Heute wurde ein Stern auf den Namen Elin getauft
Wieder dauert ein Fotoshooting viel länger als geplant. Hier muss das Licht noch korrigiert werden, da sind noch kleine Anpassungen an den Requisiten nötig und dort läuft die Zeit davon. Elin Boals ist ein Workaholic und vergisst dabei ihre Familie. Wenn sie dann endlich nach Hause kommt, verschließt sie sich, gibt sich emotional kühl und zieht sich in sich zurück. Das ist eine große Belastung für alle. Sam, ihr Ehemann, und ihre Tochter Alice wenden sich nach und nach von ihr ab.
Eines Tages findet Elin in ihrer Post einen Brief aus Schweden - eine Karte mit dem Hinweis «Heute wurde ein Stern auf den Namen Elin getauft», auf Schwedisch, unterschrieben mit «F». Diese Nachricht weckt große Gefühle, viele Erinnerungen und stürzt Elin in eine tiefe Krise.
Sie zieht sich noch mehr von ihrer Familie zurück. Je mehr sie sich an ihre Kindheit in Schweden erinnert, umso verschlossener wird sie. Das verdrängte Geschehen und das schlechte Gewissen plagen sie unendlich. Vieles wissen Sam und Alice nicht. Sie glauben, dass Elin in Frankreich aufgewachsen ist. Sie wissen nichts von Elins Vergangenheit und den ganz besonderen Umständen von damals. Doch die Vergangenheit holt Elin ein und bringt sie in Bedrängnis.
Es bleibt ihr, will sie ihre Ehe und die Beziehung zu ihrer Tochter retten, nur der eine Weg: sich diesen durch die Botschaft hervorgerufenen Erinnerungen zu stellen und endlich alle Karten auf den Tisch zu legen.
«Bist du sicher, dass du dich an alles so erinnerst, wie es wirklich war?»
Autorin Sofia Lundberg führt den Leser vom hektischen New York in das ruhige, ländliche Schweden. Detailreich erzählt sie uns die Geschichte vom stressigen Leben einer berühmten Fotografin, welche sich aus Angst vor Gefühlen in die Arbeit flüchtet, von den entstehenden familiären Problemen aufgrund ihrer immer grösser werdenden Distanziertheit. Ein Schreiben aus der alten Heimat verursacht erste Risse in der Fassade, und die Gefühle lassen sich nicht mehr verdrängen.
Rückschauen gewähren Einblicke in die Kindheit von Elin: das Landleben in Schweden in den 70er-Jahren, die große Armut, die emotionalen Achterbahnfahrten und die haltgebende Freundschaft mit Frederik. Doch dieses Leben hat Elin vom einen auf den anderen Tag aufgegeben und ist ins Ausland geflüchtet.
Der Roman erzählt vom Aufladen von Schuld und dem Verdrängen von Vergangenem. Es zeigt sich aber auch, dass uns die Erinnerungen manchmal trügen und die Wahrnehmung verzerrt sein kann.
Fazit
Die Geschichte von Elin zeigt, dass sich die Vergangenheit nicht verdrängen lässt. Sich ihr zu stellen mag unter Umständen schwer sein, kann aber befreiend und klärend wirken. Eine unterhaltsame, zum Teil sehr emotionale Zeitreise in das schwedische Landleben in den 70er-Jahren.
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