Die Bestialität der menschlichen Rasse erschreckt mich manchmal.
Die Dorfbewohner können es nicht glauben: Die Platane soll weg, jener Baum, der im Zentrum nicht nur des Dorfes, sondern auch ihres Lebens steht. Sie beschließen, etwas zu unternehmen, legen sich mit dem Bürgermeister an und verwandeln den Dorfplatz dabei sogar in ein Blumenmeer. All das im Blick eines alten Baumes.
Ein Baum unter vielen Menschen
Eine Platane, annähernd hundert Jahre alt, mitten auf dem Marktplatz. Hier thront sie in einem französischen Dorf, wo die alten Häuser eng an eng stehen, wo die Winde herrlich warm wehen und die Artischocken vom Verkaufsstand einen süßlichen Duft verbreiten. Eine heile Welt zeigt sich hier, malerisch, gefühlvoll.
Doch an einem Frühlingsmorgen ist es mit dem Frieden vorbei: Ein Zettel wird an den Stamm der prächtigen Platane genagelt. Darauf die Anordnung der Gemeindeverwaltung, dass der Baum bald gefällt werden soll. Der kleine Clément Pujol ist entrüstet: sein geliebter Baum soll gefällt werden? Jene standhafte Platane, auf die er gerne klettert, wenn seine Eltern mal wieder streiten? Sofort reift in ihm der Plan, die Fällung zu verhindern. Dafür fertigt er nicht nur Buttons an, die er fleißig verteilt, oder schreibt an den Präsidenten, um eine Begnadigung für den Baum zu erwirken, sondern schafft auch eine Bürgerwehr, sammelt Unterschriften und macht das Fernsehen auf die Ungerechtigkeit aufmerksam. Bald schließen sich immer mehr Dorfbewohner an: die alten Schwestern Adeline und Violette Bonnafay; Suzanne Fabre, die ihre beschauliche Bar unter der Krone des Baumes eröffnet hat; oder Raphael Costes, dessen Sitzungen beim Psychologen sich letzten Endes immer um die Platane drehen. Und schließlich hat der Baum selbst noch einiges zu sagen – über seine Beobachtungen, seine Gedanken und Gefühle - denn schließlich ist er selbst der Leidtragende.
Ein Wohlfühlbuch zum Lesen im eigenen Garten zwischen den Lavendelstauden
Das besondere an diesem Buch ist nicht die eigentliche Handlung um die Fällung eines Baumes. Es geht nicht um Spannung, die aufrechterhalten werden muss. In dieses Buch muss man sich hineinfallen lassen. Es geht um verschiedene Personen in unterschiedlichen Lebensjahren, mit eigenen Wünschen und Hoffnungen, die dennoch eine Verbindung haben: die zum Baum. Sie alle haben in ihm Trost gefunden, konnten sich unter seiner Krone entspannen, vor der Sonne in seinen Schatten entfliehen, ihn besteigen, umarmen oder einfach nur betrachten. Doch es ist auch ein Geben und Nehmen. Denn selbst der Baum profitiert, begleitet über Jahrzehnte hinweg diese Menschen, leidet und freut sich mit ihnen und weiß aufgrund seines Alters einiges zu erzählen.
Karine Lambert ist bekannt für solche Herzensbücher, die durch ihren Schreibstil eine eigene Leichtigkeit kriegen – perfekt für einen Provence-Roman. Auch wenn es kein Meisterstück der Weltliteratur ist, so ist es doch etwas, das man manchmal am nötigsten hat: pures Glück.
Fazit:
Warm, duftend nach Frühling, farbenfroh – ein Buch zum Genießen.
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