Starke und vielschichtige Charaktere
Nach dem Tod ihres Ehemannes zieht sich Tess Hartsong in die Runaway Mountains in eine einfache Hütte zurück. Hier kann sie sich ihrer unendlichen Trauer hingeben, und wenn sie es nicht mehr aushält, tanzt sie sich im Wald ihr Leid von der Seele. Hat der Schmerz sie einmal besonders fest im Griff, dreht Tess deshalb die Musik voll auf und sucht beim Tanzen das Vergessen.
Unendliche Trauer
Sie hat jedoch nicht damit gerechnet, dass jemand etwas von ihren Tanzexzessen mitbekommt, und ist deshalb äußerst erschrocken, als ein wütender Hüne vor ihr steht: Ian North, ein berühmter Street-Art-Künstler, hat sich ebenfalls in die Abgeschiedenheit zurückgezogen und fühlt sich durch die laute Musik in seiner Ruhe gestört.
Zusammen mit Ian lebt die hochschwangere Bianca im alten Schulhaus von Tempest. Nach dem nächtlichen Zusammenstoß zwischen Ian und Tess sucht Bianca immer mehr den Kontakt zu Tess, möchte eine Freundin, eine weibliche Gesprächspartnerin hier in der Einsamkeit. Als plötzlich, einen Monat zu früh, bei Bianca die Wehen einsetzen, holt Ian Hilfe bei Tess. Die Ereignisse überschlagen sich und Ian und Tess müssen sich zusammenraufen und einen Weg aus dem Dilemma finden. Wird Tess durch die ungewöhnlichen Umstände und die Verkettung von Ereignissen über den Verlust ihres Ehemannes hinwegkommen und den Weg zurück ins Leben finden?
«In Tennessee konnte nun jeden Tag der Frühling Einzug halten. Würde der Garten wieder zum Leben erwachen, oder musste etwas Neues gepflanzt werden? Musste in ihr etwas Neues gepflanzt werden?»
Susan Elizabeth Phillips schafft mit ihren Hauptfiguren vielschichtige Charaktere:
Hier Tess, eigentlich eine patente und selbstbewusste junge Mittdreißigerin, gefangen in der Trauer um ihren verstorbenen Ehemann; nach den chaotischen Vorkommnissen sucht sie sich einen Job im Ort und lernt im Laufe der Zeit die Anwohner und ihre Eigenheiten besser kennen, engagiert sich im sozialen Bereich und macht sich stark für die Aufklärung der Jugendlichen – was nicht jedem im Ort passt und unweigerlich zu Konflikten führt.
Dort Ian, der Künstler, welcher in Abgeschiedenheit und Ruhe versucht, seine Schaffenskrise zu überwinden und sich dafür erst seiner Vergangenheit stellen muss - die schwierige Kindheit mit einem überaus gewalttätigen Vater und einer lieblosen Mutter haben ihn eigen werden lassen; Ian, der erst mit sich ins Reine kommen muss, damit sich seine Kreativität wieder voll und ganz entfalten kann.
Treffend zeichnet die Autorin das Bild eines amerikanischen Städtchens irgendwo in Tennessee: ein einfaches Leben, unzureichende Grundversorgung, prüde und altmodische Weltanschauungen und Aussteiger, welche sich aus den unterschiedlichsten Gründen von der Zivilisation verabschiedet haben; Aussteiger, welche auf sich gestellt sein wollen, aber ab und an dennoch Hilfe von außen benötigen.
Sehr eindrücklich wird außerdem das prüde Weltbild Amerikas und die mangelnde Aufklärung der Jugendlichen thematisiert. Als Folge dieser Unwissenheit gibt es viele Teenager-Schwangerschaften. Die Mädchen können nicht studieren, keinen Beruf erlernen. Sie bleiben an Haus und Herd gebunden.
Die Themen sind äußerst vielfältig und geschickt im Roman verarbeitet und geben einen klaren Einblick in das ländliche Leben.
Fazit
Geistreiche und witzige Dialoge, interessante Themen rund um die amerikanische Sozialpolitik und eine schöne Liebesgeschichte als Begleitung zeichnen diesen Roman aus. Sehr gut gemacht und absolut lesenswert - ein Page-Turner!
Susan Elizabeth Phillips, Blanvalet
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