Die Kaffeedynastie: Tage des Aufbruchs
- HarperCollins
- Erschienen: Oktober 2020
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- Broschur, 352 Seiten
Trilogieauftakt um das Ahrensberg-Imperium
Corinne Ahrensberg weilt gerade in Brasilien, um dort auf den Kaffeeplantagen, die für ihre Familienrösterei arbeiten, Neues über den Kaffeeanbau zu erlernen. Nach der bestürzenden Nachricht, dass ihr Vater, der Kaffeebaron, einen schweren Schlaganfall erlitten hat, muss sie sofort wieder nach Aachen zurückreisen. Hier soll sie vorübergehend mit ihrem älteren Bruder Alexander das Familienunternehmen leiten. Dieser ist von Corinnes Mitwirken nicht wirklich begeistert. Er will alles im Sinne des Vaters weiterführen, doch Corinne möchte einige Neuerungen einbringen. Da das Verhältnis der beiden aus Gründen, die Corinne nicht kennt, ohnehin schon angespannt ist, sind Konflikte vorprogrammiert. Corinne hinterfragt ihre Zukunft im Ahrensberg-Imperium. Auf jeden Fall hat sie die große Liebe zum Kaffee von ihrem Opa Eberhard geerbt, und mit großem Interesse liest sie in dessen Tagebuch, das sie gefunden hat. Als sie den attraktiven Noah Engel kennenlernt, der eine eigene kleine Kaffeerösterei in Aachen betreibt, wird Corinne einiges klar. Und beim Kaffeerösten knistern nicht nur die Kaffeebohnen ...
Lektüre nicht nur für Kaffeeliebhaber
Der Auftaktband von Paula Sterns Trilogie spielt in zwei Zeitebenen: Der Großteil des Romans ereignet sich in der Gegenwart. Man erfährt als Leser hier viel Wissenswerte über das "schwarze Gold", dabei vor allem über den Vorgang des Kaffeeröstens. Diese Informationen sind nicht nur für Kaffeeliebhaber interessant; der Schreibstil der Autorin ist eingängig und lässt sich flüssig lesen. Die Beschreibungen sind sehr detailliert und bildhaft dargestellt. Mehr als einmal meint man beim Lesen, den Kaffee wirklich riechen zu können, und bekommt Lust auf eine gute Tasse.
In der Gegenwart geht es um die Führung des Unternehmens und um die Differenzen zwischen den Geschwistern. Hier wäre es gut gewesen, wenn sich die Probleme nicht immer so schnell gelöst hätten - dadurch fehlt der eigentlich guten Geschichte der nötige Tiefgang.
Kaffee und die Liebe
Die Gefühlswelt der Hauptprotagonistin Corinne ist gut wiedergeben. Sie ist einerseits sehr verantwortungsvoll und macht sich tiefgründige Gedanken, zum Beispiel darüber wie wichtig auch das brandheiße Thema Nachhaltigkeit in ihrer Branche ist. Andererseits fehlt dann doch wieder der gewünschte Tiefgang: Corinne legt teilweise eine unglaubliche Naivität an den Tag, und dies wirkt sich negativ auf die Darstellung der eigentlich sympathischen jungen Dame aus. Die nahezu reibungslose Gründung eines eigenen Unternehmens wirkt eher unglaubwürdig. Das konstruierte Liebesdreieck ist auch recht vorhersehbar.
Nazideutschland und Kaffeeschmuggel
Sehr interessant sind die Sprünge zurück in die Zeit des zweiten Weltkriegs: Paula Stern gelingt es sehr eindrucksvoll, die Gräueltaten der Nazis zu schildern. Anhand der Tagebuchaufzeichnungen des Großvaters Eberhard bekommt man einen Einblick, wie andere unter der Herrschaft der Nazis gelitten haben und wie grausam die Verfolgung und Deportation der Juden war. Fast widerwillig geht man wieder zurück zu der Geschichte um das Ahrensberg-Imperium in die Gegenwart; viel lieber würde man noch mehr aus der Zeit um 1945 erfahren. Erst gegen Ende geht die Autorin etwas näher auf den Tatbestand des Kaffeeschmuggels ein. Mit einem stimmigen Ende wird das Buch abgerundet. Bleibt zu hoffen, dass uns die Autorin im zweiten Teil mehr Einblicke in die Vergangenheit gewährt und man da dann mehr erfährt, wie es genau zur Gründung des Ahrensberg-Imperiums kam.
Fazit
Die vielen wissenswerten Informationen rund um das Thema Kaffee sind durchaus sehr ansprechend, ebenso wie die Exkurse in die Vergangenheit. Trotzdem ist einiges an Potential da, um die Geschichte noch lukrativer zu machen. Hoffentlich wird es in Band 2 genutzt.
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