Klaras Schweigen

  • Diana
  • Erschienen: März 2021
  • 5

- TB, 400 Seiten

Klaras Schweigen
Klaras Schweigen
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Monika Wenger
731001

Belletristik-Couch Rezension vonApr 2021

Französische Worte

Miriams Großmutter Klara liegt nach einem Schlaganfall im Krankenhaus. Die Genesung setzt nur langsam ein, und das Sprachzentrum scheint noch immer gestört zu sein. Und dann, plötzlich, fängt die Oma zu sprechen an. Noch sind es unzusammenhängende und eigenartige Silben, bis es Miriam dämmert: Die Oma spricht Französisch ...

Die Suche beginnt

Erst einmal sind Miriam und ihre Tante Lotte (Klaras Schwester) nur glücklich, dass Klara wieder zu sprechen versucht. Doch dann setzt das große Rätselraten ein: Weshalb wiederholt Klara französische Worte und Zahlen - und immer wieder den Namen Pascal? Miriam sorgt sich um die erregte Oma, die sich in größter Verzweiflung verständigen möchte, und versucht Schritt für Schritt, der Sache auf den Grund zu gehen. Bald wird klar, dass die Suche nach Einzelheiten weit zurück beginnen muss - zurück bis ins Jahr 1948, als Freiburg französische Besatzungszone war.

«Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.»

Miriam versucht es erst einmal bei Tante Lotte. Doch diese ist sehr zurückhaltend mit Informationen; sie gibt immer wieder zu bedenken, dass Klara nicht über die Vergangenheit sprechen wollte. Aber Miriam lässt nicht locker, geht es doch um ihre heißgeliebte Oma. Bei ihr und ihrem Großvater Edi ist sie aufgewachsen, nachdem ihre Eltern vor Jahren bei einem Autounfall umgekommen sind. Nun will sie mit allen Mitteln das Rätsel lösen und ihrer Oma helfen. Dabei fördert sie auch einiges aus ihrer Vergangenheit zu Tage – manches durchaus schmerzhaft.

Vergangenheit und Gegenwart

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: Der Blick in die Vergangenheit erzählt von Klaras Jugend in Freiburg und ihrem Elternhaus, wo der frustrierte Vater sich dem Alkohol und dem Leserbriefschreiben widmet und die Mutter mit Schneiderarbeiten das nötige Geld verdient. Klara träumt von einer eigenen Schneiderei, doch der Krieg lässt die Träume platzen. Sie findet Arbeit in einem sogenannten Économat, einem französischen Lebensmittelladen in der Besatzungszone. Sie ist stolz, dass sie zum Familieneinkommen beitragen kann. Und sie lernt dabei eben auch Französisch.

In der Gegenwart liegt das Augenmerk vermehrt auf Miriam, Klaras Enkelin, der Beziehung zu ihren Großeltern, ihrem Leben und natürlich der Suche nach dem Familiengeheimnis. Diese Suche führt sie schlussendlich zu ihren Wurzeln, stürzt sie aber auch in eine tiefe Krise.

«Womöglich hat deine Großmutter ihrem Kind durch ihr Schweigen viel erspart. Auch das sollte man bedenken. Wir dürfen nicht mit unseren heutigen moralischen Maßstäben über sie richten.»

Die Autorin hat sich mit dem historischen Thema der französischen Besatzung in Freiburg einem interessanten Teil der Geschichte des Zweiten Weltkrieges angenommen. Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu jener Zeit weiß sie präzise und mit Gefühl für einzelne Figuren darzustellen. Obwohl die Lektüre interessant ist, vermittelt sie eine gewisse Oberflächlichkeit; an manchen Stellen hätte es deshalb etwas mehr Tiefe sein dürfen, mehr Annährung an Personen, mehr Anreicherungen im Inhalt.

Fazit

Das Wühlen in der Vergangenheit kann für alle Beteiligten sehr schmerzlich sein, doch Schweigen ist die denkbar schlechteste Lösung. Die Geschichte mit dem historischen Hintergrund ist sehr interessant und die Suche nach dem Familiengeheimnis spannend. Ein leichter, flüssig geschriebener Familienroman.

Klaras Schweigen

Bettina Storks, Diana

Klaras Schweigen

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