Der Mann mit den schönen Füßen

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2014
  • 1
  • Helsinki: 1985, 0, Titel: 'Parasjalkainen Laivanvarustaja', Originalsprache
  • Köln: Lübbe, 2014, Seiten: 240, Übersetzt: Regine Pirschel
  • Köln: Bastei Lübbe, 2016, Seiten: 240, Übersetzt: Regine Pirschel
Der Mann mit den schönen Füßen
Der Mann mit den schönen Füßen
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Rita Dell'Agnese
851001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2016

Humorvolle Unterhaltung mit überraschend viel Tiefgang

Für den Finnen Aulis Rävänder ist die Welt in Ordnung: Er verehrt seine schwedische Frau, liebt seine beiden Kinder und noch mehr seinen Schleppkran, der der Familie ein hübsches Einkommen beschert. Aus heiterem Himmel bricht jedoch seine schöne Welt zusammen: seine Frau erklärt ihm, dass sie einen anderen Mann hat und die Scheidung wünscht. Tief verletzt zieht sich Rävänder auf eine kleine Insel zurück und versucht, zu erfassen, was passiert ist. Als es ihm nicht gelingt, will er sich bei der Telefonseelsorge Rat holen. Doch stellt er die falsche Nummer ein und landet bei der ebenso resoluten wie herzlichen Fußpflegerin Irene Oinonen. Sie erkennt schnell, dass Rävänder ein guter Mensch ist. So nimmt sie ihn unter ihre Fittiche und zeigt ihm, was Leben wirklich heißt. Sie ist es auch, die mit ihrer Tatkraft und ihren Ratschlägen dafür sorgt, dass Rävänder nicht alles verliert, was ihm wichtig ist. Außerdem unterstützt sie Rävänder darin, einen Gauner unschädlich zu machen, der schon seit längerem sein Unwesen treibt.

Es ist ein ganz spezieller Witz, mit dem Arto Paasilinna auf die Ereignisse rund um seinen Helden Aulis Rävänder eingeht. Der finnische Autor gilt als ein Meister der humorvollen Unterhaltung und wird mit diesem Roman seinem Ruf absolut gerecht. Regine Pirschel hat bei ihrer Übersetzung aus dem finnischen diesem Humor Rechnung getragen und damit Paasilinnas Geschichte ihren Charme belassen. Dazu kommt, dass der finnische Autor seine Figuren wirklich mag. Er schreibt ihnen zwar manche schwere Stunde zu, lässt sie aber doch irgendwie zu einem Ende kommen, das zu ihnen passt. Wer die letzte Seite zuklappt, wird mit dem Leben versöhnt sein auch wenn das Ende vielleicht gar nicht so ausfällt, wie man sich das ursprünglich dachte.

Mit seiner Figurenzeichnung trifft Arto Paasilinna ins Schwarze. Auris Rävänder ist zwar ein einfacher und manchmal wohl etwas behäbiger Charakter, aber er hat sein Herz auf dem rechten Fleck und will niemandem schaden. Das macht ihn auch so sympathisch und gleichzeitig seine Ehefrau zu einer Figur, mit der man nicht so richtig warm werden mag. Paasilinna braucht dafür nur wenig er spielt mit den Gedanken seiner Figuren und bringt sie so den Lesern schnell näher, oder eben gar nicht. Auch wenn viele der Charaktere eher grobschlächtig scheinen, so lohnt sich doch ein zweites Hinsehen. Denn der Autor gibt ihnen viele Ecken und Kanten mit und vor allem stattet er fast alle mit einer gehörigen Portion Herz aus. Wer genau hinsieht, wird zudem entdecken, dass den Figuren oft kleine Lebensweisheiten auf den Leib geschrieben werden, die es lohnt, sich durch den Kopf gehen zu lassen.

Dass der finnische Humor für Nichtfinnen gewöhnungsbedürftig ist, wissen die Fans von Arto Paasilinna längst. Doch kommt Der Mann mit den schönen Füssen auf eine angenehme Art leichtfüßig und unterhaltsam daher, so dass er ein idealer Einstieg in diese Form der Literatur darstellt. Allerdings dürfte das Bild, das der Autor von seinen Landsleuten zeichnet, da und dort etwas zu denken geben. Hier müsste sich Paasilinna die Frage stellen, ob er den Bogen nicht etwas überspannt und seinem Land damit einen Bärendienst leistet. Denn auf diese Weise zementiert er viele Vorurteile. Die liebenswert skurrile Geschichte um Auris Rävänder ist auf jeden Fall geeignet, einen Zugang zum Autor zu finden und auch zur finnischen Literatur.

Der Mann mit den schönen Füßen

Arto Paasilinna, Lübbe

Der Mann mit den schönen Füßen

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