Eintauchen in die 20er Jahre
Theresa Marshall ist eine Society-Lady im mittlerem Alter, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen. Sie ist in den wesentlich jüngeren Captain Octavian Rofrano verliebt. Dieser macht ihr einen Heiratsantrag, doch eine Scheidung kommt für sie nicht in Frage. Ihre gesellschaftliche Stellung und die damit verbundenen Annehmlichkeiten will sie auf keinen Fall aufgeben.
Während eines Treffens mit ihrem jungen Liebhaber taucht überraschend ihr Bruder Jay auf. Er erklärt ihr, dass er, der hartgesottene Junggeselle, zu heiraten gedenkt - und zwar die Tochter des Patentkönigs, Sophie Fortescue. Mit dieser Heirat würde Jay seine Geldsorgen los und die Familie Fortescue in den gehoben Kreisen Fuß fassen können.
Nach alter Tradition überbringt ein Kavalier den Heiratsantrag der Brautfamilie. Theresa macht ihrem Bruder den Vorschlag, Octavian zu den Fortescues zu entsenden. Gleichzeitig versucht sie, mehr über diese Familie und ihre Herkunft herauszufinden. Mit diesem Ansinnen sowie dem Aufeinandertreffen von Sophie und Octavian wird Theresa vor große Probleme gestellt.
"In alten Zeiten wurden am Altar Opfer gebracht – eine Praxis, die bis heute fortgeführt wird." (Helen Rowland)
Als Vorlage für diesen Roman dient Beatriz Williams die Oper «Der Rosenkavalier» von Richard Strauss. Sie bedient sich, gemäß eigener Aussage, sehr gerne historischer Gegebenheiten, und die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eignet sich hervorragend als Kulisse für ihre Geschichte. Die Konflikte zwischen Alt und Jung, Reichtum und Armut, Tradition und Aufbruch prägen die Goldenen Zwanziger. Als Auflockerung und spannendes Element in dieser Liebesgeschichte ist der Beitrag der Klatschkolumnistin der New York Herold Times eingeflochten. Diese berichtet zwischendurch von einem Gerichtsverfahren und informiert den Leser über die gesellschaftlichen Zusammenhänge und die am Verfahren beteiligten Personen. Nach und nach lösen sich so die kleinen wie auch die großen Geheimnisse.
Die Spannungsfelder in den Goldenen Zwanzigern beruhten vor allem auf dem extremen Wandel der Zeit: die Wirtschaft ist im Aufschwung, die Autoindustrie ist erfolgreich und die Fließbandarbeit verändert die gesellschaftlichen Strukturen wesentlich und nachhaltig; das Auto wird für die Mittelklasse erschwinglich; an der Börse ist schnelles Geld zu machen; Kunst und Kultur blühen; modernes Konsumverhalten bildet sich heraus. Nicht nur für die Gesellschaft im Allgemeinen, sondern speziell für die Frauen sind die Zwanziger Jahre wegweisend, denn in den Vereinigten Staaten wird das Frauenwahlrecht in die Verfassung aufgenommen. Außerdem beginnen mehr und mehr Frauen, selber zu arbeiten.
Fazit
Die Liebesgeschichte zwischen einer reifen Frau und einem viel jüngeren Mann in den 20er Jahren in New York entspricht in Stil und Sprache der damaligen Zeit. Die reißerische Ausdrucksweise in der Berichterstattung der Kolumnistin über das Gerichtsverfahren steht in klarem Gegensatz zu den anderen Kapiteln und bremst den Lesefluss. Doch wer gerne sowohl romantische als auch spannende Geschichten aus dem Leben der Upper Class liest, wird mit diesem Roman gut unterhalten.
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