Ich komme mit

  • München: Wunderraum, 2018, Seiten: 224, Originalsprache
Ich komme mit
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Julian Hübecker
351001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2018

Als ich sag, ich wisse nicht, wie lange ich es in der Torstraße noch aushalte, meint sie, man halte jeden Ort so lange aus, wie man sich selber aushalte.

Lazy ist krank – er leidet an Leukämie und hat schlechte Chancen auf Heilung. Das ganze wird erträglicher, als er seine alte Nachbarin Vita kennenlernt und sich mit ihr anfreundet. Beide philosophieren über das Leben und beschließen schließlich, noch ein letztes Mal zu reisen. Doch Lazys Gesundheitszustand verschlimmert sich und so stehen sie vor der schweren Entscheidung, welchen Weg sie gehen sollen.

Wie man sein Leben nutzen sollte – bevor es zu spät ist

Lazy Laval ist ein sorgloser junger Mann, mit einer Freundin und einem Studium, das ihn jedoch nicht ganz auszufüllen scheint. Er wohnt in der Torstraße, wo er als Kind aufwuchs. Auch seine ältere Nachbarin Vita Maier wohnt dort, seit sie in jungen Jahren mit ihrem Mann dort hinzog. Seitdem er verstorben ist, fristet sie ihren Lebensabend allein, da ihr Sohn in Australien lebt und ihr Enkel kaum mehr bei ihr vorbeischaut. Ihr einziger sozialer Lebensinhalt besteht darin, ab und zu im Reisebüro Rosa Travel vorbeizuschauen, um dort den neusten Klatsch auszutauschen.

Doch ein schwerer Schicksalsschlag ändert für Lazy und Vita alles: Lazy erkrankt an Krebs, muss sich etlichen Chemotherapien unterziehen, wird von seiner Freundin verlassen und wird ein Schatten seiner selbst. War er für Vita immer nur der merkwürdige Junge, der im gleichen Haus wohnt und stets nur mit „Alo“ grüßt, findet sie ihn eines Tages im Treppenhaus stark abgemagerten und eingefallen vor. Sie beschließt ihn mit in ihre Wohnung zu nehmen, um etwas für ihn zu kochen. Von da an sehen sich die beiden regelmäßig und werden Freunde. Beide, sie sehr alt, er todkrank, wissen, dass sie nicht mehr lange zu leben haben und beschließen daher auf Reisen zu gehen. Auf diesem Wege lernen sie sich besser kennen, versuchen die Krankheit auszublenden und philosophieren über das Leben: „Leben ist lachen beim Kitzeln“, „Leben ist Mitleid mit der Eintagsfliege“, „Leben ist beim Treppensteigen zwei Stufen aufs Mal“ oder „Leben ist das Kräuseln des Spiegeleis am Rand“ – diese und weitere Weisheiten werden für sie zu persönlichen Mantras und bringen eine ganz besondere Freundschaft hervor.

Eine gewöhnungsbedürftige Ausdrucksweise, die leider die eigentliche Message unterdrückt

Angelika Waldis Roman „Ich komme mit“ ist ein Buch, das von vielen verschiedenen Ebenen betrachtet werden muss, um diesem überhaupt gerecht zu werden. Es ist ein Buch zum Philosophieren und Nachdenken über das Leben, die Krankheit, das Alter und einiges darüber hinaus. Es ist jedoch auch eine Geschichte, die man schnell aus den Augen verliert, wenn man mit der Schreibweise der Autorin nicht klarkommt.

Dabei ist die eigentliche Handlung gar nicht verkehrt. Es ist rührend zu lesen, wie sich Vita und Lazy einander annähern und beginnen, sich zu vertrauen. Dabei sind die kleinen „Leben ist“-Anekdoten geistreich, teilweise sogar amüsant oder traurig. Beide haben unterschiedliche Vergangenheiten, haben das Leben anders gelebt und demnach auch eine andere Sicht auf das Sein, wie man den Augenblick nutzen sollte. Dies ist eine hervorragende Grundlage für eine Geschichte darüber, wie zwei Menschen voneinander lernen und einander bereichern können. Ob das nun der Autorin Intention war oder nicht, es wurde nicht gut genug transportiert, weshalb eine gewisse Konnektivität zwischen den Protagonisten fehlte.

Vermutlich hat die Geschichte so viel mehr Tiefe, die jedoch durch Waldis Schreibstil nicht fassbar war. Das Lesen wird dadurch anstrengend, sodass man eher durch die Seiten fliegt, als wirklich konzentriert zu lesen – und das ist für das Buch wohl nötig, um es komplett zu verstehen.

Fazit:

Wer mit dem Schreibstil der Autorin klarkommt, wird diesem Buch viel entnehmen können und vielleicht sogar eigene Lehren daraus ziehen. Es ist einen Versuch wert, denn auch, wenn dies nicht zusagt, könnte die eine oder andere Anekdote einem im Gedächtnis bleiben.

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