Bewegend und aufschlussreich
Liv ist frisch geschieden und versucht gerade wieder auf die Beine zu kommen, als ihre in Paris lebende Großmutter Edith sie überraschend in New York aufsucht; sie möchte unbedingt, dass Liv mit ihr nach Frankreich kommt. Das Motiv der Großmutter ist nicht wirklich durchschaubar: Vordergründig soll Liv durch die Reise auf andere Gedanken kommen, hintergründig scheint ein nie thematisiertes Familiengeheimnis eine zunehmend wichtige Rolle zu spielen ...
Frankreich
Kaum in Paris angekommen, drängt Livs Großmutter auf die Weiterreise nach Reims, einer Stadt in der Champagne; sie scheint in dieser Stadt Wichtiges zu tun zu haben. Für Liv wird das Verhalten der Großmutter immer rätselhafter - vor allem, weil sie sich Liv nicht anvertrauen will. Erst als Liv Großmutters Anwalt kennenlernt, scheint eine Lösung des Rätsels möglich zu werden; dafür müssen die Beteiligten jedoch tief in die Vergangenheit eintauchen. Dabei kommen unerfreuliche und tragische Ereignisse sowie die Geschichte einer großen Liebe zu Tage ...
Passiver Widerstand
Die Rückschau beginnt im Jahr 1940 und erzählt die Geschichte von Inès und Michel Chauveau: Sie sind Besitzer eines Weinguts in der Champagne und werden, wie so viele, im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzern drangsaliert. Michel und die halbjüdische Frau seines Kellermeisters Théo, Céline, engagieren sich im Untergrund für die Résistance und schmuggeln Waffen. Als ihr stilles Wirken von Inès entdeckt wird, kommt es zu einer Fülle von Kettenreaktionen mit tragischen Auswirkungen für alle Beteiligten. Zwischendurch wechselt die Handlung dann immer wieder ins Jahr 2019; so verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart, die Geschichte der Großmutter und der Enkelin.
Kristin Harmel verpackt in ihrem Roman Das letzte Licht des Tages gleichzeitig mehrere interessante Themen: Nebst einer tragischen Liebesgeschichte erfährt der Leser viel über den Weinanbau in der Champagne und die Herstellung von Champagner. Ebenfalls interessant sind die historischen Ereignisse wie z.B. die Zerstörung der Stadt Reims während des Ersten Weltkrieges, die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen während des Zweiten Weltkrieges und das Wirken der Résistance.
Manchmal ist es schwierig, die Handlungen respektive die Naivität einzelner Figuren zu verstehen - das verursacht eine gewisse emotionale Distanz und immer wieder Kopfschütteln. Die Lektüre ist trotzdem gut zu lesen und beinhaltet extrem spannende Passagen mit viel Dramatik vor einem äußerst interessanten historischen Hintergrund.
Fazit
Der Roman erzählt die Geschichte einer großen Liebe und eines schlimmen Verrats vor dem Hintergrund der im Zweiten Weltkrieg agierenden Résistance-Bewegung in der Champagne. Es ist eine gut zu lesende, teilweise prickelnde und dramatische Lektüre.
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