Neuanfang in Cornwall
Chloe Pencarrow ist seit drei Jahren Witwe; die Trauer um ihren Ehemann Neil ist grenzenlos. Damit Chloe wieder festen Boden unter den Füßen findet, zieht sie von London an Cornwalls Küste in das Dorf Rosecraddick. Hier hat sie das alte Pfarrhaus gemietet und hofft, dass sie wieder zur Malerei - und zu sich selber - finden wird ...
Das Gänseblümchen
Für Chloe ist die Bekanntschaft mit der Vikarin von Rosecraddick ein Glück: Sie ermöglicht ihr den Kontakt zu Menschen, die sich für das Andenken des regionalen Dichters Kit Rivers engagieren und das alte Herrenhaus, Rosecraddick Manor, wieder zum Leben erwecken wollen. So lernt sie den Historiker Matt und die ehemalige Schulleiterin Jill kennen; beide leisten extrem viel, damit das Leben und Wirken Kit Rivers in einer Ausstellung im Herrenhaus realisiert werden kann.
Chloe wird von beiden sofort für leichtere Aufgaben eingespannt. Die ihr zufallenden Arbeiten lenken sie von ihrem Kummer ab, und gleichzeitig erfährt sie mehr über den berühmten Dichter der Gegend. Als sie in der Kirche auf dem Gedenkfenster von Kit Rivers ein nachträglich gemaltes Gänseblümchen entdeckt und wenig später im alten Pfarrhaus auf dem Dachboden ein Tagebuch in einer uralten Blechdose findet, ist ihr Interesse endgültig geweckt. Chloe macht sich zusammen mit dem Historiker Matt auf Spurensuche ...
Die Liebesgeschichte
Der Roman von Ruth Saberton ist auf zwei Zeitebenen angesiedelt: Zu Beginn erzählt sie von Chloes Schicksalsschlag und dem mühsamen Weg zurück in die Normalität. Dieses Zurück bedeutet für Chloe auch einen Ortswechsel, verbunden mit der Hoffnung, eines Tages wieder ihrer großen Leidenschaft, dem Malen, nachgehen zu können. Im Moment ist sie noch weit davon entfernt - doch die wunderschöne Landschaft und das einmalige Licht Cornwalls sollen helfen, die Blockade zu lösen.
Nach Chloes Entdeckung des Tagesbuchs auf dem Dachboden des alten Pfarrhauses wechselt die Autorin die Zeitebene und blickt zurück in das Jahr 1914 - in diesem Jahr beginnen die Einträge im Tagebuch von Daisy Hills. Sie erzählt die Geschichte von ihrer großen Liebe zu Kit Rivers. Die Liebesgeschichte endet aufgrund der Ereignisse während des Ersten Weltkrieges tragisch, denn der Liebste kehrt nicht zurück, gilt erst als vermisst und dann als verschollen.
Die Suche nach weiteren Einzelheiten im Leben von Daisy und Kit erweist sich für Chloe als persönlicher Glücksfall. Sie beginnt sich ganz langsam zu öffnen, vergisst immer öfters ihren Kummer und findet Gefallen an den Entdeckungen der historischen Einzelheiten und der Detektivarbeit rund um Daisy und Kit. Und sie findet zurück zum Malen.
«Das Schicksal wollte, dass ich nach Rosecraddick komme, denn es ist der Ort, an dem auch meine eigene Geschichte weitergehen wird.»
Daisys Tagebucheinträge sind äußerst spannend geschrieben und zeigen, wie der Alltag in Cornwall zu dieser Zeit ausgesehen hat: Das Leben als Dienstboten, die strenge körperliche Arbeit und die gesellschaftlichen Konventionen werden bildhaft beschrieben. Und die Einträge schildern wunderschön die junge Liebe zwischen Daisy und Kit. Im Gegenzug ist die Gegenwart und damit die Aufarbeitung von Chloes Trauer etwas weniger intensiv ausgefallen; das ist ein wenig schade, nimmt es doch in den sich abwechselnden Kapiteln etwas den Schwung aus der Geschichte. Trotzdem ist es eine berührende Liebesgeschichte und damit eine bezaubernde Lektüre.
Fazit - «Die Erkenntnis, dass Liebe niemals endet und dass nichts und niemand je vergessen ist.»
Die Entdeckung eines Tagebuches aus dem Jahr 1914 und die darin festgehaltene Liebesgeschichte hilft der jungen Chloe, sich nach einem schweren Schicksalsschlag wieder zurechtzufinden und etwas zuversichtlicher in die Zukunft zu blicken. Bezaubernd und einfühlsam erzählt, gewährt der Roman Einblicke in die gesellschaftlichen Konventionen und die historischen Ereignisse zur Zeit des Ersten Weltkrieges und verbindet das Geschehen geschickt mit der Gegenwart.
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