Schwein gehabt zur Vorweihnachtszeit
Verfrühte Midlife-Crisis, Depression oder einfach eine verkaterte Seele? Aus welchem Grund auch immer: Vom einen Tag auf den anderen fällt Joachim aus dem Leben. Alles erscheint ihm sinnlos, er schmeißt seinen Job, verraucht, verkifft und versäuft seine Tage, sehnt sich nach – seiner Ex-Freundin Joy? Einem Ziel? Einem Sinn? Nach irgendetwas. Allzu besinnlich ist ihm an diesem Tag vor Weihnachten dementsprechend nicht zumute. Da zerreißt etwas völlig Unerwartetes und Aberwitziges die Monotonie: Joachim wird ein Paket vor die Tür gestellt – ohne Absender. Und darin: Ein kleines Hausschwein! Ist er anfangs sehr irritiert über das ungewöhnliche, anonyme Geschenk, findet er doch bald Freude an dem kleinen Grunzer, den er bald „Mookie“ tauft. Vielleicht ist das ja ein Zeichen! So macht Joachim es sich zur Mission, alle Menschen, die er so kennt, abzuklappern, um das Rätsel zu lösen, wer der geheimnisvolle Gönner ist. Gemeinsam mit Mookie zieht Joachim los, und findet dabei zu neuen Bekanntschaften, zu seinem verlorengeglaubten Vater, zu einer neuen Liebe – und zu sich selbst …
„Lieber Jo, wie geht’s dir so?“
Titel und Aufmachung dieses Buches lassen einen schmalzigen, eher möchtegern-lustigen Weihnachtsroman vermuten. Doch enthält Mookie – Weihnachten mit Schwein zwar diese Zutaten, vermengt sie aber auf so originelle Art und Weise, dass dabei am Ende ein schmackhaftes literarisches Weihnachtsplätzchen herausgekommen ist. Die größte Gefahr für vorweihnachtliche Wohlfühllektüre ist die, platt und substanzlos zu geraten. Das wird in diesem Roman dank des frisch-frechen Stils von Autorin Laura Wohnlich zum Glück vermieden. Die Festtage nehmen innerhalb der Handlung eher eine Nebenrolle ein bzw. dienen als Hintergrund, überraschend tiefgründig existentielle Fragen zu stellen und sich zu einer Sinnsuche inspirieren zu lassen, die lustig, authentisch und direkt daherkommt.
„Man konnte nicht einfach ein Schwein geschenkt bekommen, ohne zu wissen, von wem und warum, es achselzuckend hinnehmen und den Tag mit den gewohnten Nonsensaktivitäten zutackern“
Laura Wohnlich hat ein kleines, aber feines – da glaubhaftes – Figurenensemble entworfen, sodass der Streifzug durch die winterliche Großstadt viel Spaß macht. An dem Punkt, an dem sich Joachim zu Anfang befindet, war vermutlich schonmal jeder im Leben auf die ein oder andere Art. Seine Reise besteht darin, Veränderungen zuzulassen und sich dem Leben wieder zu öffnen. Dabei lernt er die sympathische Tierärztin Madeleine kennen, und schnell entwickelt sich etwas zwischen den beiden. Doch auch andere Figuren eröffnen unerwartete Seiten, die sie sympathisch machen, ohne zu sehr zu verkitschen. Natürlich dürfen ein bisschen Romantik, Herzschmerz und Melodram nicht fehlen – doch Wohnlich versteht sich gut darauf, den Humor nicht aus den Augen zu verlieren und das Ganze durch ihre locker-leichte, moderne Perspektive vor dem Abrutschen in die Übertreibung zu bewahren. Das gelingt an manchen Stellen besser als an anderen, und gerade der titelgebende Paarhufer geht leider oft ein wenig unter - dennoch fliegt man durch das knackig-kurze Büchlein nur so hindurch. Als besonders positiv ist die Auflösung hervorzuheben, die leicht enttäuschend hätte werden können, erstaunlicherweise aber genau die richtige Balance trifft zwischen herzerwärmendem Gefühl und raffiniertem Witz, und damit die Geschichte stimmig abrundet. Insgesamt ist der Roman also durchaus allen zu empfehlen, die auf ein tatsächliches Schweinchen als Geschenkidee eher ungern zurückgreifen möchten.
Fazit
Kurzweil unterm Tannenbaum! Mookie dürfte es gelingen, Weihnachtsfans sowie -muffeln gleichermaßen ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern.
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