Gut und genau getroffen, präzise formuliert und immer unterhaltsam mit der richtigen Prise Humor zur passenden Zeit.
George Baxter führt ein angenehmes Leben als Antiquitätenhändler in einem kleinen, englischen Dorf. Mit seiner Frau Win ist er seit sechsundzwanzig Jahren verheiratet. Sein Geschäft läuft gut. Das Leben plätschert so vor sich hin. Doch dann stirbt Win und Georges Welt bleibt für einen Moment stehen.
Seit Wins Tod ist nichts mehr wie es mal war. George fällt in ein schwarzes Loch. Wie gut, dass sich Vera, die Ehefrau eines Mitarbeiters, um ihn kümmert. Unterstützung findet er auch bei seinem Hund Monty. Ein Basset-Rüde mit ganz eigenem Charakter und ein sehr guter Zuhörer in diesen schwierigen Zeiten. Doch George wäre nicht George, wenn er sich nicht nach und nach aus diesem Loch befreien und sich mit seiner Zukunft beschäftigen würde. Für ihn steht fest, dass dies noch lange nicht alles gewesen sein kann. Das Leben sollte schon noch etwas für ihn bereithalten. Es müsste doch auch für ihn eine neue Liebe, eine zweite Chance, geben. Doch die Suche erweist sich als sehr schwierig und nicht immer verfügt er über ein glückliches Händchen bei seiner Wahl. Aber gerade diese Hindernisse machen ihm klar, was genau er sich wünscht und deshalb suchen muss.
Wie gut trifft es sich da, dass George immer wieder übers Land fahren und neue Antiquitäten für sein Geschäft einkaufen muss. Das sorgt für Abwechslung und hält ihn vom Trübsal blasen ab. Die Autofahrten erweisen sich zudem als gute Gelegenheit, die Gedanken zu ordnen und mit sich ins Reine zu kommen.
Während der Überlandfahrten von George kümmert sich Vera mit grosser Hingabe um all die anfallenden Arbeiten im Haushalt und im Geschäft. Sie ist für ihn Unterstützung, Beraterin und Haushaltsorganisatorin. Dank ihr kann er sich auf sich und das Geschäft konzentrieren. Sie erteilt ihm so manchen klugen Ratschlag, obwohl sie genug eigene Sorgen hat. Ihr Ehemann ist mit ihrer Entwicklung, ihrer Selbstverwirklichung, nicht immer einverstanden. Das erzeugt Spannungen in der Ehe und belastet Vera. Sie muss deshalb so manche Woge glätten und mit viel guten Willen und ein wenig List ihren Weg gehen. Wobei sie mit George einen grossen Unterstützer findet.
Mit grosser Leichtigkeit hat die Autorin wesentliche Themen des Zusammenlebens in diese Geschichte verpackt. Mit viel Empathie, Fingerspitzengefühl und einer guten Beobachtungsgabe beschrieben, wachsen einem die Hauptfiguren sofort ans Herz. George Baxter, der Witwer, der die Hoffnung auf eine zweite Chance nicht aufgegeben hat und vom Leben deshalb noch so einiges erwartet. Zum Mitleiden, wenn ihn die Verzweiflung packt, wenn nicht alles so läuft, wie gedacht und er mit seinem Hund Selbstgespräche führt. Gefangen im alten Leben und doch bereit für Neues. Ein Mann zwischen Verharren und Aufbruch. Vera, die gute Seele vom Dienst. Auch sie pendelnd zwischen zwei Welten.
Die Nebenfiguren zeichnen sich durch ihre sehr speziellen und originellen Charaktere aus. Herrlich, humorvoll und stets realistisch! Das Bild der Freundinnen von Georges verstorbener Frau Win, welche sich um ihn sorgen, ist so plastisch beschrieben, so nachvollziehbar und verleitet zum Schmunzeln und sich amüsieren. Sie unterstützen George, überwachen ihn aber auch.
Fazit:
Alles passt in diesem Roman: viel englisches Lebensgefühl, wunderbare Landschaftsbeschreibungen inbegriffen. Wie aus einem Gartenbuch. Die etwas verstaubt erscheinende Zeit in welcher die Geschichte spielt, ist so spürbar und gut getroffen. Die Ahnung und das Gefühl von Aufbruch und Veränderung, welches so sanft unter der Oberfläche schlummert, zum Teil nur angedeutet. Gut und genau getroffen, präzise formuliert und immer unterhaltsam mit der richtigen Prise Humor zur passenden Zeit. Wunderbar und einfach schön zum Lesen!
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