Für alle Italien-Liebhaber eine leicht zu lesende und informative Geschichte mit viel Italianità.
Italien – das Sehnsuchtsland der 1960er-Jahre. Wer träumte damals nicht davon, nach Italien ans Meer zu fahren. Die Geschichte von Grit Landau lässt all diese Träume, diese Sehnsüchte wiederaufleben und lässt den Leser eintauchen in die Welt eines kleinen italienischen Dorfes, wo nicht nur die Gemeinschaft eine grosse Rolle spielt, sondern auch die verwandtschaftlichen Beziehungen. Dort, wo viele kleine alltägliche Dramen passieren – so wie eben das Leben spielt.
Marina ist die Frau des Frisörs im kleinen Ort Sant’ Amato an der italienschien Riviera. Sie ist eine äusserst attraktive Frau und für sie schwärmt nicht nur der Teenager Nino.
Marina stammt aus einem Armenviertel in der Nähe der Cinecittà in Rom. Davon wissen jedoch die Dorfbewohner nichts. Nur ihr Mann Carlo, ein herzensguter Mensch, kennt die Wahrheit. Dann beginnt Marina eine Affäre mit einem verheirateten Mann.
Im Verlauf der Geschichte und der damit verbundenen Fortsetzung von Marinas Affäre erfährt der Leser mehr und mehr über die Einzelschicksale der Dorfbewohner. Nino, der gegen sein Elternhaus rebelliert und lieber Fussballspieler werden will. Sein bester Freund Matteo, welcher sich in die Tochter eines zwielichtigen Gesellen verliebt, Drogen nimmt und schlussendlich nach Amerika verschwindet. Und der gemeinsame Freund von Nino und Matteo, Beppe, der von allen dreien der Glücklichste zu sein scheint und seinen Weg geht. Viele Einzelschicksale, verbunden mit dem Ort Sant’ Amato. Alle sind durch einen unsichtbaren Faden mit einander verbunden. Alle treffen irgendwann wieder auf einander. Vom Leben geprägt und dennoch fest mit ihrem Heimatdorf verbunden.
Die Sehnsucht nach Italien wird durch die Geschichte um Marina wieder geweckt. Die vielen einzelnen Lebensgeschichten lassen den Leser am Geschehen im kleinen Dorf an der italienischen Riviera teilhaben und vermitteln einen tiefen Einblick in die italienische Kultur. Nicht immer stimmen die Träume von der eigenen Zukunft mit den Vorstellungen der Familie oder der Dorfgemeinschaft überein. Zu stark sind die jeweiligen Abhängigkeiten, zu gross die Enge und zu dominant einige Wenige. Die auszufechtenden Kämpfe kosten Kraft und gehen nicht immer glücklich aus, hinterlassen seelischen Narben.
Fazit:
Jeder Protagonist erhält in diesem Roman sein eigenes Kapitel, welches seine ganz persönliche Geschichte erzählt. Leider sind es schlussendlich zu viele Handlungsstränge und der ständige Wechsel lässt beim Lesen eine gewisse Unruhe aufkommen. Die Grundidee, viele Informationen über die italienische Vergangenheit, das Leben, die Bräuche und die Musik in einer Geschichte zu verpacken ist sehr gut. Aber die vielen Einzelschicksale in Kapitel zu gliedern und nicht geschmeidig zu verbinden, hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Man kann sich schlussendlich mit keiner Figur identifizieren. Trotzdem: für alle Italien-Liebhaber ist es eine leicht zu lesende und informative Geschichte mit viel Italianità.
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