Fallensteller
- Der Hörverlag
- Erschienen: Januar 2016
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- München: Der Hörverlag, 2016, Seiten: 4, Übersetzt: Sasa Stanisic
Vielseitig unterhaltsam
Der Fallensteller kommt gemessenen Schrittes ins Dorf, kleidet und bewegt sich elegant inmitten der einfachen Leute, die ihn erstaunt und zweifelnd betrachten. Das Fantasievolle und Verspielte trifft auf das Derbe, Einfache. Ein Mann, wie aus einem alten, leicht skurrilen Film, tritt zwischen Menschen, die sich niemals alte, leicht skurrile Filme ansehen würden, da sie lieber zusammen hocken, Bier trinken, über das Bekannte schnattern, meckern, lachen. Aber dann ist er plötzlich da, ungebeten und fremd. Ebenso die Ratten der Dorfkneipe, die aber nicht plötzlich erscheinen, sondern vielmehr eine beständige Plage und den anwesenden Trinkern ein unüberwindbares Rätsel sind. Zum Glück der Bierfreunde kommt der eine und die anderen müssen gehen, der Fallensteller zeigt seine Kunst auf, führt sein Handwerk vor, woraufhin die Ratten schwer beeindruckt von der Kneipe ablassen. Es ist nicht ganz klar, wie alles vonstatten ging, worin die Fähigkeiten des Fremden bestehen, aber danach fragen will auch niemand, da die Abwesenheit der Ratten Beweis genug ist für das Funktionieren, für die Realisierung des Angebots. Angetrunken und begeistert ist man in der Kneipe. Der Ruf des merkwürdigen Fallenstellers beginnt sich zu verbreiten in dem Dorf, in dem sich jede Neuigkeit schnell verbreitet. Er mietet sich in einer Wohnung ein und wird für einige Zeit zum extraordinären Bestandteil des Dorflebens, welches er mit seinen Fallen und Fallenfallen bereichert. Die Aufmerksamkeit steigt, schnell finden sich Anhänger des Fremden. Und alles beginnt und endet mit Literatur, ist ein verspielter Kommentar zum Literaturbetrieb, zur Literatour und den Literatten.
Solcherart sind die Erzählungen, die Sasa Stanisic im vorliegenden Band versammelt, sie sind verspielt und raffiniert, gucken um die Ecke und manchmal zieht der Hase den Magier aus dem Zylinder. Oder es kommt erst gar nicht zur Vorführung der Zauberkünste, weil der dort vorne auf der Bühne zu verlegen und schüchtern ist, die im Publikum sich nicht für ihn interessieren, zwischendurch noch allerhand andere Dinge erledigen, so als stünde er nicht auf eben jener Bühne vor allen anderen und als wäre es nicht wichtig für ihn, als wäre es keine Mutprobe und ein Versuch, sich einen Traum zu erfüllen. Alltägliche Anti-Magie, sture Routine und wenig Begeisterung, da bleibt nur Mitleid für den schon ins Alter gekommenen Magier, der in der ersten Erzählung des Bandes die Bühne eröffnet und auch thematisch eine grobe Richtlinie für die folgenden, sehr unterschiedlich geratenen, Erzählungen vorgibt.
Die größte und bei weitem längste Erzählung ist der Fallensteller, der dem Band den Namen gibt und darüber hinaus eine Verbindung zum letzten, zum großen Roman des Autors aufweist. Vor dem Fest gewann den Preis der Leipziger Buchmesse im Jahr 2014, machte Stanisic berühmt und mit ihm das Dorf in Brandenburg, das ihm als Kulisse der Geschichte diente. Den damaligen Ruhm greift die Erzählung geschickt auf, verflechtet sie mit den neuen Ereignissen, die vom komisch-eleganten Hutträger und Fallensteller angeführt werden, woraufhin der Leser allerhand über die Auswirkungen literarischen Ruhms erfahren.
Wer nach einem gemeinsamen Nenner der Erzählungen sucht, muss sich ein wenig verbiegen und wird nicht richtig glücklich werden, denn bei all den wiederkehrenden Elementen, Szenarien und Zaubertricks, die sich hier und dort und dann nochmal weiter hinten finden, entschlüpfen zu viele Details dem Ordnungsgeist. Fallen stellen viele Charaktere, wenn man das so sagen möchte, aber dann doch nicht alle, und was überhaupt macht einen Fallensteller aus? Das Locken und Inszenieren, gibt der Band zur Antwort. Manchmal scheitern die Verzauberer dabei, wie der erste Kandidat, manchmal gewinnen sie das ganze Dorf. Der Leser gewinnt in beiden Fällen, kann eintauchen in die feine, nicht greifbare Magie zwischen den Menschen, kann teilhaben am verzauberten Alltag.
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