Mai bedeutet Wasser

- OT: Mai betyder vatten

- übersetzt von Elke Ranziner

- HC, 220 Seiten

Mai bedeutet Wasser
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Sandra Dickhaus
851001

Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2021

Eine eindrucksvolle Geschichte getränkt mit Mythen und Authentizität

Wortgewaltig, mystisch und voller ungestillter Sehnsüchte – so präsentiert sich der eindrucksvolle Roman von Kayo Mpoyis. Die Autorin wurde in Kongo-Kinsha geboren und zog im Alter von zehn Jahren nach Schweden. Ihre Geschichte rund um Adi ist geprägt von Mythen, Geschichten und Gesängen ihrer eigenen Familie. Aus diesem Grund kommen die detailreichen Teile der Erzählung auch sehr authentisch rüber. Die Hauptfigur Adi wächst mit ihrer großen Schwester Dina und der kleinen Schwester Mai auf. Dina tanzt gerne, interessiert sich für Jungs und lässt sich nicht in die ihr zugedachte Rolle in Gesellschaft und Familie pressen, sodass es immer zu Spannungen zwischen ihr und ihrem sehr strengen Vater kommt. Mai, die nach ihrer Großmutter benannt wurde, deren Schicksal irgendwie über der ganzen Erzählung steht, ist häufig krank. Was sie genau hat, bleibt undeutlich. Adi wird im Diplomatenviertel in Tansania groß und erlebt einen Alltag, der sehr geprägt ist von der Unterwürfigkeit ihrer Mutter und der immensen Dominanz und Willkür ihres Vaters. Dieser liebt Wörter über alles, beschäftigt sich tagtäglich damit, zeigt aber nie Liebe oder Zuneigung. Sein Konsens einer reinen Unschuld seiner Töchter beinhaltet neben verbalen Angriffen vor allem körperliche Züchtigungen.

Große Worte mit eindringlicher Bedeutung

Das Schicksal der Frauen der Familie spielt eine große Rolle. So bringt es Dina gegen Ende des Romans auf den Punkt:

     „Ihr habt immer gesagt, nicht zu gehorchen ist böse. Aber Mama, das wirklich Böse ist, dass keiner von uns sein darf, wie er ist. Und dann behauptet ihr, das wäre, was Gott für uns will.“

Große Worte mit eindringlicher Bedeutung.

Auch Adi lässt sich nicht in die ihr zugedachte Rolle pressen; sie geht mit offenen Augen und Ohren durchs Leben. Dabei geschehen auch Dinge, die nicht prägend und traumatisch sind, die aus Adis Sicht geschildert werden. Unterbrochen werden die Erzählungen durch Märchen, die die Eltern den Kindern traditionell erzählen, um sie etwas zu lehren. Auch ihre Familiengeschichte wird mit eingebaut, die bei ihrer Urgroßmutter Mai beginnt, die scheinbar einen unüberwindbaren Fluch auf die Familie gelegt hat. Diese nehmen - neben dem Gesang - einen großen Raum ein. Dadurch ist es nicht immer so einfach, dem Geschehen zu folgen, und man muss konzentriert bleiben.

Fazit

Ein Roman, den man gelesen habe sollte, der aufwühlt, der erschreckende Tatsachen anspricht und mystische Elemente in den Vordergrund rückt, die für Adis Familie wichtig sind. Dabei spielt die Sicht eines kleinen Mädchens eine große Rolle.

Mai bedeutet Wasser

Kayo Mpoyi, CulturBooks

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