Mehr Schein als Sein?
Ein auffälliges Cover und eine mitnichten dezente Farbkombination lassen den Roman sofort im Bücherregal hervorstechen. Doch steckt denn auch so viel Besonderes im Innern oder handelt es sich um mehr Schein als Sein? Lisa Taddeo spaltete schon mit ihrem ersten Roman die Meinungen ihrer LeserInnen.
Es geht um eine Frau namens Joan. Zu Beginn erleben wir, wie ein Blutbad geschieht, das ihr Liebhaber anrichtet. Er erschießt sich vor ihren Augen selbst. Daraufhin flieht sie aus New York und macht sich auf die Suche nach einer Frau, die ihr helfen soll, Licht ins Dunkel zu bringen und ihre Vergangenheit zu klären. Man erfährt immer mehr Einzelheiten aus ihrem Leben, das geprägt ist durch negative Erfahrungen mit Männern. Doch ihr Erkenntnisprozess geht soweit, dass sie nicht mehr das Opfer sein möchte. Muss sie dafür selbst töten?
Kann der Roman die Erwartungen der ersten Seiten erfüllen?
Als LeserIn wird man sofort ins Geschehen gezogen und möchte wissen, wie es weitergeht, warum sich das Ganze so entwickelt. Dazu nutzt die Autorin klare, direkte Sätze und auf den Punkt gebrachte Dialoge. Doch kann dieser Roman genau diese Erwartung, die er mit den ersten Seiten schürt, auch erfüllen? Irgendwie nicht. So ist klar, dass etwas passieren muss, doch die Spannungskurve wird sehr ausgereizt. Es finden sich Passagen voller Frust und Schmerz, getränkt durch Traumata und gesellschaftliche Gegebenheiten. Sich in diese unterschiedlichen Facetten hineinzuversetzen ist sehr schwierig. Blockierend hierbei ist vor allem die Hauptfigur Joan, mit der man einfach nicht warm wird. Sie wirkt nie wirklich sympathisch oder freundlich, so dass man sich zumindest in Ansätzen mit ihr identifizieren könnte.
Eine Antiheldin, die sich selbst erniedrigt
Auch wenn die Antiheldin aufgrund ihrer Erfahrungen in der Vergangenheit tablettenabhängig ist und sich selbst erniedrigt, ist es fast unmöglich, ihr Mitgefühl entgegenzubringen. Auch ihr Umgang mit Männern, den sie nach dem Selbstmord ihres älteren Liebhabers hat, ist recht fragwürdig. Hier wird auch ein Männerbild geschaffen, das durch und durch negativ ist. Da stellt sich wirklich die Frage: Ist das feministisch? Denn genau so präsentiert sich dieser Roman eigentlich. Abschließend muss das allerdings jeder bzw. jede für sich selbst entscheiden.
Fazit
Ein Roman, der sich mit einem schwierigen Thema beschäftigt, aber dieses fragwürdig auswertet. Er beinhaltet provokante, brutale, aber auch zärtliche und innige Momente – dabei zeichnet die Autorin das Bild einer Figur, die im Leben nicht so viel richtig gemacht zu haben scheint.
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