Du sagst es

  • Diogenes
  • Erschienen: Januar 2016
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  • Zürich: Diogenes, 2016, Seiten: 288, Übersetzt: Hanni Ehlers
  • Amsterdam: Prometheus, 2015, Titel: 'Jij zegt het', Originalsprache
Du sagst es
Du sagst es
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Rita Dell'Agnese
951001

Belletristik-Couch Rezension vonSep 2016

Tiefsinnige Betrachtung einer Amour fou

Es braucht nur wenige Zeilen, schon hat Connie Palmen mit ihrem Roman Du sagst es die Leser in Bann gezogen - oder aber abgeschreckt. Denn die Autorin legt eine Geschichte vor, die alle Voraussetzungen erfüllt, zu polarisieren, leidenschaftliche Anhänger hinter sich zu scharen und andere mit ihrer klaren Direktheit und überzeugenden Sprache vor den Kopf zu stoßen. Der Roman arbeitet die Ehe des Schriftstellerpaares Sylvia Plath und Ted Hughes auf - eines der schillerndsten Liebespaare der modernen Literatur. Die Begegnung von Sylvia und Ted ist der Beginn einer Amour fou wie sie beispielhafter nicht sein könnte. Die beiden sind sofort in Bann gezogen, werfen alle Konventionen über Bord und stürzen sich eine Beziehung, die die Beiden an den Rand ihrer Kräfte treiben sollte. Was Ted zunächst nicht ahnte, später nicht richtig einordnete und schließlich mit brutaler Konsequenz erleben musste: Sylvias Todessehnsucht, die sich bereits in verschiedenen Suizidversuchen niedergeschlagen hatte, bevor sie Ted kennen lernte, sollte sich bald als übermächtig erweisen. Zurück bleibt der fassungslose Ehemann, der sich einer unglaublichen Schuldzuweisung gegenüber sieht. Warum konnte er Sylvia nicht davon abbringen, sich ebenso selbstverständlich, wie sie sich im Leben alles genommen hatte, den Tod auszuwählen? Ted versucht, sich nach dem Tod seiner Frau neu zu finden. Die Liebe zu seiner schwarzen Muse soll Ted helfen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Doch Ted vermag sich innerlich nicht von seiner Amour fou zu lösen. Seine Geliebte zerbricht - nicht nur, aber auch - an der ständigen Präsenz der toten Rivalin. Und nimmt Ted erneut alles.

Trägt Ted eine Mitschuld am Tode seiner Frau - und demjenigen seiner Geliebten? Die Leserinnen und Leser von Du sagst es werden dieser Frage mit ambivalenten Gefühlen gegenüber stehen. Denn Connie Palmen nimmt keinerlei Stellung. Sie lässt Ted seine Geschichte erzählen, lässt dabei nichts aus. Nicht seine Untreue, nicht seine verzehrende, in Besessenheit ausartende Leidenschaft für seine Frau. Dadurch kann sich der Leser ein Bild machen. Von den Gefühlen des Mannes, der zwar die Liebe seines Lebens verliert, aber als Schriftsteller an Boden gewinnt. Der sich den Anfeindungen und Anschuldigungen der Umwelt gegenüber gestellt sieht, weil er so kompromisslos sein Leben lebte, dass es als Affront gegenüber seiner Frau interpretiert werden kann, oder vielleicht sogar muss. Dies alles erfährt der Leser auf eine höchst überzeugende Art - nämlich einer schnörkellosen Schilderung der Ereignisse.

Manchmal ist es nicht ganz einfach, dem Ablauf zu folgen. Der fiktive Erzähler springt in seiner Beschreibung Braut und Frau hin und her, greift immer mal wieder kurz vor, um dann wieder an den bisherigen Erzählstrang anzuknüpfen. Sobald der Leser jedoch den Rhythmus verinnerlicht hat, wird er so tief in die Geschichte eintauchen, dass es ihm scheint, ihm sitze der wahre Ted Hughes gegenüber, um auf eine Art stockende Erzählweise sein Leben darzulegen. Es ist eine überzeugende Art, eine, die Nähe schafft. Und vor allem ein, die dem tatsächlichen Schildern von Erlebnissen sehr nahe kommt. Die Erinnerungen, die sich überlappen, das Erlebte, das ineinander fließt. Genau das macht den Romano so echt, so vertraulich wie es sonst nur ein guter Freund sein kann. Connie Palmen weiß nicht, ob es sich so zugetragen hat. Aber sie weiß, dass so gewesen sein könnte. Dass genau diese Momente sich so echt anfühlen. Ob der Leser danach dem Liebespaar Ted und Sylvia näher gerückt ist, liegt im persönlichen Empfinden eines jeden Individuums. Doch wird das, was die Autorin hier niedergeschrieben hat, seinen Siegeszug durch die Gedanken des Lesers antreten. Ob der das möchte oder nicht.

Wunderbar ist schließlich die Sprache, mit der die Autorin die Geschichte erzählt. Von hohem Niveau, manchmal poetisch, manchmal erschreckend direkt. Immer aber eine Sprache, wie sie ein Schriftsteller des Kalibers von Ted Hughes gebrauchen würde. Ebenso überzeugend ist das Postskriptum, das in seiner Schlichtheit eine ganz besondere Note setzt, einen Schlusspunkt, der nochmals alles in ein neues Licht rückt. Connie Palmens Roman Du sagst es kommt einem Ausrufezeichen gleich, das einem kaum mehr los lässt - es sei denn, man umgeht es gleich von Anfang an großräumig. Es ist ein Buch, das weit mehr als bloße Unterhaltung bietet.

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