Eine fast perfekte Familie – mit einem Makel
„Eigentlich war bei uns zu Hause alles gut.“ - So beginnt der Roman und verspricht schon damit, dass nicht wirklich alles Ordnung ist. Es wird sofort klar, dass sich hier der fast volljährige Sprössling der Familie zu Wort meldet und den Leser durch seine Geschichte führt. Adams Familie besteht aus Eva, seiner schönen, von allen begehrlich angeschauten Mutter, die seinen Vater nach den Geschäftsreisen in ihrem rotgefliesten Swimmingpool erwartet. Wiktor ist erfolgsverwöhnt, hat sich seinen Reichtum selbst aufgebaut und vergöttert Eva. Doch auf einmal ist nichts mehr wie es war…
Adam fährt zur Beerdigung seiner Tante mit seiner Mutter in ihr Heimatland Frankreich und Wiktor begleitet sie nicht. Von da an möchte er Adam nicht mehr sehen, reagiert weder auf Anrufe noch auf Nachrichten und sein Sohn weiß nicht, was los ist. Die Mutter hält sich bedeckt, teilt ihm mit, Wiktor und sie hätten sich getrennt und müssten aus dem Haus ausziehen. Adam kommt mit der Situation gar nicht klar. Dann kommt es zu einem gefährlichen Vorfall, der Adams Leben noch mehr auf den Kopf stellt: Obwohl er es nie für möglich gehalten hat, begeht er eine Straftat…
Wirklich eine Vorzeigefamilie?
Hier geht es um eine Vorzeigefamilie, wie sie im Bilderbuch steht. Nach außen hin ist alles in Ordnung, doch im Inneren hat sich etwas aufgestaut, das sich nach vielen Jahren Luft macht – zum Nachteil Adams, der am wenigsten damit zu tun hat. Von Beginn an erzählt Adam schonungslos und ehrlich seine Geschichte mit allen Aufs und Abs, seiner ersten Liebe, dem verrückten besten Freund und der Situation, die er besser nicht heraufbeschworen hätte. Er führt in die Ereignisse ein, zieht mit und man identifiziert sich mit dem fast 18-Jährigen. Seine manchmal noch kindlichen, manchmal aber auch schon fast zu erwachsenen Gedanken machen nachdenklich. Unmissverständlich macht Adam klar, dass nichts auf der Welt perfekt ist und alles zwei Seiten hat; gerade dann, wenn man sich sicher wähnt, überfällt es einen mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Es macht Adam sympathisch, dass er über sich hinauswächst, sich zwar immer seinen Wurzeln bewusst ist, aber endlich seinen eigenen Weg einschlagen kann. Eine angenehm jugendliche Sprache, die aber keineswegs primitiv klingt, eher im Gegenteil sehr erfrischend wirkt, bereichert so manche Lesestunde.
Fazit
Ein Roman, der dazu anregt, die Fassade, die so mancher im Alltag errichtet und die oft so perfekt erscheint, zu hinterfragen und hinter die Kulissen zu blicken. Eine bewegende Familiengeschichte, die ohne Schnörkel auskommt, aber nicht nüchtern erscheint. Lesenswert!
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