Eine Familiengeschichte in Zeiten von Krieg und Frieden rund um das ansehnliche Rumhaus der Dannebergs
Flensburg im August 1910: Helene hat Geburtstag. Sie wird acht Jahre alt, und ihre Eltern versprechen ihr, sie habe jeden Wunsch frei. Da äußert sie ihren größten Herzenswunsch: Sie möchte den Betrieb ihres Vaters erkunden, in dem er Rum herstellt. Doch dies wird ihr verwehrt, weil sie ein Mädchen ist. Für Mädchen ziemt es sich nicht, die Betriebsstätten zu besuchen, und auch nicht, dort einmal arbeiten zu wollen. Klar ist, dass ihr Bruder das altehrwürdige Rumhaus Danneberg übernehmen wird. Doch es kommt alles anders: Der Erste Weltkrieg macht den Plänen einen Strich durch die Rechnung. An Weihnachten 1919 erhält die Familie die traurige Nachricht, dass der einzige Sohn gefallen ist. Noch immer weicht der mächtige Familienvater Ole F. Danneberg nicht von seiner Meinung ab, dass Mädchen in seinem Betrieb nichts zu suchen haben. Selbstbewusst und ehrgeizig kämpft die mutige Helene um den richtigen Platz in ihrem Leben und im Rumhaus. Auch ihre drei Schwestern und ihre Cousine Freya müssen Widrigkeiten die Stirn bieten. Ihnen allen steht nämlich eines im Weg: das in der Gesellschaft fest verankerte Frauenbild. In den Wirren des Zweiten Weltkrieges wird es nicht einfacher für sie ...
Ein Zeugnis für den Kampf der Schwestern um die gleichen Rechte, die Männer haben
Sybille Schrödter kennt die Stadt Flensburg wie ihre Westentasche, da sie dort ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Somit kann sie das Bild der Stadt und ihre Eigenheiten bestens beschreiben. Dies ist ein historischer Roman, der ihr schon immer am Herzen lag, und dieses Projekt hat sie nun verwirklicht. Genau mit dieser Wärme und Sympathie haucht sie den Figuren des Romans Leben ein. Die trotzige Helene, die um ihren Platz in der Gesellschaft und gegen jenes Frauenbild der damaligen Zeit vehement kämpft, zeigt, dass die Verweigerung des geforderten Gehorsams in den schwierigen Zeiten der beiden Weltkriege einen anderen Weg einschlagen lässt – doch dies sogar gefährlich werden kann. Hier wird deutlich, welche Steine einer Frau in einer Welt voller Zwang, mangelnder Emanzipation und äußerlichen Gegebenheiten wie den Kriegswirren in den Weg gelegt werden.
Ein holpriger Einstieg in die Geschichte rund um die vier Schwestern
Zu Beginn kann man in einer Namensliste die wichtigsten Figuren des Romans nachlesen; auch ein Zurückblättern beim Lesen bewährt sich. Denn gerade zu Beginn ist es immer mal wieder sinnvoll, sich die Familienverhältnisse vor Augen zu halten, da man sonst leicht den Überblick verlieren kann. Die Handlung bewegt sich in der Zeit von 1910 bis 1945, in der historisch gesehen viel passiert. Dies hat die Autorin aber zeitgerecht aufgearbeitet, um eine authentische Familiengeschichte der damaligen Zeit zeichnen zu können. Manchmal hat man das Gefühl, sich in den Irrungen und Wirrungen der Verwandtschaftsverhältnisse zu verlieren, doch nach einer kurzen Besinnung auf die Figuren und ihre Rolle gelingt es, den Geschehnissen wieder zu folgen. Zwischendurch scheint die Geschichte der Familie zwar etwas langatmig zu geraten und die Spannung auf die Auflösung so mancher Geheimnisse nicht gehalten werden zu können. Sprachlich lässt sich der historische Roman jedoch flüssig lesen, und auch die Dialoge sind an den passenden Stellen gesetzt.
Fazit
Bei der momentanen Flut analoger Familiengeschichten in Zeiten von Krieg und Frieden kann der Roman nicht vollständig punkten. Es dauert eine ganze Weile, bis man wirklich ins Geschehen eintauchen kann und hier wird die Spannung in einer Zeit großer politischer Umbrüche nicht konstant gehalten. Wer allerdings eine Saga lesen möchte, in der starke Charaktere auftauchen, die sich keineswegs an den herrschenden Konventionen der damaligen Zeit stören, der ist hier richtig – eine Mischung aus historischer Realität und Fiktion.
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