Die Punkte nach dem Schlussstrich

  • List
  • Erschienen: Januar 2016
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  • Berlin: List, 2016, Seiten: 320, Originalsprache
Die Punkte nach dem Schlussstrich
Die Punkte nach dem Schlussstrich
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Kathrin Plett
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Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2016

Freundin als Beruf: Ein Leben für die Männer

Eigentlich ist das klassische Rollenbild, Mann geht arbeiten, Frau bleibt zuhause, kümmert sich um sein Wohlbefinden, Haushalt und Kinder, nicht mehr aktuell. Die meisten Frauen gehen einem eigenen Beruf nach, machen Karriere oder sind zumindest finanziell unabhängig. Die Zeiten, in denen sich die Frau über ihren Mann definierte, nicht viel zu sagen hatte und ihm auch gesetzlich untergeordnet war, sind zum Glück vorbei. Doch nicht alle nutzen ihre Freiheit, die Emanzipationsbewegung hat zwar starre, gesellschaftliche Strukturen aufgebrochen, doch heißt das nicht, dass auch alle diesem Muster folgen. Wie sieht diese moderne Abhängigkeit aus? Eine mögliche Antwort auf diese Frage liefert Laura Lackmann mit ihrem Roman Die Punkte nach dem Schlussstrich.

Luzy misst die Zeit nicht in Jahren, Monaten oder Tagen. Ihre Zeitrechnung sind Männer. Ist eine Beziehung vorbei, sorgt sie dafür, dass diese nahtlos in eine neue übergeht, sie nie auch nur für eine kurze Zeit ohne Mann ist. Statt "das ist fünf Jahre her" nennt sie es beispielsweise "die Zeit nach Apollo, als ich mit Jonas zusammen war". Männer sind für sie der Mittelpunkt der Welt. Sie ist quasi Berufsfreundin, denn einer richtigen Arbeit geht sie nicht nach. Muss sie auch nicht, denn dank der früheren Pornokarriere ihrer Mutter ist sie finanziell gut gestellt und kann sich auf die Zuschüsse ihrer Eltern verlassen. Das sie inzwischen 30 ist und außer immer wieder wechselnder Beziehungen noch nichts erreicht hat, ist ihr zwar bewusst, doch die Angst, ihre aktuelle Liebe zu verlieren und alles für die Aufrechterhaltung der Liebe zu tun, lässt ihr keine Zeit sich um ihr eigenes Leben zu kümmern. Viel zu sehr ist sie damit beschäftigt, es ihrem Freund recht zu machen, sich ihm anzupassen und darüber nachzudenken, was er wohl von ihr erwarten und wie sie ihn an sich binden kann. Als ihre Trennungsangst dann irgendwann zu groß wird, flippt sie während eines Streits mit Jonas aus und bricht ihm dabei den Arm. Anschließend darf sie ihm nicht mehr näher als 100m kommen. Voller Liebeskummer und mit einem Entfernungsmesser wird ihr langsam bewusst, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann und ihr kommen Zweifel, ob sie je wirklich wahre Liebe empfunden hat...

Laura Lackmann, geboren 1979 in Berlin, hat an der New-York-Filmakademie und der dffb Berlin Regie studiert. Sie ist als Drehbuchautorin und Regisseurin tätig. Ihr Regiedebüt absolvierte sie mit der Verfilmung des Romans Mängelexemplar von Sarah Kuttner. Sie arbeitete als Co-Autorin an der Fernsehserie "Blochin" von Matthias Glasner mit.

Laura Lackmann erzählt in ihrem Roman von Luzy, die meint, ohne Männer nicht leben zu können. Daher versucht sie alles, damit sichergestellt ist, dass es keine Zeit gibt, in der sie ohne Mann ist. So verrückt wie sich dieser Vorsatz anhört, so schräg ist auch der Roman der Berliner Autorin. Da sie aus der Perspektive ihrer Protagonistin erzählt wundert es wenig, dass die Handlung voller skurriler Momente ist, denn Luzy ist alles andere als eine normale junge Frau, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. So wechselhaft wie ihre Beziehungen, so wechselhaft ist auch ihre Persönlichkeit, die sie mit ihren Männern austauscht. Was bleibt, ist eine tiefe Unsicherheit, die die Autorin in Luzys Gedanken immer wieder deutlich hervorhebt:

 

"Ich fühl mich allein und unverstanden und habe erneut große Sehnsucht nach dem Vogelmann, dem einzigen Wesen, das mir geblieben ist. Ich hole Birdman von seiner Arbeit ab und kaufe ihm auf dem Weg seine Lieblingsgemüsepaste von DM. Er freut sich und ich freue mich, weil er sich freut und ich wieder eine Bestimmung habe."

 

Auch sprachlich passt sich Lackmann ihrer Hauptperson an, nimmt ihren schnodderigen Tonfall an und schreibt sehr umgangssprachlich, was gut zum Roman passt. Die Handlung wird in Sprüngen und Rückblicken erzählt, die mit dem Namen der jeweiligen Beziehung beginnen. Steht Luzys Name selbst am Anfang, kennzeichnet dies, dass Luzy über ihr aktuelles Leben erzählt. Teilweise verwirren diese häufigen Wechsel, da nicht immer klar ist, um welche Freundschaft/Beziehung Luzys es sich gerade bei dem jeweiligen Namen handelt.

Alles in allem ein schneller und sehr moderner Roman, der mit einem interessanten Stil aufwarten kann. Wer Spaß an moderner Literatur hat, liegt mit diesem Werk genau richtig, andernfalls kann Luzy nach einer Weile doch relativ anstrengend werden.

Die Punkte nach dem Schlussstrich

Laura Lackmann, List

Die Punkte nach dem Schlussstrich

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