Wie kommt man ohne Mann und Verpflichtungen zu einem eigenen Kind?
Die fast vierzigjährige Laura ist beruflich erfolgreich und auch eigentlich glücklicher Single. Doch eines fehlt noch in ihrem Leben: ein Kind. Allerdings gibt es da eine kleine Hürde, die es zu bezwingen gilt, denn da momentan kein traditionelles Familienleben in Sicht ist, möchte sie einfach nur einen Mann zur Produktion ihres noch ungezeugten Nachwuchses haben - also alles ohne Sex, Partnerschaft, Liebe und den dazugehörenden Stress. Sie macht sich auf die Suche und erstellt einen Fragenkatalog, der den potentiell perfekten Erzeuger ermitteln soll. Da fällt so mancher Mann durchs Raster. Zum Glück trifft sie auf Philipp, mit dem sie vieles gemeinsam hat; vor allem sind sie sich einig, ein gemeinsames Kind haben zu wollen, aber ohne die lästigen Verpflichtungen. Ob das wohl funktionieren kann?
Bewerbungsgespräche führen zum potentiell perfekten Erzeuger
Julia Zweig hat in Laura einen modernen, feministischen Charakter erschaffen, der genau weiß, was er will und was nicht -meistens zumindest. Laura steht mit beiden Beinen fest im Leben, hört aber ihre biologische Uhr seit einer Weile ganz laut ticken. Da dies nicht zu überhören ist, wagt sie einen ungewöhnlichen, aber phantasiereichen Plan, der sie zur gewünschten Schwangerschaft führt. Schade ist nur, dass sie dann doch über Umwege irgendwie den Weg in eine „konventionelle“ Lebenssituation zu finden scheint. Das wird relativ schnell klar, da jemand, mit dem man ein Kind möchte, ja nicht einfach Irgendwer sein sollte - im Idealfall zumindest. Die Autorin führt also ihren etwas anderen, erfrischenden Gedanken eines modernen, völlig unkonventionellen, aber interessanten Familienmodells nicht wirklich weiter und weicht in die Sparte des Liebes- und Werdende-Mütter-Romans ab. Am Anfang erheitern Lauras Versuche, alles perfekt zu organisieren und ihrem Umfeld die Idee näherzubringen, ein Kind quasi ohne Partnerschaft, nur per Insemination, zu zeugen und emanzipiert großzuziehen. Der „Bewerbungsbogen“ und die Fragen an die ausgesuchten Väter lassen schmunzeln und immer mal wieder auflachen, da Laura alles perfekt zu planen versucht. Dass dies nicht immer alles so funktioniert, weiß man aus eigener Lebenserfahrung. Was der Klappentext nicht verrät: mehr als die Hälfte des Romans ist mit der Schwangerschaft, all ihren Komplikationen, Freuden und Fressanfällen ausgelegt - und natürlich mit einer Liebesgeschichte. Hier mag man, wenn man es beim Lesen nur auf eine heitere Suche nach dem geeigneten Erzeuger angelegt hat, etwas überfahren zu werden, da das Geschehen weiter erzählt wird als eigentlich erwartet. Dabei ist es nicht minder heiter, aber jetzt kommen die ernsten Aspekte hinzu, die sich ergeben, wenn man als Frau ein neues Leben im Bauch hat. Dabei lässt sich das Ganze flüssig und leicht lesen, da es die Autorin vermag, an geeigneter Stelle den Wechsel der Erzählung zu flotten Dialogen zu vollziehen.
Fazit
Ein moderner Gedanke an das selbstständige, geplante Kinderkriegen einer Frau im besten Alter - nämlich dann, wenn sie mit beiden Beinen im Leben steht und beruflich geerdet ist. Anscheinend wird es (zumindest biologisch gesehen) doch Zeit, dem Kinderwunsch - sollte er denn da sein - nachzugehen. Laura, die Protagonistin, versucht, sich diesen auf ungewöhnliche Weise zu erfüllen und wird vom Leben eingeholt. Eine erfrischende Geschichte!
Deine Meinung zu »Glück. Allein.: (K)ein Liebesroman«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!