Papa Jacks Emporium
Die Geschichte von Cathy Wray beginnt im Jahr 1906: Sie ist fünfzehn Jahre alt und schwanger. Ihre Eltern veranlassen, dass Cathy die Zeit bis zur Geburt in einem Frauenhaus verbringen wird; das Baby soll dann weggegeben werden. Doch Cathy ist damit ganz und gar nicht einverstanden. Sie reißt aus!
Weglaufen
Eines Morgens, kurz bevor Cathy in das Frauenhaus ziehen soll, entdeckt sie in der Zeitung ein Inserat: »Fühlen Sie sich verloren? Ängstlich? Sind Sie im Herzen ein Kind geblieben? Dann sind Sie bei uns richtig. Keine Erfahrung erforderlich. Kost und Logis inbegriffen. Willkommen bei Londons größtem Spielwarenhändler. Papa Jacks Emporium«. Diese Zeilen machen Cathy Mut, und so begibt sie sich auf die Reise nach Mayfair zu Papa Jacks Emporium.
Cathy erhält die Stelle und darf nun in diesem außergewöhnlichen Spielzeugladen arbeiten. Hier ist alles magisch und zauberhaft: Es gibt Patchwork-Hunde, welche sich wie echte Tiere verhalten, Vögel aus Pfeifenputzerdraht, Bäume aus Pappmaché - eine eigene Welt, in der sich Cathy verstecken und sich auf ihr Baby vorbereiten kann.
«Es ist alles eine Frage der Perspektive, erinnert sich Cathy an das, was Kaspar ihr über Magie erzählt hatte.»
Es scheint niemand zu bemerken, dass Cathy in anderen Umständen ist - doch da täuscht sie sich: Kaspar, einem der beiden Söhne Papa Jacks, ist es aufgefallen, und der kümmert sich um sie auf berührende Art und Weise. Alles scheint sich zum Guten zu wenden - da bricht der Erste Weltkrieg aus. Dieses Ereignis erschüttert auch Papa Jacks Emporium und belastet alle bis aufs Äußerste. Alte Wunden werden aufgerissen und verborgene Konflikte entwickeln eine Eigendynamik ungeahnten Ausmaßes ...
Ein Märchen für Erwachsene
Der Leser taucht ein in Papa Jacks Emporium, in eine Welt voller Zauber und Magie. Hier, hinter ganz gewöhnlichen Hausmauern, verbirgt sich eine eigene, geschützte Welt für alle, welche tief im Herzen Kinder geblieben sind. Papa Jack ist als Spielzeugbauer ein Genie und besitzt magische Hände. In seiner Vergangenheit musste er schwere Zeiten durchstehen; seine selbstgebauten Spielzeuge haben ihn damals vor Schlimmem bewahrt. Das Emporium ist nun für ihn und seine beiden Söhne ein geschützter Mikrokosmos, eine heile Welt. Doch auch in diesem Zauberreich tauchen nach und nach Spannungen auf, denn die beiden Söhne buhlen um die Gunst des Vaters: Sie bekämpfen sich mit Spielzeugsoldaten, bis die Auseinandersetzungen real werden und auf einer ganz anderen Ebene spielen.
Die Beschreibungen von Papa Jacks Emporium und den Spielzeugen ist anfangs spannend und märchenhaft. Leider wiederholen sich die Erklärungen ein paar Mal, sodass es den Schwung aus der eigentlichen Geschichte nimmt und das Lesen erschwert beziehungsweise den Leser ermüdet. Dasselbe gilt auch für die Beschreibungen der Zwistigkeiten zwischen den Brüdern. Interessant und auch spannend hingegen ist die Geschichte der gesellschaftlichen Aspekte und Entwicklungen, sowie die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg.
Die verschiedenen Kapitel wirken, wie zwei zusammengesetzte Geschichten: Die phantasievollen Beschreibungen der verschiedenen Figuren im Spielzeugladen, ihre Funktionen und ihr magisches Verhalten, versetzen den Leser in ein Märchenland und federn die Wirkung der eingeflochtenen Passagen über die Vergangenheit von Papa Jack und die Ereignisse während des Krieges, welche von großem Leid erzählen, ab. Die Sequenzen wirken teils noch lange nach!
Fazit
Der Roman ist eine Art Märchen für Erwachsene mit realistischen und allzu menschlichen Zwischentönen. Die Lektüre ist zeitweise etwas harzig, und die Beschreibungen der Spielzeuge sind zu häufig und zu lang. Dennoch ist es ein Lesestoff der ganz besonderen Art: Märchenhaft und phantasievoll, basierend auf tragischen Ereignissen und schweren Schicksalsschlägen, kleine Unstimmigkeiten und Stolpersteine inklusive.
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