fliehen um sich ein neues Leben aufzubauen. Sie richten sich eine kleine Hütte ein und verbringen ihre Tage mit überlebenswichtigen Aktivitäten wie Nahrungssuche und Tierjagd. Als Frieda bemerkt, dass sie schwanger ist, wächst bei ihr die Angst, wie ein Leben mit Kind in der Wildnis gelingen kann. Als sie und Cal von einer geheimen Kommune erfahren, beschließen sie, diese zu suchen und werden dort auch aufgenommen. Bereits nach kurzer Zeit fallen ihnen merkwürdige Dinge auf, die sie sich nicht erklären können: Wie kommt es, dass es in der Kommune keine Kinder gibt? Wo kommen die ganzen Nahrungsmittel und Konsumgüter her? Lauter Fragen, auf die sie keine Antwort bekommen. Immer deutlicher ist zu erkennen, dass es nicht nur ein dunkles Geheimnis in "The Land", wie die Kommune genannt wird, gibt...
Edan Lepucki, geboren in L.A., US-amerikanische Schriftstellerin und Lehrerin für Kreatives Schreiben, machte ihren Abschluss an der Universität von Iowa und verfasste bereits preisgekrönte Kurzgeschichten. California ist ihr brillantes Romandebüt, das in den USA als Symbol für den Kampf gegen die Dominanz von Amazon auf dem amerikanischen Buchmarkt berühmt wurde.
Die Autorin hat mit ihrem Roman ein Zukunftsszenario entworfen, das ein zerstörtes Amerika beschreibt, in dem das gesellschaftliche Leben komplett zusammengebrochen ist. Nichts ist mehr so, wie wir es heute kennen. Naturkatastrophen haben die Städte und somit die Lebensgrundlage der Menschen zerstört, es herrscht Anarchie. Das Leben ist nicht mehr sicher, nur Flucht in die Einsamkeit der Wildnis oder in eine abgeschottete Community bieten Sicherheit. Cal und Frieda, die beiden Protagonisten des Romans, entscheiden sich für die Einsamkeit, schließlich sind sie ja zu zweit. Lepucki begleitet die beiden und beschreibt, wie es ihnen ergeht, welche Hürden sie zu überwinden haben und vor allem, wie sich die Beziehung der beiden zueinander entwickelt. Plötzlich nur noch den eigenen Mann oder die eigene Frau als Gesprächspartner zu haben und 24 Stunden am Tag gemeinsam zu verbringen, ist gar nicht so einfach und birgt eine Menge an Konfliktpotenzial, da sich nicht aus dem Weg gegangen werden kann und man aufeinander angewiesen ist. Was die Autorin ausmalt, ist eine ziemlich düstere Vorstellung, wie es auf der Erde weitergehen könnte. Lepucki gelingt es, ein realistisches Szenario ohne künstlich wirkende Dramatik oder übertriebene Szenerien zu erzählen. Die Story um Cal und Frieda verleiht der ganzen Geschichte die Spannung, vor allem, da der Leser immer nur kleine Bröckchen zugeworfen bekommt, die sich erst nach und nach zusammen puzzeln. Durch viele Details und interessante Charaktere überzeugt der Roman sowohl inhaltlich als auch sprachlich.
Alles in allem ein gelungener und sehr lesenswerter Roman mit Tiefe, der auch nach dem Lesen nicht so schnell aus dem Kopf verschwindet. Lepuckis Zukunftsszenario regt zum Nachdenken an, vor allem, da es bei genauerer Betrachtung vielleicht gar nicht so unrealistisch ist, wie man es sich wünschen würde.
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