Nein, das ist so, weil nicht sein kann, was nicht sein darf
Dr. Ludwig Heckler ist der Strafverteidiger vieler Prominenter - berühmt, einflussreich und sehr diskret. Er ist in dritter Ehe mit der wesentlich jüngeren Philomena verheiratet. Gemeinsam führen sie eine vornehme Anwaltskanzlei. Zu ihnen kommt nur, wer eine unangenehme Sache aus der Welt schaffen muss…
Aus reiner Gefälligkeit gegenüber Walter Kehl, dem Landesbankdirektor, stellt Dr. Ludwig Heckler den jungen Rechtsanwalt Sebastian Spring ein. Dieser macht Heckler mit seiner Freundin bekannt, welche schon bald Hecklers Geliebte wird. Das lässt sich Philomena, Hecklers Ehefrau, nicht bieten und beginnt eine Affäre mit Spring. Aus Rache lässt sie zusätzlich dem Oberstaatsanwalt Informationen zu einem Geldgeschäft zwischen ihrem Mann und dem Landesbankdirektor zukommen.
Heckler muss nun plötzlich an mehreren Fronten kämpfen: seine Ehefrau ist aufgebracht wegen der Affäre und deshalb unberechenbar, der Oberstaatsanwalt wühlt in alten Geschichten und das Verfahren wegen Fahrerflucht gegen den Landtagsabgeordneten Schellenbaum verspricht weitere Unannehmlichkeiten. In Hecklers Leben läuft es im Moment alles andere als rund.
«Wer Ludwig Heckler beauftragte, war nicht überführt noch geständig, sondern wollte lediglich ein bedauerliches Missverständnis durch ihn ausräumen lassen.»
Nicht weniger hektisch geht es im Leben von Ladislav Richter zu: Er ist das Unfallopfer von Schellenbaum. Richters Freundin Kristina drängt, den Fahrer des unfallverursachenden Fahrzeuges anzuzeigen, obwohl Richter eine Entschädigung in bar noch am Ort des Geschehens angenommen und damit auf das Recht, weitere Ansprüche zu stellen, verzichtet hat. Als Drehbuchautor notorisch unter Geldmangel leidend, sieht er, bestärkt durch seine Freundin, doch noch eine winzige Chance und erhebt Strafanzeige.
Die Wege der beteiligten Personen laufen im Gericht zusammen. Jeder vertritt seine Sicht der Dinge und das Ganze nimmt seinen Lauf.
«Gerechtigkeit ist etwas für Schwächlinge. Foul is fair and fair is foul. Kennen Sie das? Das ist aus Macbeth! »
Georg M. Oswald, zeichnet mit seinem Roman ein äußerst präzises Bild einer besonderen Gesellschaftsschicht. Rund um die Anwaltskanzlei spinnt sich plötzlich ein Netz von ganz besonderen Abhängigkeiten. Die Sicht auf die Rechtsgrundlage wird je nach Position der Beteiligten anders bewertet bzw. ausgelegt. Anschaulich und mit viel Ironie beschreibt der Autor die einzelnen Verbindungen sowie deren Auswirkung auf die Protagonisten. Spannend, witzig und mit viel Gespür für die einzelnen Figuren ist die Geschichte amüsant und macht gleichzeitig nachdenklich.
Fazit
Ein ironischer, amüsanter und unterhaltsamer Roman aus der Welt der Paragraphen, der Politik und der Gesellschaft. Gleichwohl wundert sich der Leser am Schluss über das abrupte Ende, und der „Geist der Gesetze“ lässt ihn etwas irritiert zurück.
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