Sie heissen Gloria, Helen oder Gino. Sie leben mit einem Geheimnis, weil Scham oder Verleugnung sie daran hindern, über das zu sprechen, was hinter ihren Wohnungstüren passiert. Ohne es zu wissen, teilen sie die Erfahrung von Abhängigkeit, Gewalt und Un-terdrückung. Sie stehen aber auch in Beziehung zueinander, ob als (Ex-)Partner, Freundinnen, Nachbarn oder Verwandte. Sie biegen sich ihre Realität zurecht, um ihr Verhalten zu rechtfertigen, sei es des-potisch, übergriffig oder duldsam.Grösser als du erzählt ihre Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven und zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Biografie. Spuren, welche die unguten Verbindungen hinterlassen, scheinen ebenso auf wie skurrile Momente, etwa als die dominante Mutter des gehemmten Präparators Alexander mit dem Gesicht in der Suppe ihren Geist aufgibt. Manchmal ist es eine unverhoffte Wendung, die eine Befreiung möglich macht, manchmal sind es schonungslose Einsicht und der Glaube an eine Liebe, die weder besitzen noch unterwerfen will. »Es ist doch vorstellbar, dass es etwas gibt, das ziemlich gross und ziemlich gut ist«, sagt Huali in der Titelgeschichte. Für Caro ist dieses Grosse der Moment der Versöhnung mit dem, was sie getan hat. Und auch Alexander, Leni oder Ursula finden einen Weg in die Selbstbestimmung.Für Gloria und andere wiederum geben die zwei grossen Frauenstreiks in der Schweiz den Anstoss zu handeln. In den Jahren zwischen 1991 und 2019 spielen auch die 16 Erzählungen in diesem Buch.
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