Willow in not so british Britain
Seine neueste Beobachtungsmission führt Willow diesmal nach England. Nachdem er zuvor jedoch in einem Männerkörper Deutschland erkundet hat, findet er sich diesmal als Frau wieder. Nach dem anfänglichen Schock ist Willow jedoch zuversichtlich, dass die neue Mission ein Erfolg wird – bis die ersten Wochen vorüber sind. Und die monatlichen Blutungen erstmals einsetzen…
„O mein Gott! Ich sterbe! Warum stirbt dieser Körper denn jetzt? Blut, überall Blut!“
Ja, unsere Willow (bleiben wir ab jetzt passenderweise beim weiblichen Personalpronomen) ist schon ein bisschen melodramatisch. Aber immerhin ist für sie der weibliche Körper völlig neu. Da muss sie durch, will sie doch alles über die menschliche Rasse kennenlernen. Dafür schaut sie sich auch gerne mal Dokumentationen an, wie solche über Sklaven auf BBC. Prompt beschließt sie einen örtlichen Sklavenmarkt aufzusuchen, nur um festzustellen, dass es sowas nicht in England gibt. Schon ein komisches Völkchen.
„Sklaven indes scheinen geborene Haushälter zu sein, und sie müssen für ihre Tätigkeiten nicht einmal bezahlt werden!“
Überhaupt findet sie immer wieder Unterschiede zu Deutschland. So haben die Engländer eine Königin! Als getreue Untertanin ist es für Willow eine Selbstverständlichkeit, dieser ihre Aufwartung zu machen, weshalb sie sich in Schale wirft und die Queen besuchen geht. Doch obwohl sie sogar Kekse mitgebracht hat, will sie der Pförtner nicht in den Palast lassen. Trotzdem kann sich Willow ihrer Liebe für die Monarchin nicht mehr erwehren, als sie erfährt, dass deren letzter Corgi ebenfalls Willow hieß.
„Sie sagt, dass man die Queen nicht so einfach besuchen könne, dass man einen Termin brauche. Mach ich eben einen Termin.“
Diese kleinen Anekdoten sind nur eine Auswahl an Erlebnissen, die die Außerirdische in England erlebt. An jedem der 365 Tage weiß sie etwas zu berichten – manchmal knackig kurz („Wasser getrunken. Aus dem Wasserhahn.“), manchmal auch eine ganze Seite lang. Dabei spielt Stefan Rensch mit ihrer Unbedarftheit und Naivität gekonnt und witzig.
Aufgelockert wird das Erlebte durch eine Reihe von kuriosen Gestalten, die ähnlich wie in Willow in Deutschland manchmal noch abgedrehter wirken als Willow selbst. Da wäre unter anderem der Nachbar Mr. Elliott, der in seiner Geistesverwirrtheit merkwürdige Sätze von sich gibt: „Einsicht ist der erste Schritt in die Kaninchenzucht.“ Oder die feministische, muslimische Zahra, die findet (obwohl es gemäß Willows Recherchen dafür in keiner Religion irgendwelche Beweise zu finden gibt), dass Männer und Frauen gleichgestellt sind.
„Die Queen und ich lieben Metal! Wir sind Schwestern! Im Geiste! Evil!“
Der Autor schlägt seinen gewohnten Wortwitz an und legt an Einfallsreichtum zu. Dabei stürzt er sich zielsicher auf Klischees, wenngleich das ein oder andere Thema ungenutzt bleibt. Das „typische“ verregnete, teetrinkende, doppeldeckerbusfahrende und trockenhumorige England ist kaum durchgekommen. Es fehlt der offensichtliche Witz, der auch zündet, wenn man mit der englischen Kultur nicht so vertraut ist. Stellenweise kommt das Gefühl auf, dass man immer wieder Pointen verpasst, wenn man die komplexeren Zusammenhänge nicht versteht.
Gleichwohl bleibt es ein amüsanter Pageturner, der sich aufgrund der knappen Passagen schnell lesen lässt. Am Ende wird sogar noch verraten, dass es anschließend nach Amerika gehen wird. In welche Rolle Willow wohl diesmal schlüpft? In ein Kind? Oder mal einen Hund? Man darf gespannt sein!
Fazit
Die Fortsetzung kommt in punkto Originalität und Witzreichtum nicht ganz an Willow in Deutschland heran. Vielleicht auch deswegen, weil man selbst als Leser hierzulande der eigenen Kultur mehr verbunden ist. Dennoch hat das Buch einige Lacher auf Lager – oder um es mit Willows Worten zu sagen: „Supi! Liebe!“
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