Da wohne ich …
Esperanza zieht mit ihren Eltern in ein kleines Haus in der Mango Street. Das Häuschen befindet sich in den «Barrios», einem Armenviertel Chicagos. Am alten Ort mussten sie die Wohnung verlassen, weil das Haus so alt war, dass der Besitzer keine Reparaturen mehr vornahm und alles auseinanderzubrechen drohte. Noch heute erinnert sich Esperanza ungern an die Begegnung mit einer Nonne in der Keeler Street: «Wo wohnst du?, fragte sie. Da, sagte ich und zeigte auf den zweiten Stock. Da wohnst du? Sie sagte das in einem Ton, dass ich mir wie ein Nichts vorkam. Da. Da wohnte ich.»
Am anderen Ende der Stadt
Das rote Haus in der Mango Street am anderen Ende der Stadt ist jedoch nicht so, wie Esperanza es sich vorgestellt hat: Alles ist überaus klein, sogar die Fenster; an manchen Stellen bröckeln die Ziegelsteine; und es hat so gar nichts mit den Beschreibungen ihres Vaters zu tun, wenn er sich ein Lotterielos kaufte und von einem Haus schwärmte.
Esperanza muss sich mit der neuen Situation abfinden. Sie träumt aber stets davon, dieses Viertel und seine Armut verlassen zu können und ein eigenes, richtig schönes Haus, zu besitzen.
«Damals wurde mir klar, dass ich ein Haus haben musste. Ein richtiges Haus. Eins, auf das ich zeigen kann.»
Bis es soweit ist, muss Esperanza sich noch etwas in Geduld üben. Sie bemüht sich, Freunde zu finden und die Erwachsenen in ihrer Umgebung zu verstehen. Das fällt ihr nicht immer leicht: Allzu oft passieren Dinge, die für das junge Mädchen nicht zu verstehen sind ...
Einfache Worte – große Wirkung
Auf nur hundertsechzig Seiten beschreibt Sandra Cisneros, wie Esperanza das Leben in der Mango Street erlebt und dabei langsam erwachsen wird. Sie erzählt von der Ablehnung des Mädchens, hier zuhause zu sein. Sie erzählt aber auch vom Leben rund um Esperanza - von den Freundschaften, von Tragödien, von der Armut der Menschen und von Hoffnungen, die sich in dieser Gegend besonders schnell in Luft auflösen. Jeder einzelne Charakter trägt als Teil zu einem Gesamtbild bei und lässt den Leser eintauchen in die Welt der «Barrios», wo Kinder sehr schnell erwachsen werden müssen.
Die einzelnen Kapitel sind kurz gehalten, aber äußerst eindrücklich formuliert und zeichnen ein besonders intensives Bild vom Latinoviertel und dem Leben der Bewohner. Die wie kleine, eigene Geschichten gehaltenen Abschnitte sind inhaltlich gewichtig und es passiert beim Lesen immer wieder, dass die volle Wirkung der Worte erst verzögert eintritt.
Fazit
Die Geschichte vom Haus in der Mango Street besticht durch die unglaublich eindrucksvollen Beschreibungen der Alltagssituationen im Leben der heranwachsenden Esperanza. Die Wortwahl ist prägnant und zeichnet ein lebhaftes Bild des Viertels und deren Bewohner. Ein kleines Buch mit wenigen Seiten, die es aber in sich haben.
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