Take That (aus der Musikbibliothek)

  • KiWi
  • Erschienen: Oktober 2019
  • 0

- HC, 160 Seiten

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Sandra Dickhaus
801001

Belletristik-Couch Rezension vonDez 2019

Persönlicher und emotionaler Erfahrungsbericht über die kultige 90er-Boyband

Wer kennt sie nicht, die Lieder „Back for good“ oder „Babe“? Vom gelegentlichen Radiohören kann sie vielleicht nicht jeder direkt zuordnen, doch stammen sie aus der Feder der Boyband „Take That“ - eine Boyband, die in den Neunzigern wahre Hysterieanfälle, Ohnmachten und bestimmt auch Heiserkeit bei jungen weiblichen Fans hervorrief. Genau das und sogar noch viel mehr beleuchtet die Autorin Anja Rützel im zweiten Band der KiWi-Musikbibliothek: ein kleines, schmales, unscheinbares Büchlein von rund 160 Seiten, das aber klassischen Bandbiographien einiges voraus hat. Anja Rützel schreibt nicht distanziert-sachlich über ihre Lieblingsband, sondern voller Emotionen, Erinnerungen und persönlicher Eindrücke. Ansprechend erzählt sie, was diese Boyband für sie bedeutete und immer noch bedeutet, aber vor allem in welchen Lebenslagen „Take That“ sie begleitet hat.

Heimliche Schwärmerei

1996 löste sich die erfolgreiche Boyband unter einem empörten Aufschrei ihrer Anhänger auf und die Autorin gibt zu, erst danach zum richtigen Fan geworden zu sein. Sie begann die Band erst wirklich wahrzunehmen, als sie selbst dem Teenageralter schon entwachsen war - recht ungewöhnlich eigentlich. Ihre Schilderungen klingen dennoch nach denen einer noch sehr jungen Erwachsenen. Die Lieder hatte sie immer im Ohr, auch wenn sie, wie sie zugibt, zunächst nur heimlich für „Take That“ schwärmte. Die Zeitschriftenartikel über die Band lieh sie sich von ihrer kleinen Schwester (ihrer einzigen Verbündeten), um sie von ihren Freunden unbemerkt zu lesen, ja fast zu inhalieren.

Lustige Anekdoten auf sprachlich hohem Niveau

Anja Rützel beginnt ihre Schilderungen zur Band mit einer ungewöhnlichen, aber komischen Anekdote: nämlich mit dem Kauf einer „Take That“-Unterhose mit der Aufschrift „Could it be magic?“, die sie auf einem Konzert erwarb und stolz über ihrer Jeans trug. Anschließend zog sie damit durch diverse Kneipen – ganz schön verrückt. So wird schon zu Beginn ihre Liebe zu „Take That“ deutlich, die scheinbar nach all den Jahren immer noch präsent ist.

Weiter folgen einzelne kurze Kapitel zu jedem Mitglied der Boyband, die sie amüsant, aber auf einem hohen sprachlichen Niveau formuliert. Plattitüden fehlen gänzlich, eher schillern die Erzählungen voller Wortwitz, starken Sprachbildern und illustren Neologismen. Und das alles noch sehr flüssig geschrieben - ein wahrer Lesegenuss. Rützel skizziert den Werdegang jedes Mitglieds von „Take That“ und räumt dabei mit Gerüchten auf, die jeden von ihnen verfolgten, dies immer unter der Prämisse des eigenen Eindrucks. So leidet man mit Sänger Gary Barlow mit (der schlecht tanzen konnte, aber immer das talentierteste Bandmitglied war), weil er neben Gewichtsproblemen die ein oder andere Demütigung durch die unerbittliche Presse einstecken musste. Mark Owen beschreibt sie als Mann mit einem Hundeblick und einer ungefährlichen Erotik, weswegen er von den meisten Teenagern besonders gemocht wurde. Robbie Williams, der „verlotterte Sohn“, wie sie ihn nennt, dem es besonders lag, Dinge zu zerscheppern und wieder zu reparieren, verließ die Band für eine erfolgreiche Solokarriere, kehrte allerdings auch wieder zurück. Howard Donald, dessen nackten Hintern die Autorin bei einem Konzert 2007 sehen durfte, hinterließ einen besonders nachhaltigen Eindruck bei ihr. Ihren Lieblings-„Take-That“ler, Jason Orange, mag sie vor allem wegen seines tollen Namens, seiner zurückhaltenden Präsenz und der Mühe, die er sich bei jedem Auftritt sichtlich gab. Man sieht also: Anja Rützel ist Expertin auf diesem Gebiet.

Das Buch schließt mit einem Interview ab, das sie als erwachsene Frau mit den Mitgliedern der Boyband führen durfte. Hier erkennt sie, wie die Jahre auch diese gezeichnet haben. Ihr Liebling Jason allerdings war nicht dabei - er ist scheinbar für niemanden mehr zu sprechen und hat sich von allen abgekapselt. Schade eigentlich!

Fazit

Eine endlich mal etwas andere, wortwitzige „Biographie“ einer für die Neunziger sehr wichtigen Boyband. Besonders die persönlichen Anekdoten, gepaart mit dem hohen sprachlichen Niveau, sind einmalig und machen das Ganze alles andere als langweilig.

Take That (aus der Musikbibliothek)

Anja Rützel, KiWi

Take That (aus der Musikbibliothek)

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