Der Pfau

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2016
  • 1
  • Berlin: Argon, 2016, Übersetzt: Christoph Maria Herbst , Bemerkung: ungekürzte Ausgabe
Der Pfau
Der Pfau
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Kathrin Plett
851001

Belletristik-Couch Rezension vonMär 2016

Ein Wochenende mit Pfau

Auf dem Land herrscht Langeweile und es gibt dort nichts zu erleben! Eine Meinung, die wahrscheinlich viele Städter teilen werden. Denn was soll da schon groß los sein? Die nächste Disco ist mit dem Auto eine Stunde entfernt, öffentliche Verkehrsmittel fahren oft nur zweimal am Tag und sind erst nach einem halbstündigen Fußmarsch zu erreichen und bei der Bevölkerung handelt es sich um Landeier, die schon etwas merkwürdig sein müssen, wenn sie es dort dauerhaft aushalten. Auch wenn diese Darstellung eventuell etwas übertrieben ist, ganz falsch ist sie nicht. Wenn es wie in Isabel Bogdans Roman Der Pfau eine ganze Bankerabteilung aus der Großstadt samt Chefin zum Teambuildingsseminar in eine solche Gegend verschlägt, ist vorprogrammiert, dass das nicht gut gehen kann. Erst recht nicht, wenn ein verrückt gewordener Pfau dort sein Unwesen treibt.

Als Chefbankerin Liz mit ihrer Banker-Gruppe inklusive Köchin und ambitionierter Psychologin zum Teambuilding auf einen charmant heruntergekommenen Landsitz fahren, um sich dort in aller Abgeschiedenheit mit ihrer beruflichen Zusammenarbeit auseinandersetzen zu können, haben sie nicht damit gerechnet, dass ihnen ausgerechnet ein verrücktspielender Pfau einen Strich durch die Rechnung machen wird. Als dann auch noch eine schwungvolle Haushälterin mit gebrochenem Arm, ein junger Pole als Mann für alle Fälle und zu guter Letzt Lord und Lady McIntosh, die als Gutsbesitzer und Gastgeber alles unter einen Hut bringen müssen und jede Menge Tiere hinzukommen, ist das Chaos perfekt und niemand weiß wirklich mehr, was eigentlich passiert ist.

Isabel Bogdan, geboren 1968 in Köln, studierte Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Heute lebt sie in Hamburg, weil es dort nach eigener Aussage so schön ist. Sie verfasste zahlreiche Übersetzungen, u.a. von Nick Hornby oder auch Jonathan Safran Foer. 2011 erschien ihr erstes eigenes Buch, außerdem schrieb sie Kurzgeschichten in Anthologien. 2006 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung. Für den Romananfang ihres ersten Romans Der Pfau erhielt sie 2011 den Hamburger Förderpreis für Literatur.

Das ein Buch über einen Pfau derart unterhaltsam sein kann, lässt sich kaum vorstellen. Dass dies doch möglich ist, zeigt Isabel Bogdan mit ihrem Debütroman Der Pfau eindrucksvoll. Dass die Autorin mit Sprache umzugehen weiß, hat sie mit ihren Übersetzungen bekannter Schriftsteller längst bewiesen. An nur einem einzigen Schauplatz, einer Zeitspanne von einem verlängerten Wochenende, elf Figuren und einem Pfau erzählt sie eine komische Verwicklungsgeschichte, bei der jede der beteiligten Personen den anderen etwas verheimlicht, sodass am Ende ein herrliches Chaos dabei herauskommt. Mit viel Situationskomik, die vor allem durch ihre stark gegensätzlichen Charaktere entsteht, schreibt sie, wie ein Pfau mit einer Vorliebe für blau und somit auch für das Auto der doch sehr egozentrischen Chefin in der Lage ist, alles Durcheinander zu bringen.

Auch sein Tod löst das Problem letztendlich nicht, sondern verschärft die Situation nur noch mehr, als die Chefin der Meinung ist, ihr Hund habe den Tod des Tieres auf dem Gewissen. Da die Gastgeber dies natürlich nicht erfahren dürfen und der Vogel somit verschwinden muss, ist es selbstverständlich, dass sich einer ihrer Banker um das Problem kümmern muss. Gut, das mit der Köchin wenigstens eine praktisch-denkende Person dabei ist, als sich herausstellt, dass das beseitigen eines toten Vogels nichts für die feinen Hände des Bankers ist. Als dann auch noch ein plötzlicher Wintereinbruch die Gruppe einschneit und die Chefin mit Grippe im Bett liegt, ist klar, dass das Wochenende ganz anders verläuft, als es ursprünglich geplant war...

Bogdan ist es gelungen mit nur wenig Material einen turbulenten und witzigen Roman zu schreiben, der vor allem durch seine immer verzwickteren Verwicklungen überzeugt, die sie mit viel Humor und Charme zu erzählen weiß. Ein lesenswerter Roman, der auf mehr hoffen lässt.

Der Pfau

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