Die Geschichte einer anständigen Familie

  • Goldmann
  • Erschienen: September 2019
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- OT: Storia di una famiglia perbene

- aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt

- Hardcover, 352 Seiten

Die Geschichte einer anständigen Familie
Die Geschichte einer anständigen Familie
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Monika Wenger
721001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2022

Eine Kindheit als Aussenseiterin

Maria De Santis wächst mit ihren zwei Brüdern Giuseppe und Vincenzo im Viertel San Nicola in der süditalienischen Stadt Bari auf. Ein kleines, mageres Mädchen mit abstehende Ohren, weshalb sie von ihren Mitschülern gehänselt und ausgegrenzt wird. Genauso geht es dem wenig älteren, pummeligen und phlegmatischen Michele. Die ungleichen Kinder verbindet eine tiefe Freundschaft. Nach einem schrecklichen Vorkommnis verbietet Marias Vater ihr den Umgang mit Michele und dessen Familie.

Auf der Suche

Das Mädchen fühlt sich weder ihrer Familie noch ihrem Viertel zugehörig. Sie ist scheu und zurückhaltend – häufig widerspenstig. Oft wird sie nicht richtig wahrgenommen und falsch eingeschätzt. Ihre Grossmutter hat ihr den Übernamen «malacarne» (Teufelsbraten) gegeben.

«Und dann war da noch ich, Maria Malacarne. Ich war weder Fisch noch Fleisch – vielleicht war das mit ein Grund, weshalb die anderen mich fürchteten und gleichzeitig hassten. Ich stellte ihre Hackordnung infrage, brachte die Hierarchie völlig durcheinander.» (Quelle: Roman)

Einzig Michele scheint sie zu sehen. Doch nach dem unglückseligen Vorfall, in den ihr Bruder Vincenzo und Micheles Bruder Carlo verwickelt sind, verbietet Marias Vater ihr den Umgang mit Michele und seiner Familie. Maria vergräbt sich in ihren Schulbücher und schafft es, in einer Nonnenschule ausserhalb des Viertels aufgenommen zu werden. Endlich kann sie San Nicola tagsüber verlassen. Neue Wege tun sich auf und eine bessere Zukunft scheint möglich. Trotz der guten Noten und der Aussicht auf einen Studienplatz vermisst sie ihren treuen Freund Michele. Jahre später – auf der Hochzeit ihres Bruders Giuseppe – treffen sich die Jugendfreunde wieder. Maria muss sich ganz neuen Gefühlen stellen.

Eng geführte Lebensgemeinschaften

Der Roman von Rosa Ventrella erzählt die Geschichte vom Aufwachsen eines Mädchens in einer eng und patriarchalisch geführten Lebensgemeinschaft. Da zählen nicht nur die Regeln innerhalb der Familien, da gilt auch die Meinung der Verwandtschaft und die der Nachbarn – kurz: Des ganzen Viertels. So kämpft sich Maria durch ihre Kindheit und findet in einem gewaltbereiten, mit Traditionen behafteten Umfeld nur schwer ihren Platz. Erst beim Weggehen und Fernbleiben entdeckt Maria ihre Wurzeln neu.

«Es gab ein unsichtbares Band zwischen meiner Mutter, meinem Vater und mir, und dasselbe Band bestand zwischen mir und meinem Viertel. So sehr ich mich auch bemühte, es zu zerreissen, es war nicht möglich.» (Quelle: Roman)

Obwohl der Einstieg in die Geschichte etwas holprig und ausholend ist, lohnt sich das Durchhalten. Die Lektüre entpuppt sich bald als spannender, zurückhaltend erzählter Familienroman, der in den tiefen Süden Italiens mit seinen ausgeprägten Traditionen führt.

Fazit

Die facettenreiche Geschichte eines süditalienischen Mädchens und seiner Familie, die, gefangen in ihrem Viertel und in ihren Traditionen, nicht auszubrechen vermögen. Zurückhaltend erzählt und gerade deshalb nachdenklich stimmend.

Die Geschichte einer anständigen Familie

Rosa Ventrella, Goldmann

Die Geschichte einer anständigen Familie

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