Mittendrin ein neuer Anfang
- Tinte & Feder
- Erschienen: Januar 2018
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- München: Tinte & Feder, 2018, Seiten: 236, Originalsprache
So hat sich Franka ihr Leben nun wirklich nicht vorgestellt. Statt in den Semesterferien mit einem Job Geld zu verdienen, muss sie verschiedene Untersuchungen über sich ergehen lassen. Statt das Leben zu geniessen, verbringt sie ihre Zeit in der Klinik mit Abklärungen und Vorbesprechungen. Das vermeintliche Schielen hat sich als Lähmung des Sehnervs herausgestellt, verursacht durch einen sehr grossen Hirntumor. Wie soll es nun weitergehen in Frankas Leben? Was bedeutet diese Diagnose und was sind die Konsequenzen?
Vierundzwanzig Jahre jung, Studentin und voller Vorfreude auf die Zukunft. Franka geniesst die Freiheiten einer eigenen Wohnung und hat viele Pläne. Als sich die vermeintliche Sehstörung als Hirntumor entpuppt, verliert sie erst einmal den Boden unter ihren Füssen. Alles scheint vorbei zu sein. Fassungslos steht sie da und weiss nicht weiter. Dass ihr Umfeld zuerst schockiert ist und dann immer wieder positives Denken predigt, hilft ihr auch nicht wirklich. Und dann, zum aller schlechtesten Zeitpunkt, lernt sie Leon kennen. Niemand hat in letzter Zeit ihr Herz berührt. Franka hat in gewisser Weise ihr Junggesellinnenleben genossen. Doch nun erobert dieser junge Mann irgendwie ihr Herz, trotz ihres Kummers. Aber soll sie Leon einweihen? Ist es der richtige Zeitpunkt, um eine neue Liebe zu beginnen?
Erschwerend ist die Zurückhaltung von Leon in Bezug auf sein Privatleben. Er gibt nicht viel von sich Preis. Frankas Nachforschungen im Café, wo Leon stundenweise arbeitet, bringen sie nicht weiter. Auch er scheint Geheimnisse zu haben.
„Mittendrin einer neuer Anfang“ macht nachdenklich. Die Schwierigkeiten, mit einer Diagnose wie Hirntumor umzugehen, beschreibt die Autorin treffend. Sich neu zu orientieren und die Lebensfreude wieder zu finden scheinen nicht lösbar zu sein. Und doch öffnet sich unverhofft eine Tür. Nach der anfänglichen Angst und Unsicherheit gewinnt die Zuversicht. Dieser Reifeprozess der Hauptfigur Franka ist im Roman sehr gut erkennbar und gut erzählt. Auch die zum Teil erdrückende Anteilnahme des Umfeldes, der wohlmeinende Umgang mit der kranken Person wird thematisiert. All die gut gemeinten Ratschläge und Empfehlungen, welche den Betroffenen nur verwirren und nicht wirklich helfen. Mitleid kann in dieser Situation wohl niemand gebrauchen. Da hat die Autorin aus dem Vollen geschöpft.
Ein wenig in den Hintergrund rückt die Geschichte um Leon. Der familiäre Hintergrund bleibt nebulös und der unerwartete Ausgang der Geschichte fällt überraschend aus. Das wirft noch Fragen auf und lässt den Leser etwas in der Luft hängen. Alles in allem dennoch ein interessanter Roman, weil das Thema nachhallt.
Melanie Brandl, Jahrgang 1973, ist in Essen, Frankfurt, Brüssel und Prien am Chiemsee aufgewachsen. Sie studierte nach dem Abitur Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaften in München. Mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt sie in der Nähe von München. »Mittendrin ein neuer Anfang« ist ihr erster Roman und basiert zwar auf ihren eigenen Erfahrungen, ist aber keine Autobiografie.
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