Die Blankenburgs

  • Blanvalet
  • Erschienen: September 2021
  • 1

- HC, 544 Seiten

Die Blankenburgs
Die Blankenburgs
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Monika Wenger
751001

Belletristik-Couch Rezension vonOkt 2021

Der Börsencrash 1929, Familienquerelen und der aufkeimende Nationalsozialismus rüt-teln an den Grundfesten der Porzellandynastie

Der Börsencrash 1929 in Amerika hat für die Porzellanmanufaktur Blankenburg einschneidende Folgen. Das Oberhaupt der Familie, Adalmar Blankenburg, und sein Schwiegersohn Richard haben sich verspekuliert, verlieren ihr ganzes Vermögen und setzen ihrem Leben ein Ende. Die Schwestern Ophélie und Elise, Richards Ehefrau, müssen nun die Verantwortung für das Familienunternehmen tragen. Die Beziehung der Schwestern ist schwierig; ein Vorfall in der Kindheit hat zum Zerwürfnis geführt. Es ist deshalb höchst ungewiss, ob sie gemeinsam das Familienunternehmen übernehmen werden.

Ophélie de Fleury, geborene Blankenburg, hat ein erklärtes Ziel: Sie will die Stimmmehrheit am Familienunternehmen. Ihre Schwester Elise ist eine eher zurückhaltende Natur und wie gemacht für die Aufgaben einer Hausherrin. Doch außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Elise setzt sich für die Manufaktur ein und übernimmt erst zögerlich, dann immer überzeugter die Führung. Mit allen Mitteln versucht sie, das Unternehmen aus der Krise zu führen, und wächst zusehends an der neuen Aufgabe.

Das plötzliche Auftauchen von Tankred Schamitzke, dem illegitimen Sohn Otto Blankenburgs, Ophélies und Elises Bruder, verhilft Elise im ersten Moment zu einem Vorsprung in Sachen Firmenanteile. Tankred wird als Ottos Erbe von den Blankenburgs anerkannt und verfügt nun ebenfalls über ein Mitspracherecht im Unternehmen. Er scheint ein etwas undurchsichtiger Zeitgenosse und schwer einschätzbar zu sein. Seine dubiosen Freunde sind ein Ärgernis, und sein Eintritt in die SS weckt bei den übrigen Familienmitgliedern wachsende Besorgnis.

«Manche respektierten, manche fürchteten, manche bewunderten ihn dafür, doch fast niemanden liess diese Uniform kalt. Selbst jene, die ihn verachteten, wagten es kaum, ihre Geringschätzung offen zu zeigen. Insofern ging sein Kalkül auf. Nur mit einem hatte er nicht gerechnet: damit, dass er sich selbst verachten könnte.»

Auf der anderen Seite kämpft Ophélie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln und mit hohem Einsatz. Noch hält sie sich bedeckt, doch tauchen tatsächlich plötzlich weitere Familienmitglieder auf, welche Anrecht auf Anteile am Unternehmen haben.

Trotz vieler Mühen gerät die Porzellanmanufaktur immer mehr in Schieflage. Die Fusion mit der Manufaktur Löwenkind, einem großen Konkurrenten, scheint die letzte Rettung zu sein. Und die nächsten Probleme warten bereits: Der Nationalsozialismus gewinnt unaufhörlich an Einfluss und Macht. Wird es den Blankenburgs gelingen, sich zusammenzuraufen und die Manufaktur zu retten?

«Was denn für eine böse Sache? Wir senken die Arbeitslosigkeit, wir bauen Autobahnen, planen eine Landreform, bekämpfen die ausufernde Kriminalität. Wir bringen der Jugend Disziplin bei, schützen Deutschland vor dem Stalinismus… Unser Ziel ist ein gedeihender, glücklicher Staat. Was ist daran falsch?»

In den Jahren 1929 bis 1936 hat Eric Berg seinen historischen Familienroman angesiedelt. Er beschreibt anhand der Ereignisse rund um die Familie Blankenburg und ihr Unternehmen die Machtkämpfe innerhalb der Familie und die Einflüsse der verschiedenen Charaktere vor dem Hintergrund tiefgreifenden politischen und wirtschaftlichen Geschehens. Die fiktiven Figuren geben Einblick in eine Gesellschaft, die distanziert zum effektiven Geschehen lebt und die dann aufgrund familiärer und gesellschaftlicher Ereignisse auf den Boden der Tatsachen geholt wird.

Der Roman befasst sich intensiv mit den wirtschaftlichen und politischen Wirren dieser Zeit. Phasenweise werden Figuren oder Handlungen aber nur oberflächlich abgehandelt, und der Autor lässt Einblicke in die Herstellung von Porzellan vermissen. Das ist schade. Dennoch: Die Lektüre bietet spannende Unterhaltung, viele überraschende Wendungen und einen guten geschichtlichen Überblick.

Fazit

Eine mitreißende Familiengeschichte vor spannendem historischem Hintergrund. Vielschichtige Charaktere, Familiendramen, Machtkämpfe und Liebesgeschichten finden ebenso Platz, wie politische und wirtschaftliche Ereignisse der Vergangenheit. Ein unterhaltsamer und spannender Lesestoff mit vielen überraschenden Wendungen und interessanten Figuren.

Die Blankenburgs

Eric Berg, Blanvalet

Die Blankenburgs

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