Der Stoff, aus dem die Träume sind
Die Leidenschaft für Stoffe und das Schneiderhandwerk verbinden zwei Frauen auf geheimnisvolle Weise. Caterinas Geschichte beginnt auf Sardinien, Camillas Geschichte in Mailand. Beiden Frauen ist der Wunsch, für die Kundin das perfekte Kleid zu schneidern, eigen. Beide Frauen versuchen, ihre Träume zu verwirklichen.
Sardinien, Oristano: Caterina lebt mit ihrer Amme Rosa in einem kleinen Fischerdorf am Meer. Hier befindet sich das Sommerhaus der Familie, welche auch in der Stadt ein grosses Anwesen besitzt. Das kleine Mädchen und seine Kinderfrau sind sich selber überlassen, da die Familie sich wenig bis gar nicht um die Beiden kümmert. Rosa ist eine begnadete Weberin und weckt in der kleinen Caterina die Leidenschaft für das Handwerk und für die bunte Welt der Stoffe.
Als Caterinas Mutter stirbt, erfährt die Familie, dass Caterina die Frucht einer Affäre der Mutter ist. Das erklärt endlich das distanzierte Verhalten der Mutter gegenüber ihrer Tochter. Die Familie beschliesst des guten Rufes wegen, Caterina zu ihrer Tante an den Comersee zu schicken. Somit ist auch gewährleistet, dass das so lange und so gut gehütete Geheimnis nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Italien, Bellagio, Comersee: Camilla Sampietro arbeitet in einem kleinen Schneideratelier. Dort kann sie endlich ihre Träume von New-Style-Kleidern verwirklichen. Seit ihrem Modedesignstudium in Mailand, wo sie aufgewachsen ist, träumt sie davon, alte Kleider so umwandeln, dass aus dem überarbeiteten Stück ein zur Trägerin passender Traum wird. Hier am Comersee bietet sich ihr die Gelegenheit.
Camilla ist nach dem Tod ihrer Eltern bei Marianne Leclerc aufgewachsen. Marianne ist kinderlos und lässt ihre ganze Liebe ihrer Nichte Daniela und Camilla zukommen. Daniela und sie waren wie Schwestern und wurden durch Marianne gefördert und unterstützt. Doch Mariannes Entscheidung, Camilla die künstlerische Leitung des Geschäfts zu übertragen, hat Daniela sehr verstimmt, gerade weil zwischen Camilla und der Familie Leclerc keine verwandtschaftlichen Beziehungen bestehen. Konsequenterweise hat Camilla die Leitung abgelehnt und ist an den Comersee gezogen.
Dann trifft plötzlich die Nachricht ein, dass Marianne erkrankt ist und dass es ihr sehr schlecht geht. Daniela bittet Camilla nach Mailand zu kommen. Auf dem Krankenbett bittet Marianne Camilla nach ihrer verschollenen Schwester Adele zu suchen. Sie, Marianne, hätte es ihrer Mutter Caterina auf dem Sterbebett versprochen, aber nie wirklich ernsthaft in Angriff genommen. Nun sei die Zeit dafür gekommen!
Gut recherchiert, mit interessanten Einblicken in die schöne Welt der Mode
Der Roman «Die Seidentöchter» spielt auf zwei Zeitebenen. In der Zeit zwischen 1923 und 1946 erfährt der Leser die Lebensgeschichte von Caterina, welche auf Sardinien beginnt und ihre Fortsetzung in Italien und Paris findet. Dort, in Paris, wird Caterina zur gefeierten Designerin. Bis der Ausbruch des zweiten Weltkriegs alles verändert. Dieser Zeitabschnitt ist sehr gut recherchiert und auch ausführlich beschrieben, spannend und bewegend zugleich.
Die Autorin spannt dann den Bogen in die Gegenwart und hier findet die eigentliche Geschichte statt. Die Protagonistin Camilla scheint anfangs eine recht starke Persönlichkeit zu sein, verliert sich dann aber im Selbstmitleid. Der Verlust der Eltern, die ungerechte Behandlung durch Daniela und die scheinbar komplizierte Beziehung zu Marco veranlassen sie, mit dem Schicksal zu hadern. Camillas Probleme erscheinen im Vergleich zu denjenigen von Caterina doch eher gering und nehmen zu viel Raum ein. Diese Dialoge sind zum Teil langatmig und nicht schlüssig. Am Ende des Romans überschlagen sich die Ereignisse und werden schnell abgehandelt. Da wären mehr Informationen zu den jeweiligen Personen angebracht gewesen.
Trotz der Kritik: Wunderbar ausgearbeitet sind viele kleine Details der Schneiderkunst. Jedes Kapitel beginnt mit der Beschreibung eines Stoffes: seiner Herkunft, seiner Beschaffenheit, seine Verarbeitungsmöglichkeiten. Ein interessanter Einblick.
Fazit:
Die Seidentöchter ist ein leichter Roman, bestehend aus gut recherchierten historischen Hintergründen und einer Familiengeschichte, die sich über mehrere Generationen erstreckt. Die zwischenmenschlichen Verwicklungen kombiniert Cristina Caboni mit detailreichen Informationen zum Thema Modedesign und erschafft so eine facettenreiches Schauspiel für alle, die die schönen Dinge im Leben lieben
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