Die andere Hälfte der Augusta Hope

  • Arche
  • Erschienen: August 2019
  • 0

- OT: The Other Half of Augusta Hope

- aus dem Englischen von Stefanie Ochel

- Hardcover, 400 Seiten

Die andere Hälfte der Augusta Hope
Die andere Hälfte der Augusta Hope
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Monika Wenger
891001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2019

Eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt

Augusta lernt bereits mit sechs Jahren das Lexikon auswendig. Mit acht sucht sie sich auf dem Globus ihr Lieblingsland und bringt alles in Erfahrung, was mit diesem zusammenhängt. Als Neunjährige steht für sie außer Zweifel, dass sie einmal in die Welt hinaus möchte. Auf keinen Fall will sie später in dieser Straße, wo sie aufwächst, leben und alt werden. Neues erleben, Sprachen lernen, Wissen sammeln, Reisen und vieles mehr - das ist ihr Ziel. Ihre Eltern scheinen ihr altbacken und festgefahren. Ängstlich begegnen sie Veränderungen und würden am liebsten nie ihre Umgebung verlassen.

Julia ist das genaue Gegenteil von Augusta. Für sie ist sehr früh klar, dass sie heiraten und Kinder kriegen wird. Sie ist zufrieden mit allem, was sie hat. Bereits sehr früh findet sie in Diego ihren Lebensgefährten. Für sie ist sonnenklar, dass sie dem Lebensweg ihrer Eltern folgen wird.

Während eines Spanienaufenthaltes verändert sich Julia sehr. Irgendetwas muss vorgefallen sein, während Augusta im Haus geblieben ist und weitergeschlafen hat, während Julia mit den Eltern am Strand frühstückte. Augusta findet keinen Zugang mehr zu ihrer Schwester. Julia bleibt verschlossen, ist gar abweisend. Augusta lernt, mit dieser Verhaltensänderung zu leben, fühlt sich aber zurückgewiesen und ausgegrenzt. Mit vierundzwanzig Jahren verliert Augusta ihre Schwester Julia. Erst Jahre später erfährt sie von dem die Familie so belastenden Geheimnis.

Menschen finden zusammen - sie verlieren sich nicht nur, sondern finden sich

Eindrücklich und sprachlich mitreißend erzählt Joanna Glen die Geschichte der beiden Schwestern. Vor allem Augustas Suche nach ihrem Platz in dieser Welt ist hervorragend beschrieben. Zum Mitfühlen für den Leser stellt sich Augustas Drang dar, in die weite Welt zu ziehen, und das Gespür, dass Heimat nicht zwingend nur ein bestimmter Ort sein muss - dieses Suchen, Herantasten, Erfahrungen sammeln, an sich zweifeln und dennoch irgendwie überzeugt sein davon, dass es einen Ort gibt, wo man ankommen kann. Selbst wenn dieser Ort am anderen Ende der Welt liegen sollte.

Der Roman erzählt in abwechselnder Folge auch die Geschichte von Parfait, einem jungen Mann aus Burundi. Er flüchtet mit seinem Bruder vor dem anhaltenden Krieg und den Gräueltaten in seiner Heimat nach Spanien. Diese Kapitel sind teils sehr kurz und vermitteln in knappen, aber präzisen und unter die Haut gehenden Worten Eindrücke einer ganz anderen Welt. Äußerst raffiniert webt die Autorin diese beiden Erzählstränge zu einer Geschichte. Der Leser ahnt, dass sich die beiden Protagonisten kennenlernen werden. Das Wie, Wann und Wo bleibt jedoch lange unklar.

Fazit

Die Lektüre regt zum Nachdenken an, bewegt und ist dennoch in einer ganz besonderen Art und Weise unterhaltsam. Feine, humorvolle Einlagen nehmen dem gewichtigen Lesestoff die Schwere. Absolut lesenswert!

Die andere Hälfte der Augusta Hope

Joanna Glen, Arche

Die andere Hälfte der Augusta Hope

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