Das Licht vergangener Tage

  • Heyne
  • Erschienen: Oktober 2019
  • 0

- TB, 448 Seiten

Das Licht vergangener Tage
Das Licht vergangener Tage
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Monika Wenger
791001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2019

Von tragischen Umständen, von Missverständnissen und von allzu menschlichem Verhalten

Anna Hartmann leitet in Berlin eine Kunstgalerie. Eines Tages erhält sie Besuch von einem ungarischen Anwalt. Er überlässt ihr ein Frauenporträt, gemalt vom berühmten ungarischen Maler Istvàn Szabò. Der Anwalt informiert sie, dass der Besitzer dieses Bildes, ein Professor aus Budapest, ihr außerdem seine Kunstsammlung zur Verwaltung übergeben möchte. Dieser Professor soll einmal der Verlobte ihrer Großmutter gewesen sein. Einige Tage später erfährt Anna, dass eben dieser Professor verstorben ist.

«Das Glück ist nicht bombastisch, nicht ekstatisch. Es ist unscheinbar wie eine stille Geste oder ein Lächeln. Es ist wie Wasser, das dir durch die Finger rinnt. Das wusste ich damals nicht.»

Anna und ihre Mutter Edit haben seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Annas äußerst eigenwilliger Großmutter Rebeka. Diese ist 1956 nach Amerika ausgewandert, lebt aber seit einigen Jahren wieder in Wien.

Das Porträt nimmt Anna nun zum Anlass, um Rebeka aufzusuchen. Sie hofft, mehr Informationen über die Entstehung des Bildes, wie auch über die Vergangenheit ihrer Familie zu erhalten.

«Sie in die Stadt ihrer Jugend zurückzuholen, war Breitners wahres Geschenk an sie gewesen. Ob Wiedergutmachung oder Strafe – er hatte den Glanz der Hoffnung in ihre Augen zurückgebracht.»

Erst ist die Großmutter sehr zurückhaltend, gar abweisend. Doch nach und nach öffnet sie sich ihrer Enkelin und erzählt, dass dieser verstorbene Professor Breitner ihr Verlobter gewesen ist. Und dass sie den berühmten Maler Istvàn Szabò gekannt und geliebt hat. Sie erzählt aber auch von den großen politischen Veränderungen in Ungarn, den Unruhen und dem Volksaufstand gegen die kommunistische Partei und gegen die sowjetische Besatzungsmacht.

«Respekt hält nicht ein Leben lang. Nur Liebe kann das.»

Nikoletta Kiss erzählt die Geschichte einer großen Liebe in turbulenten Zeiten - einer Liebe, welche nicht nur durch die herrschenden Klassenunterschiede, sondern auch durch die umwälzenden Ereignisse in Ungarn in den 1950er-Jahren auf eine harte Probe gestellt wird. Große Träume, die sich in Luft auflösen und schwerwiegende Veränderungen, welche die Figuren immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Enteignungen, Entbehrungen, Vertreibung und Armut. Die Autorin beschreibt die vielen Facetten von Angst und Verlust und von dem ausgeprägten Überlebenswillen der Menschen. Sie erzählt aber auch von Liebe und dem Wunsch, die Liebsten zu schützen, egal auf welche Weise und zu welchem Preis.

Fazit

Eine große Liebe vor dem Hintergrund des politischen Umbruchs in Ungarn. Von tragischen Umständen, von Missverständnissen und von allzu menschlichem Verhalten erzählt dieser Roman. Das Thema ist gut gewählt, die Erzählung vielseitig und die Liebesgeschichte passend eingebettet. Auf historischen Ereignissen beruhend fesselt die Handlung und erinnert an einen schwierigen Zeitabschnitt in Ungarns Geschichte.
Ein wenig schwer lesbar sind die ungewohnten ungarischen Namen und Bezeichnungen. Die gelegentlichen unvermittelten Wechsel von der Vergangenheit in die Gegenwart und die große Menge an Informationen bremsen zeitweise den Lesefluss.

Das Licht vergangener Tage

Nikoletta Kiss, Heyne

Das Licht vergangener Tage

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